ner, bis auf den gemeinen Mann, herrschte eine gewisse Zierlichkeit, ein Streben, äußere Bildung zu zeigen.
Der fürstliche Pallast war nichts weni¬ ger als groß, auch nicht im großen Styl er¬ baut, aber Rücksichts der Eleganz, der rich¬ tigen Verhältnisse, eines der schönsten Ge¬ bäude, die ich jemals gesehen; an ihn schloß sich ein anmuthiger Park, den der liberale Fürst den Einwohnern zum Spaziergange ge¬ öffnet.
Man sagte mir in dem Gasthause, wo ich eingekehrt, daß die fürstliche Familie ge¬ wöhnlich Abends einen Gang durch den Park zu machen pflege, und daß viele Einwohner diese Gelegenheit niemals versäumten, den gütigen Landesherrn zu sehen. Ich eilte um die bestimmte Stunde in den Park, der Fürst trat mit seiner Gemahlin und einer geringen Umgebung aus dem Schlosse. -- Ach! -- bald sah ich nichts mehr, als die Fürstin, sie die meiner Pflegemutter so ähnlich war! -- Die¬
ner, bis auf den gemeinen Mann, herrſchte eine gewiſſe Zierlichkeit, ein Streben, aͤußere Bildung zu zeigen.
Der fuͤrſtliche Pallaſt war nichts weni¬ ger als groß, auch nicht im großen Styl er¬ baut, aber Ruͤckſichts der Eleganz, der rich¬ tigen Verhaͤltniſſe, eines der ſchoͤnſten Ge¬ baͤude, die ich jemals geſehen; an ihn ſchloß ſich ein anmuthiger Park, den der liberale Fuͤrſt den Einwohnern zum Spaziergange ge¬ oͤffnet.
Man ſagte mir in dem Gaſthauſe, wo ich eingekehrt, daß die fuͤrſtliche Familie ge¬ woͤhnlich Abends einen Gang durch den Park zu machen pflege, und daß viele Einwohner dieſe Gelegenheit niemals verſaͤumten, den guͤtigen Landesherrn zu ſehen. Ich eilte um die beſtimmte Stunde in den Park, der Fuͤrſt trat mit ſeiner Gemahlin und einer geringen Umgebung aus dem Schloſſe. — Ach! — bald ſah ich nichts mehr, als die Fuͤrſtin, ſie die meiner Pflegemutter ſo aͤhnlich war! — Die¬
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ner, bis auf den gemeinen Mann, herrſchte
eine gewiſſe Zierlichkeit, ein Streben, aͤußere
Bildung zu zeigen.
Der fuͤrſtliche Pallaſt war nichts weni¬
ger als groß, auch nicht im großen Styl er¬
baut, aber Ruͤckſichts der Eleganz, der rich¬
tigen Verhaͤltniſſe, eines der ſchoͤnſten Ge¬
baͤude, die ich jemals geſehen; an ihn ſchloß
ſich ein anmuthiger Park, den der liberale
Fuͤrſt den Einwohnern zum Spaziergange ge¬
oͤffnet.
Man ſagte mir in dem Gaſthauſe, wo
ich eingekehrt, daß die fuͤrſtliche Familie ge¬
woͤhnlich Abends einen Gang durch den Park
zu machen pflege, und daß viele Einwohner
dieſe Gelegenheit niemals verſaͤumten, den
guͤtigen Landesherrn zu ſehen. Ich eilte um
die beſtimmte Stunde in den Park, der Fuͤrſt
trat mit ſeiner Gemahlin und einer geringen
Umgebung aus dem Schloſſe. — Ach! — bald
ſah ich nichts mehr, als die Fuͤrſtin, ſie die
meiner Pflegemutter ſo aͤhnlich war! — Die¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/311>, abgerufen am 27.11.2024.
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