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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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bringen können, wenn ich nach dem Rath
des erfahrnen Spielers fortgefahren, indes¬
sen wolle er nun sehn, wie ich mich beneh¬
men würde, da ich mir so viel zutraue. --
Ich zog aus meinen Karten, ohne sie anzu¬
sehen, blindlings eine heraus, es war die
Dame. -- Wohl mag es lächerlich zu sagen
seyn, daß ich in diesem blassen leblosen Kar¬
tengesicht, Aureliens Züge zu entdecken glaub¬
te. Ich starrte das Blatt an, kaum konnte
ich meine innere Bewegung verbergen; der
Zuruf des Banquier's, ob das Spiel gemacht
sey, riß mich aus der Betäubung. Ohne
mich zu besinnen, zog ich die letzten fünf
Louisdor's, die ich noch bei mir trug, aus
der Tasche, und setzte sie auf die Dame. Sie
gewann, nun setzte ich immer fort und fort
auf die Dame, und immer höher, so wie der
Gewinn stieg. Jedesmal, wenn ich wieder
die Dame setzte, riefen die Spieler: nein es
ist unmöglich, jetzt muß die Dame untreu
werden -- und alle Karten der übrigen Spie¬

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bringen koͤnnen, wenn ich nach dem Rath
des erfahrnen Spielers fortgefahren, indeſ¬
ſen wolle er nun ſehn, wie ich mich beneh¬
men wuͤrde, da ich mir ſo viel zutraue. —
Ich zog aus meinen Karten, ohne ſie anzu¬
ſehen, blindlings eine heraus, es war die
Dame. — Wohl mag es laͤcherlich zu ſagen
ſeyn, daß ich in dieſem blaſſen lebloſen Kar¬
tengeſicht, Aureliens Zuͤge zu entdecken glaub¬
te. Ich ſtarrte das Blatt an, kaum konnte
ich meine innere Bewegung verbergen; der
Zuruf des Banquier's, ob das Spiel gemacht
ſey, riß mich aus der Betaͤubung. Ohne
mich zu beſinnen, zog ich die letzten fuͤnf
Louisdor's, die ich noch bei mir trug, aus
der Taſche, und ſetzte ſie auf die Dame. Sie
gewann, nun ſetzte ich immer fort und fort
auf die Dame, und immer hoͤher, ſo wie der
Gewinn ſtieg. Jedesmal, wenn ich wieder
die Dame ſetzte, riefen die Spieler: nein es
iſt unmoͤglich, jetzt muß die Dame untreu
werden — und alle Karten der uͤbrigen Spie¬

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[321/0337] bringen koͤnnen, wenn ich nach dem Rath des erfahrnen Spielers fortgefahren, indeſ¬ ſen wolle er nun ſehn, wie ich mich beneh¬ men wuͤrde, da ich mir ſo viel zutraue. — Ich zog aus meinen Karten, ohne ſie anzu¬ ſehen, blindlings eine heraus, es war die Dame. — Wohl mag es laͤcherlich zu ſagen ſeyn, daß ich in dieſem blaſſen lebloſen Kar¬ tengeſicht, Aureliens Zuͤge zu entdecken glaub¬ te. Ich ſtarrte das Blatt an, kaum konnte ich meine innere Bewegung verbergen; der Zuruf des Banquier's, ob das Spiel gemacht ſey, riß mich aus der Betaͤubung. Ohne mich zu beſinnen, zog ich die letzten fuͤnf Louisdor's, die ich noch bei mir trug, aus der Taſche, und ſetzte ſie auf die Dame. Sie gewann, nun ſetzte ich immer fort und fort auf die Dame, und immer hoͤher, ſo wie der Gewinn ſtieg. Jedesmal, wenn ich wieder die Dame ſetzte, riefen die Spieler: nein es iſt unmoͤglich, jetzt muß die Dame untreu werden — und alle Karten der uͤbrigen Spie¬ I. [ 21 ]

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/337>, abgerufen am 27.11.2024.