dahin. Ich sah Euphemien aus dem Schlosse kommen mit Hut und Schawl, wie zum Spa¬ ziergange gekleidet; bei ihr nur, war Trost und Hülfe zu finden, ich warf mich ihr ent¬ gegen, sie erschrak über mein zerstörtes We¬ sen, sie frug nach der Ursache, und ich er¬ zählte ihr getreulich, den ganzen Auftritt, den ich eben mit dem wahnsinnigen Hermo¬ gen gehabt, indem ich noch meine Angst, meine Besorgniß, daß Hermogen vielleicht durch einen unerklärlichen Zufall unser Ge¬ heimniß verrathen, hinzusezte. Euphemie schien über Alles nicht einmal betroffen, sie lächelte auf so ganz seltsame Weise, daß mich ein Schauer ergriff, und sagte: gehen wir tiefer in den Park, denn hier werden wir zu sehr beobachtet, und es könnte auffallen, daß der ehrwürdige Pater Medardus so hef¬ tig mit mir spricht. Wir waren in ein ganz entlegenes Boskett getreten, da umschlang mich Euphemie mit leidenschaftlicher Heftig¬ keit; ihre heißen glühenden Küsse brannten
dahin. Ich ſah Euphemien aus dem Schloſſe kommen mit Hut und Schawl, wie zum Spa¬ ziergange gekleidet; bei ihr nur, war Troſt und Huͤlfe zu finden, ich warf mich ihr ent¬ gegen, ſie erſchrak uͤber mein zerſtoͤrtes We¬ ſen, ſie frug nach der Urſache, und ich er¬ zaͤhlte ihr getreulich, den ganzen Auftritt, den ich eben mit dem wahnſinnigen Hermo¬ gen gehabt, indem ich noch meine Angſt, meine Beſorgniß, daß Hermogen vielleicht durch einen unerklaͤrlichen Zufall unſer Ge¬ heimniß verrathen, hinzuſezte. Euphemie ſchien uͤber Alles nicht einmal betroffen, ſie laͤchelte auf ſo ganz ſeltſame Weiſe, daß mich ein Schauer ergriff, und ſagte: gehen wir tiefer in den Park, denn hier werden wir zu ſehr beobachtet, und es koͤnnte auffallen, daß der ehrwuͤrdige Pater Medardus ſo hef¬ tig mit mir ſpricht. Wir waren in ein ganz entlegenes Boskett getreten, da umſchlang mich Euphemie mit leidenſchaftlicher Heftig¬ keit; ihre heißen gluͤhenden Kuͤſſe brannten
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dahin. Ich ſah Euphemien aus dem Schloſſe
kommen mit Hut und Schawl, wie zum Spa¬
ziergange gekleidet; bei ihr nur, war Troſt
und Huͤlfe zu finden, ich warf mich ihr ent¬
gegen, ſie erſchrak uͤber mein zerſtoͤrtes We¬
ſen, ſie frug nach der Urſache, und ich er¬
zaͤhlte ihr getreulich, den ganzen Auftritt,
den ich eben mit dem wahnſinnigen Hermo¬
gen gehabt, indem ich noch meine Angſt,
meine Beſorgniß, daß Hermogen vielleicht
durch einen unerklaͤrlichen Zufall unſer Ge¬
heimniß verrathen, hinzuſezte. Euphemie
ſchien uͤber Alles nicht einmal betroffen, ſie
laͤchelte auf ſo ganz ſeltſame Weiſe, daß mich
ein Schauer ergriff, und ſagte: gehen wir
tiefer in den Park, denn hier werden wir
zu ſehr beobachtet, und es koͤnnte auffallen,
daß der ehrwuͤrdige Pater Medardus ſo hef¬
tig mit mir ſpricht. Wir waren in ein ganz
entlegenes Boskett getreten, da umſchlang
mich Euphemie mit leidenſchaftlicher Heftig¬
keit; ihre heißen gluͤhenden Kuͤſſe brannten
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/164>, abgerufen am 27.11.2024.
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