den possierlichsten Gebehrden und Grimas¬ sen. -- Zuletzt ergriff er das Messer, welches ich beim Umkleiden auf den Tisch gelegt, und stach damit, indem er eine Fechterstel¬ lung annahm, in die Luft hinein. "Ich tödte Ihren Widersacher, rief er: und da er eine bloße Idee ist, muß er getödtet werden kön¬ nen, durch eine Idee, und erstirbt demnach an dieser, der meinigen, die ich, um die Ex¬ pression zu verstärken, mit schicklichen Leibes¬ bewegungen begleite. "Apage Satanas apage, apage, Ahasverus, allez vous en!" -- Nun das wäre gethan, sagte er, das Messer weglegend, tief athmend und sich die Stirne trocknend, wie einer, der sich tüchtig angegriffen, um eine schwere Arbeit zu vollbringen. Rasch wollte ich das Messer verbergen, und fuhr damit in den Aermel, als trüge ich noch die Mönchskutte, welches der Kleine bemerkte und ganz schlau belächelte. Indem blies der Postillon vor dem Hause, da veränderte Belcampo plötzlich Ton und Stellung, er
holte
den poſſierlichſten Gebehrden und Grimaſ¬ ſen. — Zuletzt ergriff er das Meſſer, welches ich beim Umkleiden auf den Tiſch gelegt, und ſtach damit, indem er eine Fechterſtel¬ lung annahm, in die Luft hinein. „Ich toͤdte Ihren Widerſacher, rief er: und da er eine bloße Idee iſt, muß er getoͤdtet werden koͤn¬ nen, durch eine Idee, und erſtirbt demnach an dieſer, der meinigen, die ich, um die Ex¬ preſſion zu verſtaͤrken, mit ſchicklichen Leibes¬ bewegungen begleite. „Apage Satanas apage, apage, Ahasverus, allez vous en!“ — Nun das waͤre gethan, ſagte er, das Meſſer weglegend, tief athmend und ſich die Stirne trocknend, wie einer, der ſich tuͤchtig angegriffen, um eine ſchwere Arbeit zu vollbringen. Raſch wollte ich das Meſſer verbergen, und fuhr damit in den Aermel, als truͤge ich noch die Moͤnchskutte, welches der Kleine bemerkte und ganz ſchlau belaͤchelte. Indem blies der Poſtillon vor dem Hauſe, da veraͤnderte Belcampo ploͤtzlich Ton und Stellung, er
holte
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0256"n="240"/>
den poſſierlichſten Gebehrden und Grimaſ¬<lb/>ſen. — Zuletzt ergriff er das Meſſer, welches<lb/>
ich beim Umkleiden auf den Tiſch gelegt,<lb/>
und ſtach damit, indem er eine Fechterſtel¬<lb/>
lung annahm, in die Luft hinein. „Ich toͤdte<lb/>
Ihren Widerſacher, rief er: und da er eine<lb/>
bloße Idee iſt, muß er getoͤdtet werden koͤn¬<lb/>
nen, durch eine Idee, und erſtirbt demnach<lb/>
an dieſer, der meinigen, die ich, um die Ex¬<lb/>
preſſion zu verſtaͤrken, mit ſchicklichen Leibes¬<lb/>
bewegungen begleite. „<hirendition="#aq">Apage Satanas apage</hi>,<lb/><hirendition="#aq">apage</hi>, <hirendition="#aq">Ahasverus</hi>, <hirendition="#aq">allez vous en</hi>!“— Nun das<lb/>
waͤre gethan, ſagte er, das Meſſer weglegend,<lb/>
tief athmend und ſich die Stirne trocknend,<lb/>
wie einer, der ſich tuͤchtig angegriffen, um<lb/>
eine ſchwere Arbeit zu vollbringen. Raſch<lb/>
wollte ich das Meſſer verbergen, und fuhr<lb/>
damit in den Aermel, als truͤge ich noch die<lb/>
Moͤnchskutte, welches der Kleine bemerkte<lb/>
und ganz ſchlau belaͤchelte. Indem blies der<lb/>
Poſtillon vor dem Hauſe, da veraͤnderte<lb/>
Belcampo ploͤtzlich Ton und Stellung, er<lb/><fwplace="bottom"type="catch">holte<lb/></fw></p></div></div></div></body></text></TEI>
[240/0256]
den poſſierlichſten Gebehrden und Grimaſ¬
ſen. — Zuletzt ergriff er das Meſſer, welches
ich beim Umkleiden auf den Tiſch gelegt,
und ſtach damit, indem er eine Fechterſtel¬
lung annahm, in die Luft hinein. „Ich toͤdte
Ihren Widerſacher, rief er: und da er eine
bloße Idee iſt, muß er getoͤdtet werden koͤn¬
nen, durch eine Idee, und erſtirbt demnach
an dieſer, der meinigen, die ich, um die Ex¬
preſſion zu verſtaͤrken, mit ſchicklichen Leibes¬
bewegungen begleite. „Apage Satanas apage,
apage, Ahasverus, allez vous en!“ — Nun das
waͤre gethan, ſagte er, das Meſſer weglegend,
tief athmend und ſich die Stirne trocknend,
wie einer, der ſich tuͤchtig angegriffen, um
eine ſchwere Arbeit zu vollbringen. Raſch
wollte ich das Meſſer verbergen, und fuhr
damit in den Aermel, als truͤge ich noch die
Moͤnchskutte, welches der Kleine bemerkte
und ganz ſchlau belaͤchelte. Indem blies der
Poſtillon vor dem Hauſe, da veraͤnderte
Belcampo ploͤtzlich Ton und Stellung, er
holte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/256>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.