aufpacken zu lassen. Er ging, zweideutig lä¬ chelnd hinaus, und kam bald darauf mit ei¬ nem langen Mann zurück, der mit finstrer Amtsmiene und komischer Gravität auf mich zuschritt. Er faßte mich scharf ins Auge, ich erwiederte den Blick, indem ich aufstand und mich dicht vor ihn stellte. Das schien ihn etwas außer Fassung zu setzen, indem er sich scheu nach den versammelten Bauern umsah. "Nun was ist es, rief ich: ihr scheint, mir etwas sagen zu wollen." Da räu¬ sperte sich der ernsthafte Mann, und sprach, indem er sich bemühte, in den Ton seiner Stimme recht viel gewichtiges zu legen: "Herr! Ihr kommt nicht eher von hinnen, bis Ihr Uns, dem Richter hier am Orte, um¬ ständlich gesagt, wer Ihr seid, mit allen Qua¬ litäten, was Geburt, Stand und Würde an¬ belangt, auch woher Ihr gekommen; und wo¬ hin Ihr zu reisen gedenkt, nach allen Quali¬ täten, der Lage des Orts, des Namens, Pro¬ vinz und Stadt, und was weiter zu bemer¬
aufpacken zu laſſen. Er ging, zweideutig laͤ¬ chelnd hinaus, und kam bald darauf mit ei¬ nem langen Mann zuruͤck, der mit finſtrer Amtsmiene und komiſcher Gravitaͤt auf mich zuſchritt. Er faßte mich ſcharf ins Auge, ich erwiederte den Blick, indem ich aufſtand und mich dicht vor ihn ſtellte. Das ſchien ihn etwas außer Faſſung zu ſetzen, indem er ſich ſcheu nach den verſammelten Bauern umſah. „Nun was iſt es, rief ich: ihr ſcheint, mir etwas ſagen zu wollen.“ Da raͤu¬ ſperte ſich der ernſthafte Mann, und ſprach, indem er ſich bemuͤhte, in den Ton ſeiner Stimme recht viel gewichtiges zu legen: „Herr! Ihr kommt nicht eher von hinnen, bis Ihr Uns, dem Richter hier am Orte, um¬ ſtaͤndlich geſagt, wer Ihr ſeid, mit allen Qua¬ litaͤten, was Geburt, Stand und Wuͤrde an¬ belangt, auch woher Ihr gekommen; und wo¬ hin Ihr zu reiſen gedenkt, nach allen Quali¬ taͤten, der Lage des Orts, des Namens, Pro¬ vinz und Stadt, und was weiter zu bemer¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0206"n="190"/>
aufpacken zu laſſen. Er ging, zweideutig laͤ¬<lb/>
chelnd hinaus, und kam bald darauf mit ei¬<lb/>
nem langen Mann zuruͤck, der mit finſtrer<lb/>
Amtsmiene und komiſcher Gravitaͤt auf mich<lb/>
zuſchritt. Er faßte mich ſcharf ins Auge,<lb/>
ich erwiederte den Blick, indem ich aufſtand<lb/>
und mich dicht vor ihn ſtellte. Das ſchien<lb/>
ihn etwas außer Faſſung zu ſetzen, indem er<lb/>ſich ſcheu nach den verſammelten Bauern<lb/>
umſah. „Nun was iſt es, rief ich: ihr<lb/>ſcheint, mir etwas ſagen zu wollen.“ Da raͤu¬<lb/>ſperte ſich der ernſthafte Mann, und ſprach,<lb/>
indem er ſich bemuͤhte, in den Ton ſeiner<lb/>
Stimme recht viel gewichtiges zu legen:<lb/>„Herr! Ihr kommt nicht eher von hinnen,<lb/>
bis Ihr Uns, dem Richter hier am Orte, um¬<lb/>ſtaͤndlich geſagt, wer Ihr ſeid, mit allen Qua¬<lb/>
litaͤten, was Geburt, Stand und Wuͤrde an¬<lb/>
belangt, auch woher Ihr gekommen; und wo¬<lb/>
hin Ihr zu reiſen gedenkt, nach allen Quali¬<lb/>
taͤten, der Lage des Orts, des Namens, Pro¬<lb/>
vinz und Stadt, und was weiter zu bemer¬<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[190/0206]
aufpacken zu laſſen. Er ging, zweideutig laͤ¬
chelnd hinaus, und kam bald darauf mit ei¬
nem langen Mann zuruͤck, der mit finſtrer
Amtsmiene und komiſcher Gravitaͤt auf mich
zuſchritt. Er faßte mich ſcharf ins Auge,
ich erwiederte den Blick, indem ich aufſtand
und mich dicht vor ihn ſtellte. Das ſchien
ihn etwas außer Faſſung zu ſetzen, indem er
ſich ſcheu nach den verſammelten Bauern
umſah. „Nun was iſt es, rief ich: ihr
ſcheint, mir etwas ſagen zu wollen.“ Da raͤu¬
ſperte ſich der ernſthafte Mann, und ſprach,
indem er ſich bemuͤhte, in den Ton ſeiner
Stimme recht viel gewichtiges zu legen:
„Herr! Ihr kommt nicht eher von hinnen,
bis Ihr Uns, dem Richter hier am Orte, um¬
ſtaͤndlich geſagt, wer Ihr ſeid, mit allen Qua¬
litaͤten, was Geburt, Stand und Wuͤrde an¬
belangt, auch woher Ihr gekommen; und wo¬
hin Ihr zu reiſen gedenkt, nach allen Quali¬
taͤten, der Lage des Orts, des Namens, Pro¬
vinz und Stadt, und was weiter zu bemer¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/206>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.