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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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er kann jedoch sich zum wackern Kämpen für
den Glauben aufschwingen, laßet ihn geist¬
lich werden! -- Meine Mutter konnte nicht
genug sagen, welchen tiefen unauslöschlichen
Eindruck die Worte des Pilgers auf sie ge¬
macht hatten; sie beschloß aber demunerach¬
tet meiner Neigung durchaus keinen Zwang
anzuthun, sondern ruhig abzuwarten, was
das Geschick über mich verhängen und wozu
es mich leiten würde, da sie an irgend eine
andere höhere Erziehung, als die sie selbst
mir zu geben im Stande war, nicht denken
konnte. -- Meine Erinnerungen aus deutlicher
selbst gemachter Erfahrung, heben von dem
Zeitpunkt an als meine Mutter, auf der
Heimreise, in das Cisterzienser Nonnenklo¬
ster gekommen war, dessen gefürstete Aeb¬
tissin, die meinen Vater gekannt hatte, sie
freundlich aufnahm. Die Zeit von jener Be¬
gebenheit mit dem alten Pilger, welche ich
in der That aus eigner Anschauung weiß, so
daß sie meine Mutter nur Rücksichts der Re¬

er kann jedoch ſich zum wackern Kaͤmpen fuͤr
den Glauben aufſchwingen, laßet ihn geiſt¬
lich werden! — Meine Mutter konnte nicht
genug ſagen, welchen tiefen unausloͤſchlichen
Eindruck die Worte des Pilgers auf ſie ge¬
macht hatten; ſie beſchloß aber demunerach¬
tet meiner Neigung durchaus keinen Zwang
anzuthun, ſondern ruhig abzuwarten, was
das Geſchick uͤber mich verhaͤngen und wozu
es mich leiten wuͤrde, da ſie an irgend eine
andere hoͤhere Erziehung, als die ſie ſelbſt
mir zu geben im Stande war, nicht denken
konnte. — Meine Erinnerungen aus deutlicher
ſelbſt gemachter Erfahrung, heben von dem
Zeitpunkt an als meine Mutter, auf der
Heimreiſe, in das Ciſterzienſer Nonnenklo¬
ſter gekommen war, deſſen gefuͤrſtete Aeb¬
tiſſin, die meinen Vater gekannt hatte, ſie
freundlich aufnahm. Die Zeit von jener Be¬
gebenheit mit dem alten Pilger, welche ich
in der That aus eigner Anſchauung weiß, ſo
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[9/0025] er kann jedoch ſich zum wackern Kaͤmpen fuͤr den Glauben aufſchwingen, laßet ihn geiſt¬ lich werden! — Meine Mutter konnte nicht genug ſagen, welchen tiefen unausloͤſchlichen Eindruck die Worte des Pilgers auf ſie ge¬ macht hatten; ſie beſchloß aber demunerach¬ tet meiner Neigung durchaus keinen Zwang anzuthun, ſondern ruhig abzuwarten, was das Geſchick uͤber mich verhaͤngen und wozu es mich leiten wuͤrde, da ſie an irgend eine andere hoͤhere Erziehung, als die ſie ſelbſt mir zu geben im Stande war, nicht denken konnte. — Meine Erinnerungen aus deutlicher ſelbſt gemachter Erfahrung, heben von dem Zeitpunkt an als meine Mutter, auf der Heimreiſe, in das Ciſterzienſer Nonnenklo¬ ſter gekommen war, deſſen gefuͤrſtete Aeb¬ tiſſin, die meinen Vater gekannt hatte, ſie freundlich aufnahm. Die Zeit von jener Be¬ gebenheit mit dem alten Pilger, welche ich in der That aus eigner Anſchauung weiß, ſo daß ſie meine Mutter nur Ruͤckſichts der Re¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/25>, abgerufen am 23.11.2024.