heimliches grauenhaftes Gefühl nicht unter¬ drücken, so überwand ich doch immer mehr und mehr die entsetzliche Stimmung, von der ich erst ergriffen, als ich den Fremden erblickte. Ich erzählte von dem possierlichen Belcampo, den Alle kannten, und wußte zu ihrer Freude seine fantastische Hasenfüßigkeit recht ins grelle Licht zu stellen, so daß ein recht gemüthlicher dicker Kaufmann, der mir gegenüber zu sitzen pflegte, mit vor Lachen thränenden Augen versicherte: das sey seit langer Zeit der vergnügteste Abend, den er erlebe. Als das Lachen endlich zu verstum¬ men anfing, frug der Fremde plötzlich: "ha¬ ben Sie schon den Teufel gesehen, meine Herren?" -- Man hielt die Frage für die Einleitung zu irgend einem Schwanck, und versicherte allgemein, daß man noch nicht die Ehre gehabt; da fuhr der Fremde fort: "Nun es hätte wenig gefehlt, so wäre ich zu der Ehre gekommen, und zwar auf dem Schlosse des Barons V. im Gebürge." -- Ich erbebte,
heimliches grauenhaftes Gefuͤhl nicht unter¬ druͤcken, ſo uͤberwand ich doch immer mehr und mehr die entſetzliche Stimmung, von der ich erſt ergriffen, als ich den Fremden erblickte. Ich erzaͤhlte von dem poſſierlichen Belcampo, den Alle kannten, und wußte zu ihrer Freude ſeine fantaſtiſche Haſenfuͤßigkeit recht ins grelle Licht zu ſtellen, ſo daß ein recht gemuͤthlicher dicker Kaufmann, der mir gegenuͤber zu ſitzen pflegte, mit vor Lachen thraͤnenden Augen verſicherte: das ſey ſeit langer Zeit der vergnuͤgteſte Abend, den er erlebe. Als das Lachen endlich zu verſtum¬ men anfing, frug der Fremde ploͤtzlich: „ha¬ ben Sie ſchon den Teufel geſehen, meine Herren?“ — Man hielt die Frage fuͤr die Einleitung zu irgend einem Schwanck, und verſicherte allgemein, daß man noch nicht die Ehre gehabt; da fuhr der Fremde fort: „Nun es haͤtte wenig gefehlt, ſo waͤre ich zu der Ehre gekommen, und zwar auf dem Schloſſe des Barons V. im Gebuͤrge.“ — Ich erbebte,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0247"n="231"/>
heimliches grauenhaftes Gefuͤhl nicht unter¬<lb/>
druͤcken, ſo uͤberwand ich doch immer mehr<lb/>
und mehr die entſetzliche Stimmung, von<lb/>
der ich erſt ergriffen, als ich den Fremden<lb/>
erblickte. Ich erzaͤhlte von dem poſſierlichen<lb/>
Belcampo, den Alle kannten, und wußte zu<lb/>
ihrer Freude ſeine fantaſtiſche Haſenfuͤßigkeit<lb/>
recht ins grelle Licht zu ſtellen, ſo daß ein<lb/>
recht gemuͤthlicher dicker Kaufmann, der mir<lb/>
gegenuͤber zu ſitzen pflegte, mit vor Lachen<lb/>
thraͤnenden Augen verſicherte: das ſey ſeit<lb/>
langer Zeit der vergnuͤgteſte Abend, den er<lb/>
erlebe. Als das Lachen endlich zu verſtum¬<lb/>
men anfing, frug der Fremde ploͤtzlich: „ha¬<lb/>
ben Sie ſchon den Teufel geſehen, meine<lb/>
Herren?“— Man hielt die Frage fuͤr die<lb/>
Einleitung zu irgend einem Schwanck, und<lb/>
verſicherte allgemein, daß man noch nicht die<lb/>
Ehre gehabt; da fuhr der Fremde fort: „Nun<lb/>
es haͤtte wenig gefehlt, ſo waͤre ich zu der<lb/>
Ehre gekommen, und zwar auf dem Schloſſe<lb/>
des Barons V. im Gebuͤrge.“— Ich erbebte,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[231/0247]
heimliches grauenhaftes Gefuͤhl nicht unter¬
druͤcken, ſo uͤberwand ich doch immer mehr
und mehr die entſetzliche Stimmung, von
der ich erſt ergriffen, als ich den Fremden
erblickte. Ich erzaͤhlte von dem poſſierlichen
Belcampo, den Alle kannten, und wußte zu
ihrer Freude ſeine fantaſtiſche Haſenfuͤßigkeit
recht ins grelle Licht zu ſtellen, ſo daß ein
recht gemuͤthlicher dicker Kaufmann, der mir
gegenuͤber zu ſitzen pflegte, mit vor Lachen
thraͤnenden Augen verſicherte: das ſey ſeit
langer Zeit der vergnuͤgteſte Abend, den er
erlebe. Als das Lachen endlich zu verſtum¬
men anfing, frug der Fremde ploͤtzlich: „ha¬
ben Sie ſchon den Teufel geſehen, meine
Herren?“ — Man hielt die Frage fuͤr die
Einleitung zu irgend einem Schwanck, und
verſicherte allgemein, daß man noch nicht die
Ehre gehabt; da fuhr der Fremde fort: „Nun
es haͤtte wenig gefehlt, ſo waͤre ich zu der
Ehre gekommen, und zwar auf dem Schloſſe
des Barons V. im Gebuͤrge.“ — Ich erbebte,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/247>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.