Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

beibehalte, sie in tausend Aengsten gesetzt
habe. Ja bei meiner plötzlichen begeisterten
Anrufung der heiligen Rosalia, sey sie bei¬
nahe überzeugt worden, irgend ein Irrthum,
irgend ein feindlicher Zufall habe ihren mit
Viktorin so schlau entworfenen Plan verei¬
telt, und einen verdammten wirklichen Capu¬
ziner an die Stelle geschoben. Sie bewun¬
derte meine Vorsicht, mich wirklich tonsuri¬
ren und mir den Bart wachsen zu lassen, ja
mich in Gang und Stellung so ganz in mei¬
ne Rolle einzustudiren, daß sie oft selbst mir
recht ins Auge blicken müsse, um nicht in
abentheuerliche Zweifel zu gerathen.

Zuweilen ließ sich Viktorins Jäger, als
Bauer verkleidet, am Ende des Parks sehen,
und ich versäumte nicht, insgeheim mit ihm
zu sprechen, und ihn zu ermahnen, sich be¬
reit zu halten, um mit mir fliehen zu kön¬
nen, wenn vielleicht ein böser Zufall mich in
Gefahr bringen sollte. Der Baron und Rein¬
hold schienen höchlich mit mir zufrieden, und

dran¬

beibehalte, ſie in tauſend Aengſten geſetzt
habe. Ja bei meiner ploͤtzlichen begeiſterten
Anrufung der heiligen Roſalia, ſey ſie bei¬
nahe uͤberzeugt worden, irgend ein Irrthum,
irgend ein feindlicher Zufall habe ihren mit
Viktorin ſo ſchlau entworfenen Plan verei¬
telt, und einen verdammten wirklichen Capu¬
ziner an die Stelle geſchoben. Sie bewun¬
derte meine Vorſicht, mich wirklich tonſuri¬
ren und mir den Bart wachſen zu laſſen, ja
mich in Gang und Stellung ſo ganz in mei¬
ne Rolle einzuſtudiren, daß ſie oft ſelbſt mir
recht ins Auge blicken muͤſſe, um nicht in
abentheuerliche Zweifel zu gerathen.

Zuweilen ließ ſich Viktorins Jaͤger, als
Bauer verkleidet, am Ende des Parks ſehen,
und ich verſaͤumte nicht, insgeheim mit ihm
zu ſprechen, und ihn zu ermahnen, ſich be¬
reit zu halten, um mit mir fliehen zu koͤn¬
nen, wenn vielleicht ein boͤſer Zufall mich in
Gefahr bringen ſollte. Der Baron und Rein¬
hold ſchienen hoͤchlich mit mir zufrieden, und

dran¬
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0160" n="144"/>
beibehalte, &#x017F;ie in tau&#x017F;end Aeng&#x017F;ten ge&#x017F;etzt<lb/>
habe. Ja bei meiner plo&#x0364;tzlichen begei&#x017F;terten<lb/>
Anrufung der heiligen Ro&#x017F;alia, &#x017F;ey &#x017F;ie bei¬<lb/>
nahe u&#x0364;berzeugt worden, irgend ein Irrthum,<lb/>
irgend ein feindlicher Zufall habe ihren mit<lb/>
Viktorin &#x017F;o &#x017F;chlau entworfenen Plan verei¬<lb/>
telt, und einen verdammten wirklichen Capu¬<lb/>
ziner an die Stelle ge&#x017F;choben. Sie bewun¬<lb/>
derte meine Vor&#x017F;icht, mich wirklich ton&#x017F;uri¬<lb/>
ren und mir den Bart wach&#x017F;en zu la&#x017F;&#x017F;en, ja<lb/>
mich in Gang und Stellung &#x017F;o ganz in mei¬<lb/>
ne Rolle einzu&#x017F;tudiren, daß &#x017F;ie oft &#x017F;elb&#x017F;t mir<lb/>
recht ins Auge blicken mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, um nicht in<lb/>
abentheuerliche Zweifel zu gerathen.</p><lb/>
            <p>Zuweilen ließ &#x017F;ich Viktorins Ja&#x0364;ger, als<lb/>
Bauer verkleidet, am Ende des Parks &#x017F;ehen,<lb/>
und ich ver&#x017F;a&#x0364;umte nicht, insgeheim mit ihm<lb/>
zu &#x017F;prechen, und ihn zu ermahnen, &#x017F;ich be¬<lb/>
reit zu halten, um mit mir fliehen zu ko&#x0364;<lb/>
nen, wenn vielleicht ein bo&#x0364;&#x017F;er Zufall mich in<lb/>
Gefahr bringen &#x017F;ollte. Der Baron und Rein¬<lb/>
hold &#x017F;chienen ho&#x0364;chlich mit mir zufrieden, und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dran¬<lb/></fw>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0160] beibehalte, ſie in tauſend Aengſten geſetzt habe. Ja bei meiner ploͤtzlichen begeiſterten Anrufung der heiligen Roſalia, ſey ſie bei¬ nahe uͤberzeugt worden, irgend ein Irrthum, irgend ein feindlicher Zufall habe ihren mit Viktorin ſo ſchlau entworfenen Plan verei¬ telt, und einen verdammten wirklichen Capu¬ ziner an die Stelle geſchoben. Sie bewun¬ derte meine Vorſicht, mich wirklich tonſuri¬ ren und mir den Bart wachſen zu laſſen, ja mich in Gang und Stellung ſo ganz in mei¬ ne Rolle einzuſtudiren, daß ſie oft ſelbſt mir recht ins Auge blicken muͤſſe, um nicht in abentheuerliche Zweifel zu gerathen. Zuweilen ließ ſich Viktorins Jaͤger, als Bauer verkleidet, am Ende des Parks ſehen, und ich verſaͤumte nicht, insgeheim mit ihm zu ſprechen, und ihn zu ermahnen, ſich be¬ reit zu halten, um mit mir fliehen zu koͤn¬ nen, wenn vielleicht ein boͤſer Zufall mich in Gefahr bringen ſollte. Der Baron und Rein¬ hold ſchienen hoͤchlich mit mir zufrieden, und dran¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/160
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/160>, abgerufen am 23.11.2024.