als schon wider meinen Willen geschah. -- Endlich war er fertig, und ich bat ihn, noch ehe er in die Worte ausbrechen konnte, die ihm schon auf der Zunge schwebten, mir je¬ manden heraufzuschicken, der sich, eben so wie Er des Haupthaars, meines verwirrten Barts annehmen könnte. Da lächelte er ganz seltsam, schlich auf den Zehen zur Stu¬ benthüre und verschloß sie. Dann trippelte er leise bis mitten ins Zimmer, und sprach: "goldene Zeit, als noch Bart und Haupthaar in Einer Lockenfülle sich zum Schmuck des Mannes ergoß, und die süße Sorge eines Künstlers war. -- Aber du bist dahin! -- der Mann hat seine schönste Zierde verworfen, und eine schändliche Klasse hat sich hingege¬ ben, den Bart mit entsetzlichen Instrumenten bis auf die Haut zu vertilgen. O, ihr schnö¬ den schmählichen Bartkratzer und Bartputzer, wetzt nur Eure Messer auf schwarzen, mit übelriechendem Oehl getränkten Riemen zum Hohn der Kunst, schwingt Eure betroddelten
I. [ 14 ]
als ſchon wider meinen Willen geſchah. — Endlich war er fertig, und ich bat ihn, noch ehe er in die Worte ausbrechen konnte, die ihm ſchon auf der Zunge ſchwebten, mir je¬ manden heraufzuſchicken, der ſich, eben ſo wie Er des Haupthaars, meines verwirrten Barts annehmen koͤnnte. Da laͤchelte er ganz ſeltſam, ſchlich auf den Zehen zur Stu¬ benthuͤre und verſchloß ſie. Dann trippelte er leiſe bis mitten ins Zimmer, und ſprach: „goldene Zeit, als noch Bart und Haupthaar in Einer Lockenfuͤlle ſich zum Schmuck des Mannes ergoß, und die ſuͤße Sorge eines Kuͤnſtlers war. — Aber du biſt dahin! — der Mann hat ſeine ſchoͤnſte Zierde verworfen, und eine ſchaͤndliche Klaſſe hat ſich hingege¬ ben, den Bart mit entſetzlichen Inſtrumenten bis auf die Haut zu vertilgen. O, ihr ſchnoͤ¬ den ſchmaͤhlichen Bartkratzer und Bartputzer, wetzt nur Eure Meſſer auf ſchwarzen, mit uͤbelriechendem Oehl getraͤnkten Riemen zum Hohn der Kunſt, ſchwingt Eure betroddelten
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als ſchon wider meinen Willen geſchah. —
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ehe er in die Worte ausbrechen konnte, die
ihm ſchon auf der Zunge ſchwebten, mir je¬
manden heraufzuſchicken, der ſich, eben ſo
wie Er des Haupthaars, meines verwirrten
Barts annehmen koͤnnte. Da laͤchelte er
ganz ſeltſam, ſchlich auf den Zehen zur Stu¬
benthuͤre und verſchloß ſie. Dann trippelte
er leiſe bis mitten ins Zimmer, und ſprach:
„goldene Zeit, als noch Bart und Haupthaar
in Einer Lockenfuͤlle ſich zum Schmuck des
Mannes ergoß, und die ſuͤße Sorge eines
Kuͤnſtlers war. — Aber du biſt dahin! — der
Mann hat ſeine ſchoͤnſte Zierde verworfen,
und eine ſchaͤndliche Klaſſe hat ſich hingege¬
ben, den Bart mit entſetzlichen Inſtrumenten
bis auf die Haut zu vertilgen. O, ihr ſchnoͤ¬
den ſchmaͤhlichen Bartkratzer und Bartputzer,
wetzt nur Eure Meſſer auf ſchwarzen, mit
uͤbelriechendem Oehl getraͤnkten Riemen zum
Hohn der Kunſt, ſchwingt Eure betroddelten
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/225>, abgerufen am 23.11.2024.
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