Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

übergegangen sey ins wirkliche Leben. --
Der Tisch war gedeckt, die Suppe dampfte,
der Alte zog sein Käppchen ab, um das Ge¬
bet zu halten, da ging die Thüre auf, und
der Capuziner, den ich in der Nacht gesehen,
trat hinein. Der Wahnsinn war aus seinem
Gesichte verschwunden, aber er hatte ein dü¬
stres störrisches Ansehen. "Seyn Sie will¬
kommen, ehrwürdiger Herr! rief ihm der
Alte entgegen: -- sprechen Sie das Gratias
und speisen Sie dann mit uns." -- Da blickte
er um sich mit Zornfunkelnden Augen, und
schrie mit fürchterlicher Stimme: "der Satan
soll Dich zerreissen mit Deinem ehrwürdigen
Herrn und Deinem verfluchten Beten; hast
Du mich nicht hergelockt, damit ich der drei¬
zehnte seyn soll, und Du mich umbringen
lassen kannst von dem fremden Mörder? --
Hast Du mich nicht in diese Kutte gesteckt,
damit niemand den Grafen, Deinen Herrn
und Gebieter, erkennen soll. -- Aber hüte Dich,
Verfluchter, vor meinem Zorn!" -- Da¬

uͤbergegangen ſey ins wirkliche Leben. —
Der Tiſch war gedeckt, die Suppe dampfte,
der Alte zog ſein Kaͤppchen ab, um das Ge¬
bet zu halten, da ging die Thuͤre auf, und
der Capuziner, den ich in der Nacht geſehen,
trat hinein. Der Wahnſinn war aus ſeinem
Geſichte verſchwunden, aber er hatte ein duͤ¬
ſtres ſtoͤrriſches Anſehen. „Seyn Sie will¬
kommen, ehrwuͤrdiger Herr! rief ihm der
Alte entgegen: — ſprechen Sie das Gratias
und ſpeiſen Sie dann mit uns.“ — Da blickte
er um ſich mit Zornfunkelnden Augen, und
ſchrie mit fuͤrchterlicher Stimme: „der Satan
ſoll Dich zerreiſſen mit Deinem ehrwuͤrdigen
Herrn und Deinem verfluchten Beten; haſt
Du mich nicht hergelockt, damit ich der drei¬
zehnte ſeyn ſoll, und Du mich umbringen
laſſen kannſt von dem fremden Moͤrder? —
Haſt Du mich nicht in dieſe Kutte geſteckt,
damit niemand den Grafen, Deinen Herrn
und Gebieter, erkennen ſoll. — Aber huͤte Dich,
Verfluchter, vor meinem Zorn!“ — Da¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0277" n="261"/>
u&#x0364;bergegangen &#x017F;ey ins wirkliche Leben. &#x2014;<lb/>
Der Ti&#x017F;ch war gedeckt, die Suppe dampfte,<lb/>
der Alte zog &#x017F;ein Ka&#x0364;ppchen ab, um das Ge¬<lb/>
bet zu halten, da ging die Thu&#x0364;re auf, und<lb/>
der Capuziner, den ich in der Nacht ge&#x017F;ehen,<lb/>
trat hinein. Der Wahn&#x017F;inn war aus &#x017F;einem<lb/>
Ge&#x017F;ichte ver&#x017F;chwunden, aber er hatte ein du&#x0364;¬<lb/>
&#x017F;tres &#x017F;to&#x0364;rri&#x017F;ches An&#x017F;ehen. &#x201E;Seyn Sie will¬<lb/>
kommen, ehrwu&#x0364;rdiger Herr! rief ihm der<lb/>
Alte entgegen: &#x2014; &#x017F;prechen Sie das Gratias<lb/>
und &#x017F;pei&#x017F;en Sie dann mit uns.&#x201C; &#x2014; Da blickte<lb/>
er um &#x017F;ich mit Zornfunkelnden Augen, und<lb/>
&#x017F;chrie mit fu&#x0364;rchterlicher Stimme: &#x201E;der Satan<lb/>
&#x017F;oll Dich zerrei&#x017F;&#x017F;en mit Deinem ehrwu&#x0364;rdigen<lb/>
Herrn und Deinem verfluchten Beten; ha&#x017F;t<lb/>
Du mich nicht hergelockt, damit ich der drei¬<lb/>
zehnte &#x017F;eyn &#x017F;oll, und Du mich umbringen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en kann&#x017F;t von dem fremden Mo&#x0364;rder? &#x2014;<lb/>
Ha&#x017F;t Du mich nicht in die&#x017F;e Kutte ge&#x017F;teckt,<lb/>
damit niemand den Grafen, Deinen Herrn<lb/>
und Gebieter, erkennen &#x017F;oll. &#x2014; Aber hu&#x0364;te Dich,<lb/>
Verfluchter, vor meinem Zorn!&#x201C; &#x2014; Da¬<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[261/0277] uͤbergegangen ſey ins wirkliche Leben. — Der Tiſch war gedeckt, die Suppe dampfte, der Alte zog ſein Kaͤppchen ab, um das Ge¬ bet zu halten, da ging die Thuͤre auf, und der Capuziner, den ich in der Nacht geſehen, trat hinein. Der Wahnſinn war aus ſeinem Geſichte verſchwunden, aber er hatte ein duͤ¬ ſtres ſtoͤrriſches Anſehen. „Seyn Sie will¬ kommen, ehrwuͤrdiger Herr! rief ihm der Alte entgegen: — ſprechen Sie das Gratias und ſpeiſen Sie dann mit uns.“ — Da blickte er um ſich mit Zornfunkelnden Augen, und ſchrie mit fuͤrchterlicher Stimme: „der Satan ſoll Dich zerreiſſen mit Deinem ehrwuͤrdigen Herrn und Deinem verfluchten Beten; haſt Du mich nicht hergelockt, damit ich der drei¬ zehnte ſeyn ſoll, und Du mich umbringen laſſen kannſt von dem fremden Moͤrder? — Haſt Du mich nicht in dieſe Kutte geſteckt, damit niemand den Grafen, Deinen Herrn und Gebieter, erkennen ſoll. — Aber huͤte Dich, Verfluchter, vor meinem Zorn!“ — Da¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/277
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/277>, abgerufen am 23.11.2024.