berechneten Gewaltstreich, dem Aurelie erlie¬ gen sollte, meine Quaal zu enden, aber so wie ich Aurelien erblickte, war es mir, als stehe ein Engel neben ihr, sie schirmend und schützend und Trotz bietend der Macht des Feindes. Ein Schauer bebte dann durch meine Glieder, in dem mein böser Vorsatz erkaltete. Endlich fiel ich darauf, mit ihr zu beten: denn im Gebet strömt feuriger die Gluth der Andacht, und die geheimsten Re¬ gungen werden wach, und erheben sich wie auf brausenden Wellen, und strecken ihre Po¬ lypenarme aus, um das Unbekannte zu fahen, das die unnennbare Sehnsucht stillen soll, von der die Brust zerrissen. Dann mag das Irr¬ dische, sich wie Himmlisches verkündend, keck dem aufgeregten Gemüth entgegen treten, und im höchsten Genuß schon hienieden die Erfüllung des überschwenglichen verheißen; die bewustlose Leidenschaft wird getäuscht, und das Streben nach dem Heiligen, Ueberirr¬ dischen wird gebrochen in dem namenlosen
berechneten Gewaltſtreich, dem Aurelie erlie¬ gen ſollte, meine Quaal zu enden, aber ſo wie ich Aurelien erblickte, war es mir, als ſtehe ein Engel neben ihr, ſie ſchirmend und ſchuͤtzend und Trotz bietend der Macht des Feindes. Ein Schauer bebte dann durch meine Glieder, in dem mein boͤſer Vorſatz erkaltete. Endlich fiel ich darauf, mit ihr zu beten: denn im Gebet ſtroͤmt feuriger die Gluth der Andacht, und die geheimſten Re¬ gungen werden wach, und erheben ſich wie auf brauſenden Wellen, und ſtrecken ihre Po¬ lypenarme aus, um das Unbekannte zu fahen, das die unnennbare Sehnſucht ſtillen ſoll, von der die Bruſt zerriſſen. Dann mag das Irr¬ diſche, ſich wie Himmliſches verkuͤndend, keck dem aufgeregten Gemuͤth entgegen treten, und im hoͤchſten Genuß ſchon hienieden die Erfuͤllung des uͤberſchwenglichen verheißen; die bewuſtloſe Leidenſchaft wird getaͤuſcht, und das Streben nach dem Heiligen, Ueberirr¬ diſchen wird gebrochen in dem namenloſen
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berechneten Gewaltſtreich, dem Aurelie erlie¬
gen ſollte, meine Quaal zu enden, aber ſo
wie ich Aurelien erblickte, war es mir, als
ſtehe ein Engel neben ihr, ſie ſchirmend und
ſchuͤtzend und Trotz bietend der Macht des
Feindes. Ein Schauer bebte dann durch
meine Glieder, in dem mein boͤſer Vorſatz
erkaltete. Endlich fiel ich darauf, mit ihr zu
beten: denn im Gebet ſtroͤmt feuriger die
Gluth der Andacht, und die geheimſten Re¬
gungen werden wach, und erheben ſich wie
auf brauſenden Wellen, und ſtrecken ihre Po¬
lypenarme aus, um das Unbekannte zu fahen,
das die unnennbare Sehnſucht ſtillen ſoll, von
der die Bruſt zerriſſen. Dann mag das Irr¬
diſche, ſich wie Himmliſches verkuͤndend, keck
dem aufgeregten Gemuͤth entgegen treten,
und im hoͤchſten Genuß ſchon hienieden die
Erfuͤllung des uͤberſchwenglichen verheißen;
die bewuſtloſe Leidenſchaft wird getaͤuſcht,
und das Streben nach dem Heiligen, Ueberirr¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/181>, abgerufen am 27.11.2024.
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