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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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rei wohnte, bald ein besseres Ansehen. Die
Noth hatte ein Ende, ich ging besser ge¬
kleidet und genoß den Unterricht des Pfar¬
rers, dem ich zugleich, wenn er in der Klo¬
sterkirche das Amt hielt, als Chorknabe
diente. --

Wie umfängt mich noch wie ein seeliger
Traum die Erinnerung an jene glückliche
Jugendzeit! -- Ach wie ein fernes herrliches
Land, wo die Freude wohnt, und die unge¬
trübte Heiterkeit des kindlichen unbefangenen
Sinns, liegt die Heimat weit, weit hinter
mir, aber wenn ich zurückblicke, da gähnt
mir die Kluft entgegen, die mich auf ewig
von ihr geschieden. Von heißer Sehnsucht
ergriffen, trachte ich immer mehr und mehr
die Geliebten zu erkennen, die ich drüben,
wie im Purpurhimmel des Frühroths wan¬
delnd, erblicke, ich wähne ihre holden Stim¬
men zu vernehmen. Ach! -- giebt es denn
eine Kluft, über die die Liebe mit starkem
Fittig sich nicht hinwegschwingen könnte.

rei wohnte, bald ein beſſeres Anſehen. Die
Noth hatte ein Ende, ich ging beſſer ge¬
kleidet und genoß den Unterricht des Pfar¬
rers, dem ich zugleich, wenn er in der Klo¬
ſterkirche das Amt hielt, als Chorknabe
diente. —

Wie umfaͤngt mich noch wie ein ſeeliger
Traum die Erinnerung an jene gluͤckliche
Jugendzeit! — Ach wie ein fernes herrliches
Land, wo die Freude wohnt, und die unge¬
truͤbte Heiterkeit des kindlichen unbefangenen
Sinns, liegt die Heimat weit, weit hinter
mir, aber wenn ich zuruͤckblicke, da gaͤhnt
mir die Kluft entgegen, die mich auf ewig
von ihr geſchieden. Von heißer Sehnſucht
ergriffen, trachte ich immer mehr und mehr
die Geliebten zu erkennen, die ich druͤben,
wie im Purpurhimmel des Fruͤhroths wan¬
delnd, erblicke, ich waͤhne ihre holden Stim¬
men zu vernehmen. Ach! — giebt es denn
eine Kluft, uͤber die die Liebe mit ſtarkem
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[15/0031] rei wohnte, bald ein beſſeres Anſehen. Die Noth hatte ein Ende, ich ging beſſer ge¬ kleidet und genoß den Unterricht des Pfar¬ rers, dem ich zugleich, wenn er in der Klo¬ ſterkirche das Amt hielt, als Chorknabe diente. — Wie umfaͤngt mich noch wie ein ſeeliger Traum die Erinnerung an jene gluͤckliche Jugendzeit! — Ach wie ein fernes herrliches Land, wo die Freude wohnt, und die unge¬ truͤbte Heiterkeit des kindlichen unbefangenen Sinns, liegt die Heimat weit, weit hinter mir, aber wenn ich zuruͤckblicke, da gaͤhnt mir die Kluft entgegen, die mich auf ewig von ihr geſchieden. Von heißer Sehnſucht ergriffen, trachte ich immer mehr und mehr die Geliebten zu erkennen, die ich druͤben, wie im Purpurhimmel des Fruͤhroths wan¬ delnd, erblicke, ich waͤhne ihre holden Stim¬ men zu vernehmen. Ach! — giebt es denn eine Kluft, uͤber die die Liebe mit ſtarkem Fittig ſich nicht hinwegſchwingen koͤnnte.

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/31>, abgerufen am 23.11.2024.