und der wahren Art der Ausführung für's Leben, abzugehen scheine. Das Gespräch wandte sich zur Kunst, ich bewies mich als guter Kenner der Mahlerei, und als prakti¬ scher Tonkünstler, ich wagte manchen Wi¬ derspruch gegen seine Urtheile, die geistreich und präzis seine innere Ueberzeugung aus¬ sprachen, aber auch wahrnehmen ließen, daß seine Kunstbildung zwar bei weitem die über¬ traf, wie sie die Großen gemeinhin zu erhal¬ ten pflegen, indessen doch viel zu oberfläch¬ lich war, um nur die Tiefe zu ahnen, aus der dem wahren Künstler die herrliche Kunst aufgeht, und in ihm den göttlichen Funken des Strebens nach dem Wahrhaftigen ent¬ zündet. Meine Widersprüche, meine Ansich¬ ten galten ihm nur als Beweis meines Di¬ lettantismus, der gewöhnlich nicht von der wahren praktischen Einsicht erleuchtet werde. Er belehrte mich über die wahren Tenden¬ zen der Mahlerei und der Musik, über die Bedingnisse des Gemähldes, der Oper. -- Ich
und der wahren Art der Ausfuͤhrung fuͤr's Leben, abzugehen ſcheine. Das Geſpraͤch wandte ſich zur Kunſt, ich bewies mich als guter Kenner der Mahlerei, und als prakti¬ ſcher Tonkuͤnſtler, ich wagte manchen Wi¬ derſpruch gegen ſeine Urtheile, die geiſtreich und praͤzis ſeine innere Ueberzeugung aus¬ ſprachen, aber auch wahrnehmen ließen, daß ſeine Kunſtbildung zwar bei weitem die uͤber¬ traf, wie ſie die Großen gemeinhin zu erhal¬ ten pflegen, indeſſen doch viel zu oberflaͤch¬ lich war, um nur die Tiefe zu ahnen, aus der dem wahren Kuͤnſtler die herrliche Kunſt aufgeht, und in ihm den goͤttlichen Funken des Strebens nach dem Wahrhaftigen ent¬ zuͤndet. Meine Widerſpruͤche, meine Anſich¬ ten galten ihm nur als Beweis meines Di¬ lettantismus, der gewoͤhnlich nicht von der wahren praktiſchen Einſicht erleuchtet werde. Er belehrte mich uͤber die wahren Tenden¬ zen der Mahlerei und der Muſik, uͤber die Bedingniſſe des Gemaͤhldes, der Oper. — Ich
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[309/0325]
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Leben, abzugehen ſcheine. Das Geſpraͤch
wandte ſich zur Kunſt, ich bewies mich als
guter Kenner der Mahlerei, und als prakti¬
ſcher Tonkuͤnſtler, ich wagte manchen Wi¬
derſpruch gegen ſeine Urtheile, die geiſtreich
und praͤzis ſeine innere Ueberzeugung aus¬
ſprachen, aber auch wahrnehmen ließen, daß
ſeine Kunſtbildung zwar bei weitem die uͤber¬
traf, wie ſie die Großen gemeinhin zu erhal¬
ten pflegen, indeſſen doch viel zu oberflaͤch¬
lich war, um nur die Tiefe zu ahnen, aus
der dem wahren Kuͤnſtler die herrliche Kunſt
aufgeht, und in ihm den goͤttlichen Funken
des Strebens nach dem Wahrhaftigen ent¬
zuͤndet. Meine Widerſpruͤche, meine Anſich¬
ten galten ihm nur als Beweis meines Di¬
lettantismus, der gewoͤhnlich nicht von der
wahren praktiſchen Einſicht erleuchtet werde.
Er belehrte mich uͤber die wahren Tenden¬
zen der Mahlerei und der Muſik, uͤber die
Bedingniſſe des Gemaͤhldes, der Oper. — Ich
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/325>, abgerufen am 27.11.2024.
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