kam, wenn sie freundlich mich anredete, da konnte ich kaum ein Wort herausbringen, ich mochte nur sie anschauen, nur sie hö¬ ren. Jedes ihrer Worte blieb tief in mei¬ ner Seele zurück, noch den ganzen Tag über, wenn ich sie gesprochen, befand ich mich in wunderbarer feierlicher Stimmung und ihre Gestalt begleitete mich auf den Spaziergängen, die ich dann besuchte. -- Welches namenlose Gefühl durchbebte mich, wenn ich, das Rauchfaß schwingend am Hoch¬ altare stand, und nun die Töne der Orgel von dem Chore herabströmten und, wie zur brau¬ senden Fluth anschwellend, mich fortrissen -- wenn ich dann in dem Hymnus ihre Stim¬ me erkannte, die, wie ein leuchtender Strahl zu mir herabdrang, und mein Inneres mit den Ahnungen des Höchsten -- des Heilig¬ sten erfüllte. Aber der herrlichste Tag, auf den ich mich Wochenlang freute, ja, an den ich niemals ohne inneres Entzücken den¬ ken konnte, war das Fest des heiligen Ber¬
I. [ 2 ]
kam, wenn ſie freundlich mich anredete, da konnte ich kaum ein Wort herausbringen, ich mochte nur ſie anſchauen, nur ſie hoͤ¬ ren. Jedes ihrer Worte blieb tief in mei¬ ner Seele zuruͤck, noch den ganzen Tag uͤber, wenn ich ſie geſprochen, befand ich mich in wunderbarer feierlicher Stimmung und ihre Geſtalt begleitete mich auf den Spaziergaͤngen, die ich dann beſuchte. — Welches namenloſe Gefuͤhl durchbebte mich, wenn ich, das Rauchfaß ſchwingend am Hoch¬ altare ſtand, und nun die Toͤne der Orgel von dem Chore herabſtroͤmten und, wie zur brau¬ ſenden Fluth anſchwellend, mich fortriſſen — wenn ich dann in dem Hymnus ihre Stim¬ me erkannte, die, wie ein leuchtender Strahl zu mir herabdrang, und mein Inneres mit den Ahnungen des Hoͤchſten — des Heilig¬ ſten erfuͤllte. Aber der herrlichſte Tag, auf den ich mich Wochenlang freute, ja, an den ich niemals ohne inneres Entzuͤcken den¬ ken konnte, war das Feſt des heiligen Ber¬
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kam, wenn ſie freundlich mich anredete, da
konnte ich kaum ein Wort herausbringen,
ich mochte nur ſie anſchauen, nur ſie hoͤ¬
ren. Jedes ihrer Worte blieb tief in mei¬
ner Seele zuruͤck, noch den ganzen Tag
uͤber, wenn ich ſie geſprochen, befand ich
mich in wunderbarer feierlicher Stimmung
und ihre Geſtalt begleitete mich auf den
Spaziergaͤngen, die ich dann beſuchte. —
Welches namenloſe Gefuͤhl durchbebte mich,
wenn ich, das Rauchfaß ſchwingend am Hoch¬
altare ſtand, und nun die Toͤne der Orgel von
dem Chore herabſtroͤmten und, wie zur brau¬
ſenden Fluth anſchwellend, mich fortriſſen —
wenn ich dann in dem Hymnus ihre Stim¬
me erkannte, die, wie ein leuchtender Strahl
zu mir herabdrang, und mein Inneres mit
den Ahnungen des Hoͤchſten — des Heilig¬
ſten erfuͤllte. Aber der herrlichſte Tag, auf
den ich mich Wochenlang freute, ja, an
den ich niemals ohne inneres Entzuͤcken den¬
ken konnte, war das Feſt des heiligen Ber¬
I. [ 2 ]
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/33>, abgerufen am 27.11.2024.
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