-- Ihre Stimme, ihr ganzes Ansehn -- selbst die fremde Umgebung, das hohe Gemach, die Bilder, alles wirkte so auf mich, daß ich, von dem Gefühl eines inneren Grauens ergriffen, bitterlich zu weinen anfing. Da sprach die Fürstin, indem sie mich milder und gütiger anblickte: was ist dir Kleiner, fürchtest du dich vor mir? -- Wie heißt euer Sohn, liebe Frau? -- "Franz, erwiederte mei¬ ne Mutter, da rief die Fürstin mit der tief¬ sten Wehmuth: Franziskus! Und hob mich auf und drückte mich heftig an sich, aber in dem Augenblick preßte mir ein jäher Schmerz, den ich am Halse fühlte, einen starken Schrei aus, so daß die Fürstin erschrocken mich los ließ, und die durch mein Betragen ganz be¬ stürzt gewordene Mutter auf mich zusprang um nur gleich mich fortzuführen. Die Für¬ stin ließ das nicht zu; es fand sich, daß das diamantne Kreuz, welches die Fürstin auf der Brust trug, mich, indem sie heftig mich an sich drückte, am Halse so stark beschädigt
— Ihre Stimme, ihr ganzes Anſehn — ſelbſt die fremde Umgebung, das hohe Gemach, die Bilder, alles wirkte ſo auf mich, daß ich, von dem Gefuͤhl eines inneren Grauens ergriffen, bitterlich zu weinen anfing. Da ſprach die Fuͤrſtin, indem ſie mich milder und guͤtiger anblickte: was iſt dir Kleiner, fuͤrchteſt du dich vor mir? — Wie heißt euer Sohn, liebe Frau? — „Franz, erwiederte mei¬ ne Mutter, da rief die Fuͤrſtin mit der tief¬ ſten Wehmuth: Franziskus! Und hob mich auf und druͤckte mich heftig an ſich, aber in dem Augenblick preßte mir ein jaͤher Schmerz, den ich am Halſe fuͤhlte, einen ſtarken Schrei aus, ſo daß die Fuͤrſtin erſchrocken mich los ließ, und die durch mein Betragen ganz be¬ ſtuͤrzt gewordene Mutter auf mich zuſprang um nur gleich mich fortzufuͤhren. Die Fuͤr¬ ſtin ließ das nicht zu; es fand ſich, daß das diamantne Kreuz, welches die Fuͤrſtin auf der Bruſt trug, mich, indem ſie heftig mich an ſich druͤckte, am Halſe ſo ſtark beſchaͤdigt
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— Ihre Stimme, ihr ganzes Anſehn — ſelbſt
die fremde Umgebung, das hohe Gemach,
die Bilder, alles wirkte ſo auf mich, daß
ich, von dem Gefuͤhl eines inneren Grauens
ergriffen, bitterlich zu weinen anfing. Da
ſprach die Fuͤrſtin, indem ſie mich milder
und guͤtiger anblickte: was iſt dir Kleiner,
fuͤrchteſt du dich vor mir? — Wie heißt euer
Sohn, liebe Frau? — „Franz, erwiederte mei¬
ne Mutter, da rief die Fuͤrſtin mit der tief¬
ſten Wehmuth: Franziskus! Und hob mich
auf und druͤckte mich heftig an ſich, aber in
dem Augenblick preßte mir ein jaͤher Schmerz,
den ich am Halſe fuͤhlte, einen ſtarken Schrei
aus, ſo daß die Fuͤrſtin erſchrocken mich los
ließ, und die durch mein Betragen ganz be¬
ſtuͤrzt gewordene Mutter auf mich zuſprang
um nur gleich mich fortzufuͤhren. Die Fuͤr¬
ſtin ließ das nicht zu; es fand ſich, daß das
diamantne Kreuz, welches die Fuͤrſtin auf
der Bruſt trug, mich, indem ſie heftig mich
an ſich druͤckte, am Halſe ſo ſtark beſchaͤdigt
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/27>, abgerufen am 21.11.2024.
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