cher Baumeister und Gärtner, dann begei¬ sterte ihn der Schwung, den seit einiger Zeit die Musik genommen, und dieser Begeiste¬ rung verdanken wir die Einrichtung einer ganz vorzüglichen Capelle. -- Dann beschäf¬ tigte ihn die Mahlerei, in der er selbst das Ungewöhnliche leistet. Selbst bei den tägli¬ chen Belustigungen des Hofes, findet dieser Wechsel statt. -- Sonst wurde viel getanzt, jetzt wird an Gesellschaftstagen eine Faro¬ bank gehalten, und der Fürst ohne im min¬ desten eigentlicher Spieler zu seyn, ergötzt sich an den sonderbaren Verknüpfungen des Zufalls, doch bedarf es nur irgend eines Impulses, um wieder etwas anderes an die Tagesordnung zu bringen. Dieser schnelle Wechsel der Neigungen hat dem guten Für¬ sten den Vorwurf zugezogen, daß ihm dieje¬ nige Tiefe des Geistes fehle, in der sich wie in einen klaren sonnenhellen See das far¬ benreiche Bild des Lebens unverändert spie¬ gelt; meiner Meinung nach thut man ihm
cher Baumeiſter und Gaͤrtner, dann begei¬ ſterte ihn der Schwung, den ſeit einiger Zeit die Muſik genommen, und dieſer Begeiſte¬ rung verdanken wir die Einrichtung einer ganz vorzuͤglichen Capelle. — Dann beſchaͤf¬ tigte ihn die Mahlerei, in der er ſelbſt das Ungewoͤhnliche leiſtet. Selbſt bei den taͤgli¬ chen Beluſtigungen des Hofes, findet dieſer Wechſel ſtatt. — Sonſt wurde viel getanzt, jetzt wird an Geſellſchaftstagen eine Faro¬ bank gehalten, und der Fuͤrſt ohne im min¬ deſten eigentlicher Spieler zu ſeyn, ergoͤtzt ſich an den ſonderbaren Verknuͤpfungen des Zufalls, doch bedarf es nur irgend eines Impulſes, um wieder etwas anderes an die Tagesordnung zu bringen. Dieſer ſchnelle Wechſel der Neigungen hat dem guten Fuͤr¬ ſten den Vorwurf zugezogen, daß ihm dieje¬ nige Tiefe des Geiſtes fehle, in der ſich wie in einen klaren ſonnenhellen See das far¬ benreiche Bild des Lebens unveraͤndert ſpie¬ gelt; meiner Meinung nach thut man ihm
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cher Baumeiſter und Gaͤrtner, dann begei¬
ſterte ihn der Schwung, den ſeit einiger Zeit
die Muſik genommen, und dieſer Begeiſte¬
rung verdanken wir die Einrichtung einer
ganz vorzuͤglichen Capelle. — Dann beſchaͤf¬
tigte ihn die Mahlerei, in der er ſelbſt das
Ungewoͤhnliche leiſtet. Selbſt bei den taͤgli¬
chen Beluſtigungen des Hofes, findet dieſer
Wechſel ſtatt. — Sonſt wurde viel getanzt,
jetzt wird an Geſellſchaftstagen eine Faro¬
bank gehalten, und der Fuͤrſt ohne im min¬
deſten eigentlicher Spieler zu ſeyn, ergoͤtzt
ſich an den ſonderbaren Verknuͤpfungen des
Zufalls, doch bedarf es nur irgend eines
Impulſes, um wieder etwas anderes an die
Tagesordnung zu bringen. Dieſer ſchnelle
Wechſel der Neigungen hat dem guten Fuͤr¬
ſten den Vorwurf zugezogen, daß ihm dieje¬
nige Tiefe des Geiſtes fehle, in der ſich wie
in einen klaren ſonnenhellen See das far¬
benreiche Bild des Lebens unveraͤndert ſpie¬
gelt; meiner Meinung nach thut man ihm
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/319>, abgerufen am 27.11.2024.
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