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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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ließ ihm Speise und Wein zur Stärkung
reichen, worauf er sich sichtlich erholte. Er
bat mich auf das eindringendste, ihn nur ei¬
nige Tage im Hause zu dulden, und ihm ein
neues Ordenshabit zu verschaffen, er wolle
dann selbst nach dem Kloster zurückwandeln.
Ich erfüllte seinen Wunsch, und sein Wahn¬
sinn schien wirklich nachzulassen, da die Pa¬
roxismen minder heftig und seltner wurden.
In den Ausbrüchen der Raserei stieß er ent¬
setzliche Reden aus, und ich bemerkte, daß
er, wenn ich ihn deshalb hart anredete, und
mit dem Tode drohte, in einen Zustand inne¬
rer Zerknirschung überging, in dem er sich
kasteite, ja sogar Gott und die Heiligen an¬
rief, ihn von der Höllenquaal zu befreien.
Er schien sich dann für den heiligen Antonius
zu halten, so wie er in der Raserei immer
tobte: er sey Graf und gebietender Herr,
und er wolle uns alle ermorden lassen, wenn
seine Diener kämen. In den lichten Zwi¬
schenräumen bat er mich um Gotteswillen

ließ ihm Speiſe und Wein zur Staͤrkung
reichen, worauf er ſich ſichtlich erholte. Er
bat mich auf das eindringendſte, ihn nur ei¬
nige Tage im Hauſe zu dulden, und ihm ein
neues Ordenshabit zu verſchaffen, er wolle
dann ſelbſt nach dem Kloſter zuruͤckwandeln.
Ich erfuͤllte ſeinen Wunſch, und ſein Wahn¬
ſinn ſchien wirklich nachzulaſſen, da die Pa¬
roxismen minder heftig und ſeltner wurden.
In den Ausbruͤchen der Raſerei ſtieß er ent¬
ſetzliche Reden aus, und ich bemerkte, daß
er, wenn ich ihn deshalb hart anredete, und
mit dem Tode drohte, in einen Zuſtand inne¬
rer Zerknirſchung uͤberging, in dem er ſich
kaſteite, ja ſogar Gott und die Heiligen an¬
rief, ihn von der Hoͤllenquaal zu befreien.
Er ſchien ſich dann fuͤr den heiligen Antonius
zu halten, ſo wie er in der Raſerei immer
tobte: er ſey Graf und gebietender Herr,
und er wolle uns alle ermorden laſſen, wenn
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[271/0287] ließ ihm Speiſe und Wein zur Staͤrkung reichen, worauf er ſich ſichtlich erholte. Er bat mich auf das eindringendſte, ihn nur ei¬ nige Tage im Hauſe zu dulden, und ihm ein neues Ordenshabit zu verſchaffen, er wolle dann ſelbſt nach dem Kloſter zuruͤckwandeln. Ich erfuͤllte ſeinen Wunſch, und ſein Wahn¬ ſinn ſchien wirklich nachzulaſſen, da die Pa¬ roxismen minder heftig und ſeltner wurden. In den Ausbruͤchen der Raſerei ſtieß er ent¬ ſetzliche Reden aus, und ich bemerkte, daß er, wenn ich ihn deshalb hart anredete, und mit dem Tode drohte, in einen Zuſtand inne¬ rer Zerknirſchung uͤberging, in dem er ſich kaſteite, ja ſogar Gott und die Heiligen an¬ rief, ihn von der Hoͤllenquaal zu befreien. Er ſchien ſich dann fuͤr den heiligen Antonius zu halten, ſo wie er in der Raſerei immer tobte: er ſey Graf und gebietender Herr, und er wolle uns alle ermorden laſſen, wenn ſeine Diener kaͤmen. In den lichten Zwi¬ ſchenraͤumen bat er mich um Gotteswillen

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/287>, abgerufen am 27.11.2024.