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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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er zu treffen Willens." -- Dieser gewiß un¬
befangene Scherz des Alten, traf mein In¬
nerstes, und selbst mein glücklicher Schuß in
jener aufgeregten entsetzlichen Stimmung,
den doch nur der Zufall herbeigeführt, er¬
füllte mich mit Grauen. Mit meinem Selbst
mehr als jemals entzweit, wurde ich mir
selbst zweideutig, und ein inneres Grausen
umfing mein eignes Wesen mit zerstörender
Kraft.

Als wir ins Haus zurückkamen, berich¬
tete Christian, daß der Mönch sich im Thurm
ganz ruhig verhalten, kein einziges Wort ge¬
sprochen, und auch keine Nahrung zu sich ge¬
nommen habe. "Ich kann ihn nun nicht
länger bei mir behalten, sprach der Förster:
denn wer steht mir dafür, daß sein, wie es
scheint, unheilbarer Wahnsinn nach langer
Zeit nicht aufs Neue ausbricht, und er ir¬
gend ein entsetzliches Unheil hier im Hause
anrichtet; er muß morgen in aller Frühe mit
Christian und Franz nach der Stadt; mein

er zu treffen Willens.“ — Dieſer gewiß un¬
befangene Scherz des Alten, traf mein In¬
nerſtes, und ſelbſt mein gluͤcklicher Schuß in
jener aufgeregten entſetzlichen Stimmung,
den doch nur der Zufall herbeigefuͤhrt, er¬
fuͤllte mich mit Grauen. Mit meinem Selbſt
mehr als jemals entzweit, wurde ich mir
ſelbſt zweideutig, und ein inneres Grauſen
umfing mein eignes Weſen mit zerſtoͤrender
Kraft.

Als wir ins Haus zuruͤckkamen, berich¬
tete Chriſtian, daß der Moͤnch ſich im Thurm
ganz ruhig verhalten, kein einziges Wort ge¬
ſprochen, und auch keine Nahrung zu ſich ge¬
nommen habe. „Ich kann ihn nun nicht
laͤnger bei mir behalten, ſprach der Foͤrſter:
denn wer ſteht mir dafuͤr, daß ſein, wie es
ſcheint, unheilbarer Wahnſinn nach langer
Zeit nicht aufs Neue ausbricht, und er ir¬
gend ein entſetzliches Unheil hier im Hauſe
anrichtet; er muß morgen in aller Fruͤhe mit
Chriſtian und Franz nach der Stadt; mein

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[287/0303] er zu treffen Willens.“ — Dieſer gewiß un¬ befangene Scherz des Alten, traf mein In¬ nerſtes, und ſelbſt mein gluͤcklicher Schuß in jener aufgeregten entſetzlichen Stimmung, den doch nur der Zufall herbeigefuͤhrt, er¬ fuͤllte mich mit Grauen. Mit meinem Selbſt mehr als jemals entzweit, wurde ich mir ſelbſt zweideutig, und ein inneres Grauſen umfing mein eignes Weſen mit zerſtoͤrender Kraft. Als wir ins Haus zuruͤckkamen, berich¬ tete Chriſtian, daß der Moͤnch ſich im Thurm ganz ruhig verhalten, kein einziges Wort ge¬ ſprochen, und auch keine Nahrung zu ſich ge¬ nommen habe. „Ich kann ihn nun nicht laͤnger bei mir behalten, ſprach der Foͤrſter: denn wer ſteht mir dafuͤr, daß ſein, wie es ſcheint, unheilbarer Wahnſinn nach langer Zeit nicht aufs Neue ausbricht, und er ir¬ gend ein entſetzliches Unheil hier im Hauſe anrichtet; er muß morgen in aller Fruͤhe mit Chriſtian und Franz nach der Stadt; mein

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/303>, abgerufen am 27.11.2024.