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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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me festschnürte, verzog sich sein Gesicht
krampfhaft, und er ächzte leise. Sein Zu¬
stand durchbohrte mein Herz, er war mir
verwandt worden, ja nur seinem Verderben
verdankte ich vielleicht meine Rettung. Chri¬
stian und ein Jägerbursche setzten sich neben
ihm in den Wagen. Erst im fortfahren fiel
sein Blick auf mich, und er wurde plötzlich
von tiefem Staunen ergriffen; als der Wa¬
gen sich schon entfernte (wir waren ihm bis
vor die Mauer gefolgt) blieb sein Kopf ge¬
wandt, und sein Blick auf mich gerichtet.
"Sehen Sie, sagte der alte Förster: wie er
Sie so scharf ins Auge faßt; ich glaube, daß
Ihre Gegenwart im Speisezimmer, die er
nicht vermuthete, auch viel zu seinem rasen¬
den Beginnen beigetragen hat, denn selbst in
seiner guten Periode blieb er ungemein scheu,
und hatte immer den Argwohn, daß ein
Fremder kommen, und ihn tödten würde.
Vor dem Tode hat er nehmlich eine ganz
ungemessene Furcht, und durch die Drohung

me feſtſchnuͤrte, verzog ſich ſein Geſicht
krampfhaft, und er aͤchzte leiſe. Sein Zu¬
ſtand durchbohrte mein Herz, er war mir
verwandt worden, ja nur ſeinem Verderben
verdankte ich vielleicht meine Rettung. Chri¬
ſtian und ein Jaͤgerburſche ſetzten ſich neben
ihm in den Wagen. Erſt im fortfahren fiel
ſein Blick auf mich, und er wurde ploͤtzlich
von tiefem Staunen ergriffen; als der Wa¬
gen ſich ſchon entfernte (wir waren ihm bis
vor die Mauer gefolgt) blieb ſein Kopf ge¬
wandt, und ſein Blick auf mich gerichtet.
„Sehen Sie, ſagte der alte Foͤrſter: wie er
Sie ſo ſcharf ins Auge faßt; ich glaube, daß
Ihre Gegenwart im Speiſezimmer, die er
nicht vermuthete, auch viel zu ſeinem raſen¬
den Beginnen beigetragen hat, denn ſelbſt in
ſeiner guten Periode blieb er ungemein ſcheu,
und hatte immer den Argwohn, daß ein
Fremder kommen, und ihn toͤdten wuͤrde.
Vor dem Tode hat er nehmlich eine ganz
ungemeſſene Furcht, und durch die Drohung

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[291/0307] me feſtſchnuͤrte, verzog ſich ſein Geſicht krampfhaft, und er aͤchzte leiſe. Sein Zu¬ ſtand durchbohrte mein Herz, er war mir verwandt worden, ja nur ſeinem Verderben verdankte ich vielleicht meine Rettung. Chri¬ ſtian und ein Jaͤgerburſche ſetzten ſich neben ihm in den Wagen. Erſt im fortfahren fiel ſein Blick auf mich, und er wurde ploͤtzlich von tiefem Staunen ergriffen; als der Wa¬ gen ſich ſchon entfernte (wir waren ihm bis vor die Mauer gefolgt) blieb ſein Kopf ge¬ wandt, und ſein Blick auf mich gerichtet. „Sehen Sie, ſagte der alte Foͤrſter: wie er Sie ſo ſcharf ins Auge faßt; ich glaube, daß Ihre Gegenwart im Speiſezimmer, die er nicht vermuthete, auch viel zu ſeinem raſen¬ den Beginnen beigetragen hat, denn ſelbſt in ſeiner guten Periode blieb er ungemein ſcheu, und hatte immer den Argwohn, daß ein Fremder kommen, und ihn toͤdten wuͤrde. Vor dem Tode hat er nehmlich eine ganz ungemeſſene Furcht, und durch die Drohung

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/307>, abgerufen am 27.11.2024.