Augen hörte mir das fromme Kind zu, aber nicht eine Bewegung, nicht ein leiser Seuf¬ zer verriethen irgend eine tiefere Wirkung meiner Worte. -- Meine Bemühungen brach¬ ten mich nicht weiter; statt in Aurelien das verderbliche Feuer zu entzünden, das sie der Verführung Preis geben sollte, wurde nur qualvoller und verzehrender die Gluth, die in meinem Innern brannte. -- Rasend vor Schmerz und Wollust, brütete ich über Pläne zu Aureliens Verderben und, indem ich Euphemien Wonne und Entzücken heu¬ chelte, keimte ein glühender Haß in meiner Seele empor, der, im seltsamen Widerspruch, meinem Betragen bei der Baronesse etwas wildes, entsetzliches gab, vor dem sie selbst erbebte. -- Fern von ihr war jede Spur des Geheimnisses, das in meiner Brust verbor¬ gen, und unwillkührlich mußte sie der Herr¬ schaft Raum geben, die ich immer mehr und mehr über sie mir anzumaßen anfing. -- Oft kam es mir in den Sinn, durch einen wohl¬
Augen hoͤrte mir das fromme Kind zu, aber nicht eine Bewegung, nicht ein leiſer Seuf¬ zer verriethen irgend eine tiefere Wirkung meiner Worte. — Meine Bemuͤhungen brach¬ ten mich nicht weiter; ſtatt in Aurelien das verderbliche Feuer zu entzuͤnden, das ſie der Verfuͤhrung Preis geben ſollte, wurde nur qualvoller und verzehrender die Gluth, die in meinem Innern brannte. — Raſend vor Schmerz und Wolluſt, bruͤtete ich uͤber Plaͤne zu Aureliens Verderben und, indem ich Euphemien Wonne und Entzuͤcken heu¬ chelte, keimte ein gluͤhender Haß in meiner Seele empor, der, im ſeltſamen Widerſpruch, meinem Betragen bei der Baroneſſe etwas wildes, entſetzliches gab, vor dem ſie ſelbſt erbebte. — Fern von ihr war jede Spur des Geheimniſſes, das in meiner Bruſt verbor¬ gen, und unwillkuͤhrlich mußte ſie der Herr¬ ſchaft Raum geben, die ich immer mehr und mehr uͤber ſie mir anzumaßen anfing. — Oft kam es mir in den Sinn, durch einen wohl¬
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Augen hoͤrte mir das fromme Kind zu, aber
nicht eine Bewegung, nicht ein leiſer Seuf¬
zer verriethen irgend eine tiefere Wirkung
meiner Worte. — Meine Bemuͤhungen brach¬
ten mich nicht weiter; ſtatt in Aurelien das
verderbliche Feuer zu entzuͤnden, das ſie der
Verfuͤhrung Preis geben ſollte, wurde nur
qualvoller und verzehrender die Gluth, die
in meinem Innern brannte. — Raſend vor
Schmerz und Wolluſt, bruͤtete ich uͤber
Plaͤne zu Aureliens Verderben und, indem
ich Euphemien Wonne und Entzuͤcken heu¬
chelte, keimte ein gluͤhender Haß in meiner
Seele empor, der, im ſeltſamen Widerſpruch,
meinem Betragen bei der Baroneſſe etwas
wildes, entſetzliches gab, vor dem ſie ſelbſt
erbebte. — Fern von ihr war jede Spur des
Geheimniſſes, das in meiner Bruſt verbor¬
gen, und unwillkuͤhrlich mußte ſie der Herr¬
ſchaft Raum geben, die ich immer mehr und
mehr uͤber ſie mir anzumaßen anfing. — Oft
kam es mir in den Sinn, durch einen wohl¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/180>, abgerufen am 23.11.2024.
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