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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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den possierlichsten Gebehrden und Grimas¬
sen. -- Zuletzt ergriff er das Messer, welches
ich beim Umkleiden auf den Tisch gelegt,
und stach damit, indem er eine Fechterstel¬
lung annahm, in die Luft hinein. "Ich tödte
Ihren Widersacher, rief er: und da er eine
bloße Idee ist, muß er getödtet werden kön¬
nen, durch eine Idee, und erstirbt demnach
an dieser, der meinigen, die ich, um die Ex¬
pression zu verstärken, mit schicklichen Leibes¬
bewegungen begleite. "Apage Satanas apage,
apage, Ahasverus, allez vous en!" -- Nun das
wäre gethan, sagte er, das Messer weglegend,
tief athmend und sich die Stirne trocknend,
wie einer, der sich tüchtig angegriffen, um
eine schwere Arbeit zu vollbringen. Rasch
wollte ich das Messer verbergen, und fuhr
damit in den Aermel, als trüge ich noch die
Mönchskutte, welches der Kleine bemerkte
und ganz schlau belächelte. Indem blies der
Postillon vor dem Hause, da veränderte
Belcampo plötzlich Ton und Stellung, er

holte

den poſſierlichſten Gebehrden und Grimaſ¬
ſen. — Zuletzt ergriff er das Meſſer, welches
ich beim Umkleiden auf den Tiſch gelegt,
und ſtach damit, indem er eine Fechterſtel¬
lung annahm, in die Luft hinein. „Ich toͤdte
Ihren Widerſacher, rief er: und da er eine
bloße Idee iſt, muß er getoͤdtet werden koͤn¬
nen, durch eine Idee, und erſtirbt demnach
an dieſer, der meinigen, die ich, um die Ex¬
preſſion zu verſtaͤrken, mit ſchicklichen Leibes¬
bewegungen begleite. „Apage Satanas apage,
apage, Ahasverus, allez vous en!“ — Nun das
waͤre gethan, ſagte er, das Meſſer weglegend,
tief athmend und ſich die Stirne trocknend,
wie einer, der ſich tuͤchtig angegriffen, um
eine ſchwere Arbeit zu vollbringen. Raſch
wollte ich das Meſſer verbergen, und fuhr
damit in den Aermel, als truͤge ich noch die
Moͤnchskutte, welches der Kleine bemerkte
und ganz ſchlau belaͤchelte. Indem blies der
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[240/0256] den poſſierlichſten Gebehrden und Grimaſ¬ ſen. — Zuletzt ergriff er das Meſſer, welches ich beim Umkleiden auf den Tiſch gelegt, und ſtach damit, indem er eine Fechterſtel¬ lung annahm, in die Luft hinein. „Ich toͤdte Ihren Widerſacher, rief er: und da er eine bloße Idee iſt, muß er getoͤdtet werden koͤn¬ nen, durch eine Idee, und erſtirbt demnach an dieſer, der meinigen, die ich, um die Ex¬ preſſion zu verſtaͤrken, mit ſchicklichen Leibes¬ bewegungen begleite. „Apage Satanas apage, apage, Ahasverus, allez vous en!“ — Nun das waͤre gethan, ſagte er, das Meſſer weglegend, tief athmend und ſich die Stirne trocknend, wie einer, der ſich tuͤchtig angegriffen, um eine ſchwere Arbeit zu vollbringen. Raſch wollte ich das Meſſer verbergen, und fuhr damit in den Aermel, als truͤge ich noch die Moͤnchskutte, welches der Kleine bemerkte und ganz ſchlau belaͤchelte. Indem blies der Poſtillon vor dem Hauſe, da veraͤnderte Belcampo ploͤtzlich Ton und Stellung, er holte

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/256>, abgerufen am 24.11.2024.