das um so eher gefallen, als mir selbst we¬ nigstens eine kurze Ruhe nöthig schien. Ich äußerte deshalb dem Förster, daß ich wohl bis zum Mittag des folgenden Tages da zu bleiben wünsche, um mich ganz von der Er¬ müdung zu erholen, die mir das beständige, unaufhörliche Fahren, mehrere Tage hindurch verursacht. "Wenn ich Ihnen rathen soll, mein Herr, erwiederte der Förster, so bleiben Sie Morgen den ganzen Tag über hier, und warten Sie bis Uebermorgen, da bringt Sie mein ältester Sohn, den ich in die fürstliche Residenz schicke, selbst bis auf die nächste Station." Auch damit war ich zufrieden, in¬ dem ich die Einsamkeit des Orts rühmte, die mich wunderbar anziehe. "Nun, mein Herr! sagte der Förster: einsam ist es hier wohl gar nicht, Sie müßten denn so nach den ge¬ wöhnlichen Begriffen der Städter, jede Woh¬ nung einsam nennen, die im Walde liegt, unerachtet es denn doch sehr darauf ankommt, wer sich darinn aufhält. Ja, wenn hier in
das um ſo eher gefallen, als mir ſelbſt we¬ nigſtens eine kurze Ruhe noͤthig ſchien. Ich aͤußerte deshalb dem Foͤrſter, daß ich wohl bis zum Mittag des folgenden Tages da zu bleiben wuͤnſche, um mich ganz von der Er¬ muͤdung zu erholen, die mir das beſtaͤndige, unaufhoͤrliche Fahren, mehrere Tage hindurch verurſacht. „Wenn ich Ihnen rathen ſoll, mein Herr, erwiederte der Foͤrſter, ſo bleiben Sie Morgen den ganzen Tag uͤber hier, und warten Sie bis Uebermorgen, da bringt Sie mein aͤlteſter Sohn, den ich in die fuͤrſtliche Reſidenz ſchicke, ſelbſt bis auf die naͤchſte Station.“ Auch damit war ich zufrieden, in¬ dem ich die Einſamkeit des Orts ruͤhmte, die mich wunderbar anziehe. „Nun, mein Herr! ſagte der Foͤrſter: einſam iſt es hier wohl gar nicht, Sie muͤßten denn ſo nach den ge¬ woͤhnlichen Begriffen der Staͤdter, jede Woh¬ nung einſam nennen, die im Walde liegt, unerachtet es denn doch ſehr darauf ankommt, wer ſich darinn aufhaͤlt. Ja, wenn hier in
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0266"n="250"/>
das um ſo eher gefallen, als mir ſelbſt we¬<lb/>
nigſtens eine kurze Ruhe noͤthig ſchien. Ich<lb/>
aͤußerte deshalb dem Foͤrſter, daß ich wohl<lb/>
bis zum Mittag des folgenden Tages da zu<lb/>
bleiben wuͤnſche, um mich ganz von der Er¬<lb/>
muͤdung zu erholen, die mir das beſtaͤndige,<lb/>
unaufhoͤrliche Fahren, mehrere Tage hindurch<lb/>
verurſacht. „Wenn ich Ihnen rathen ſoll,<lb/>
mein Herr, erwiederte der Foͤrſter, ſo bleiben<lb/>
Sie Morgen den ganzen Tag uͤber hier, und<lb/>
warten Sie bis Uebermorgen, da bringt Sie<lb/>
mein aͤlteſter Sohn, den ich in die fuͤrſtliche<lb/>
Reſidenz ſchicke, ſelbſt bis auf die naͤchſte<lb/>
Station.“ Auch damit war ich zufrieden, in¬<lb/>
dem ich die Einſamkeit des Orts ruͤhmte, die<lb/>
mich wunderbar anziehe. „Nun, mein Herr!<lb/>ſagte der Foͤrſter: einſam iſt es hier wohl<lb/>
gar nicht, Sie muͤßten denn ſo nach den ge¬<lb/>
woͤhnlichen Begriffen der Staͤdter, jede Woh¬<lb/>
nung einſam nennen, die im Walde liegt,<lb/>
unerachtet es denn doch ſehr darauf ankommt,<lb/>
wer ſich darinn aufhaͤlt. Ja, wenn hier in<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[250/0266]
das um ſo eher gefallen, als mir ſelbſt we¬
nigſtens eine kurze Ruhe noͤthig ſchien. Ich
aͤußerte deshalb dem Foͤrſter, daß ich wohl
bis zum Mittag des folgenden Tages da zu
bleiben wuͤnſche, um mich ganz von der Er¬
muͤdung zu erholen, die mir das beſtaͤndige,
unaufhoͤrliche Fahren, mehrere Tage hindurch
verurſacht. „Wenn ich Ihnen rathen ſoll,
mein Herr, erwiederte der Foͤrſter, ſo bleiben
Sie Morgen den ganzen Tag uͤber hier, und
warten Sie bis Uebermorgen, da bringt Sie
mein aͤlteſter Sohn, den ich in die fuͤrſtliche
Reſidenz ſchicke, ſelbſt bis auf die naͤchſte
Station.“ Auch damit war ich zufrieden, in¬
dem ich die Einſamkeit des Orts ruͤhmte, die
mich wunderbar anziehe. „Nun, mein Herr!
ſagte der Foͤrſter: einſam iſt es hier wohl
gar nicht, Sie muͤßten denn ſo nach den ge¬
woͤhnlichen Begriffen der Staͤdter, jede Woh¬
nung einſam nennen, die im Walde liegt,
unerachtet es denn doch ſehr darauf ankommt,
wer ſich darinn aufhaͤlt. Ja, wenn hier in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/266>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.