Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

würfe; beugt Euch vor mir! Sehen Sie,
mein Herr, sagte der Kleine, das sind die
Hauptingredienzien Ihres äußern Anstandes,
und wenn Sie es wünschen, so will ich, Ihre
Züge, Ihre Gestalt, Ihre Sinnesart beach¬
tend, etwas Caracalla, Abälard und Boccaz
zusammengießen, und so in der Gluth, Form
und Gestalt bildend, den wunderbaren antik¬
romantischen Bau ätherischer Locken und Löck¬
chen beginnen." -- Es lag so viel wahres in
der Bemerkung des Kleinen, daß ich es für
gerathen hielt, ihm zu gestehen, wie ich in
der That geistlich gewesen, und schon die
Tonsur erhalten, die ich jetzt so viel möglich
zu verstecken wünsche.

Unter seltsamen Sprüngen, Grimassen
und wunderlichen Reden, bearbeitete der
Kleine mein Haar. Bald sah er finster und
mürrisch aus, bald lächelte er, bald stand
er in athletischer Stellung, bald erhob er
sich auf den Fußspitzen, kurz es war mir
kaum möglich, nicht noch mehr zu lachen,

als

wuͤrfe; beugt Euch vor mir! Sehen Sie,
mein Herr, ſagte der Kleine, das ſind die
Hauptingredienzien Ihres aͤußern Anſtandes,
und wenn Sie es wuͤnſchen, ſo will ich, Ihre
Zuͤge, Ihre Geſtalt, Ihre Sinnesart beach¬
tend, etwas Caracalla, Abaͤlard und Boccaz
zuſammengießen, und ſo in der Gluth, Form
und Geſtalt bildend, den wunderbaren antik¬
romantiſchen Bau aͤtheriſcher Locken und Loͤck¬
chen beginnen.“ — Es lag ſo viel wahres in
der Bemerkung des Kleinen, daß ich es fuͤr
gerathen hielt, ihm zu geſtehen, wie ich in
der That geiſtlich geweſen, und ſchon die
Tonſur erhalten, die ich jetzt ſo viel moͤglich
zu verſtecken wuͤnſche.

Unter ſeltſamen Spruͤngen, Grimaſſen
und wunderlichen Reden, bearbeitete der
Kleine mein Haar. Bald ſah er finſter und
muͤrriſch aus, bald laͤchelte er, bald ſtand
er in athletiſcher Stellung, bald erhob er
ſich auf den Fußſpitzen, kurz es war mir
kaum moͤglich, nicht noch mehr zu lachen,

als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0224" n="208"/>
wu&#x0364;rfe; beugt Euch vor mir! Sehen Sie,<lb/>
mein Herr, &#x017F;agte der Kleine, das &#x017F;ind die<lb/>
Hauptingredienzien Ihres a&#x0364;ußern An&#x017F;tandes,<lb/>
und wenn Sie es wu&#x0364;n&#x017F;chen, &#x017F;o will ich, Ihre<lb/>
Zu&#x0364;ge, Ihre Ge&#x017F;talt, Ihre Sinnesart beach¬<lb/>
tend, etwas Caracalla, Aba&#x0364;lard und Boccaz<lb/>
zu&#x017F;ammengießen, und &#x017F;o in der Gluth, Form<lb/>
und Ge&#x017F;talt bildend, den wunderbaren antik¬<lb/>
romanti&#x017F;chen Bau a&#x0364;theri&#x017F;cher Locken und Lo&#x0364;ck¬<lb/>
chen beginnen.&#x201C; &#x2014; Es lag &#x017F;o viel wahres in<lb/>
der Bemerkung des Kleinen, daß ich es fu&#x0364;r<lb/>
gerathen hielt, ihm zu ge&#x017F;tehen, wie ich in<lb/>
der That gei&#x017F;tlich gewe&#x017F;en, und &#x017F;chon die<lb/>
Ton&#x017F;ur erhalten, die ich jetzt &#x017F;o viel mo&#x0364;glich<lb/>
zu ver&#x017F;tecken wu&#x0364;n&#x017F;che.</p><lb/>
            <p>Unter &#x017F;elt&#x017F;amen Spru&#x0364;ngen, Grima&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und wunderlichen Reden, bearbeitete der<lb/>
Kleine mein Haar. Bald &#x017F;ah er fin&#x017F;ter und<lb/>
mu&#x0364;rri&#x017F;ch aus, bald la&#x0364;chelte er, bald &#x017F;tand<lb/>
er in athleti&#x017F;cher Stellung, bald erhob er<lb/>
&#x017F;ich auf den Fuß&#x017F;pitzen, kurz es war mir<lb/>
kaum mo&#x0364;glich, nicht noch mehr zu lachen,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">als<lb/></fw>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[208/0224] wuͤrfe; beugt Euch vor mir! Sehen Sie, mein Herr, ſagte der Kleine, das ſind die Hauptingredienzien Ihres aͤußern Anſtandes, und wenn Sie es wuͤnſchen, ſo will ich, Ihre Zuͤge, Ihre Geſtalt, Ihre Sinnesart beach¬ tend, etwas Caracalla, Abaͤlard und Boccaz zuſammengießen, und ſo in der Gluth, Form und Geſtalt bildend, den wunderbaren antik¬ romantiſchen Bau aͤtheriſcher Locken und Loͤck¬ chen beginnen.“ — Es lag ſo viel wahres in der Bemerkung des Kleinen, daß ich es fuͤr gerathen hielt, ihm zu geſtehen, wie ich in der That geiſtlich geweſen, und ſchon die Tonſur erhalten, die ich jetzt ſo viel moͤglich zu verſtecken wuͤnſche. Unter ſeltſamen Spruͤngen, Grimaſſen und wunderlichen Reden, bearbeitete der Kleine mein Haar. Bald ſah er finſter und muͤrriſch aus, bald laͤchelte er, bald ſtand er in athletiſcher Stellung, bald erhob er ſich auf den Fußſpitzen, kurz es war mir kaum moͤglich, nicht noch mehr zu lachen, als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/224
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/224>, abgerufen am 23.11.2024.