Lebens zu treiben wähnte, war sie hingege¬ ben dem Zufall oder dem bösen Verhängniß, das meine Hand leitete. Es war nur mei¬ ne Kraft, entflammt von geheimnißvollen Mächten, die sie zwingen konnte im Wahn, den für den Freund und Bundesbruder zu halten, der, nur ihr zum Verderben die äu¬ ßere zufällige Bildung jenes Freundes tra¬ gend, sie wie die feindliche Macht selbst um¬ krallte, so daß keine Freiheit mehr möglich. Euphemie wurde mir in ihrem eitlen selbst¬ süchtigen Wahn verächtlich, und das Ver¬ hältniß mit ihr um so widriger, als Aurelie in meinem Innern lebte, und nur sie die Schuld meiner begangenen Sünden trug, wenn ich das, was mir jetzt die höchste Spitze alles irrdischen Genusses zu seyn schien, noch für Sünde gehalten hätte. Ich beschloß von der mir einwohnenden Macht den vollsten Gebrauch zu machen, und so selbst den Zau¬ berstab zu ergreifen, um die Kreise zu be¬ schreiben, in denen sich all' die Erscheinun¬
gen
Lebens zu treiben waͤhnte, war ſie hingege¬ ben dem Zufall oder dem boͤſen Verhaͤngniß, das meine Hand leitete. Es war nur mei¬ ne Kraft, entflammt von geheimnißvollen Maͤchten, die ſie zwingen konnte im Wahn, den fuͤr den Freund und Bundesbruder zu halten, der, nur ihr zum Verderben die aͤu¬ ßere zufaͤllige Bildung jenes Freundes tra¬ gend, ſie wie die feindliche Macht ſelbſt um¬ krallte, ſo daß keine Freiheit mehr moͤglich. Euphemie wurde mir in ihrem eitlen ſelbſt¬ ſuͤchtigen Wahn veraͤchtlich, und das Ver¬ haͤltniß mit ihr um ſo widriger, als Aurelie in meinem Innern lebte, und nur ſie die Schuld meiner begangenen Suͤnden trug, wenn ich das, was mir jetzt die hoͤchſte Spitze alles irrdiſchen Genuſſes zu ſeyn ſchien, noch fuͤr Suͤnde gehalten haͤtte. Ich beſchloß von der mir einwohnenden Macht den vollſten Gebrauch zu machen, und ſo ſelbſt den Zau¬ berſtab zu ergreifen, um die Kreiſe zu be¬ ſchreiben, in denen ſich all' die Erſcheinun¬
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Lebens zu treiben waͤhnte, war ſie hingege¬
ben dem Zufall oder dem boͤſen Verhaͤngniß,
das meine Hand leitete. Es war nur mei¬
ne Kraft, entflammt von geheimnißvollen
Maͤchten, die ſie zwingen konnte im Wahn,
den fuͤr den Freund und Bundesbruder zu
halten, der, nur ihr zum Verderben die aͤu¬
ßere zufaͤllige Bildung jenes Freundes tra¬
gend, ſie wie die feindliche Macht ſelbſt um¬
krallte, ſo daß keine Freiheit mehr moͤglich.
Euphemie wurde mir in ihrem eitlen ſelbſt¬
ſuͤchtigen Wahn veraͤchtlich, und das Ver¬
haͤltniß mit ihr um ſo widriger, als Aurelie
in meinem Innern lebte, und nur ſie die
Schuld meiner begangenen Suͤnden trug,
wenn ich das, was mir jetzt die hoͤchſte Spitze
alles irrdiſchen Genuſſes zu ſeyn ſchien, noch
fuͤr Suͤnde gehalten haͤtte. Ich beſchloß von
der mir einwohnenden Macht den vollſten
Gebrauch zu machen, und ſo ſelbſt den Zau¬
berſtab zu ergreifen, um die Kreiſe zu be¬
ſchreiben, in denen ſich all' die Erſcheinun¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/176>, abgerufen am 27.11.2024.
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