Weltmann eigen. Die Blässe, die den jun¬ gen Mönch auch bei schönem Gesicht entstellt, war aus meinem Gesicht verschwunden, ich befand mich in den Jahren der höchsten Kraft, die meine Wangen röthete, und aus meinen Augen blitzte; meine dunkelbraunen Locken verbargen jedes Ueberbleibsel der Ton¬ sur. Zu dem Allen kam, daß ich eine feine zierliche schwarze Kleidung im neuesten Ge¬ schmack trug, die ich aus der Handelsstadt mitgebracht, und so konnte es nicht fehlen, daß meine Erscheinung angenehm auf die schon Versammelten wirken mußte, wie sie es durch ihr zuvorkommendes Betragen, das, sich in den Schranken der höchsten Feinheit haltend, nicht zudringlich wurde, bewiesen. So wie nach meiner, aus Romanen und Co¬ mödien gezogenen Theorie, der Fürst, als er mit mir im Park sprach, bei den Worten: ich bin der Fürst, eigentlich den Oberrock rasch aufknöpfen, und mir einen großen Stern entgegen blitzen lassen mußte, so soll¬
Weltmann eigen. Die Blaͤſſe, die den jun¬ gen Moͤnch auch bei ſchoͤnem Geſicht entſtellt, war aus meinem Geſicht verſchwunden, ich befand mich in den Jahren der hoͤchſten Kraft, die meine Wangen roͤthete, und aus meinen Augen blitzte; meine dunkelbraunen Locken verbargen jedes Ueberbleibſel der Ton¬ ſur. Zu dem Allen kam, daß ich eine feine zierliche ſchwarze Kleidung im neueſten Ge¬ ſchmack trug, die ich aus der Handelsſtadt mitgebracht, und ſo konnte es nicht fehlen, daß meine Erſcheinung angenehm auf die ſchon Verſammelten wirken mußte, wie ſie es durch ihr zuvorkommendes Betragen, das, ſich in den Schranken der hoͤchſten Feinheit haltend, nicht zudringlich wurde, bewieſen. So wie nach meiner, aus Romanen und Co¬ moͤdien gezogenen Theorie, der Fuͤrſt, als er mit mir im Park ſprach, bei den Worten: ich bin der Fuͤrſt, eigentlich den Oberrock raſch aufknoͤpfen, und mir einen großen Stern entgegen blitzen laſſen mußte, ſo ſoll¬
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Weltmann eigen. Die Blaͤſſe, die den jun¬
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war aus meinem Geſicht verſchwunden, ich
befand mich in den Jahren der hoͤchſten
Kraft, die meine Wangen roͤthete, und aus
meinen Augen blitzte; meine dunkelbraunen
Locken verbargen jedes Ueberbleibſel der Ton¬
ſur. Zu dem Allen kam, daß ich eine feine
zierliche ſchwarze Kleidung im neueſten Ge¬
ſchmack trug, die ich aus der Handelsſtadt
mitgebracht, und ſo konnte es nicht fehlen,
daß meine Erſcheinung angenehm auf die
ſchon Verſammelten wirken mußte, wie ſie
es durch ihr zuvorkommendes Betragen, das,
ſich in den Schranken der hoͤchſten Feinheit
haltend, nicht zudringlich wurde, bewieſen.
So wie nach meiner, aus Romanen und Co¬
moͤdien gezogenen Theorie, der Fuͤrſt, als er
mit mir im Park ſprach, bei den Worten:
ich bin der Fuͤrſt, eigentlich den Oberrock
raſch aufknoͤpfen, und mir einen großen
Stern entgegen blitzen laſſen mußte, ſo ſoll¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/331>, abgerufen am 27.11.2024.
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