die ewige Seligkeit bringt, unterläßt. Noch muß ich sagen, ehrwürdiger Herr! daß es mir in manchen Augenblicken scheint, als trage der Baron einen Gram in der Seele, dessen Ursache er mir verschweigt, denn außer der Bekümmerniß um Hermogen kämpft er sicht¬ lich mit einem Gedanken, der ihn beständig verfolgt. Es ist mir in den Sinn gekom¬ men, daß vielleicht ein böser Zufall noch deutli¬ cher ihm die Spur von dem verbrecherischen Umgange der Baronesse mit dem fluchwür¬ digen Grafen zeigte, als mir. -- Auch meinen Herzensfreund, den Baron, empfehle ich, ehr¬ würdiger Herr! Ihrer geistlichen Sorge." --
Mit diesen Worten schloß Reinhold sei¬ ne Erzählung, die mich auf mannigfache Weise gefoltert hatte, indem die seltsamsten Widersprüche in meinem Innern sich durch¬ kreuzten. Mein eignes Ich zum grausamen Spiel eines launenhaften Zufalls geworden, und in fremdartige Gestalten zerfließend, schwamm ohne Halt wie in einem Meer all'
die ewige Seligkeit bringt, unterlaͤßt. Noch muß ich ſagen, ehrwuͤrdiger Herr! daß es mir in manchen Augenblicken ſcheint, als trage der Baron einen Gram in der Seele, deſſen Urſache er mir verſchweigt, denn außer der Bekuͤmmerniß um Hermogen kaͤmpft er ſicht¬ lich mit einem Gedanken, der ihn beſtaͤndig verfolgt. Es iſt mir in den Sinn gekom¬ men, daß vielleicht ein boͤſer Zufall noch deutli¬ cher ihm die Spur von dem verbrecheriſchen Umgange der Baroneſſe mit dem fluchwuͤr¬ digen Grafen zeigte, als mir. — Auch meinen Herzensfreund, den Baron, empfehle ich, ehr¬ wuͤrdiger Herr! Ihrer geiſtlichen Sorge.“ —
Mit dieſen Worten ſchloß Reinhold ſei¬ ne Erzaͤhlung, die mich auf mannigfache Weiſe gefoltert hatte, indem die ſeltſamſten Widerſpruͤche in meinem Innern ſich durch¬ kreuzten. Mein eignes Ich zum grauſamen Spiel eines launenhaften Zufalls geworden, und in fremdartige Geſtalten zerfließend, ſchwamm ohne Halt wie in einem Meer all'
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die ewige Seligkeit bringt, unterlaͤßt. Noch
muß ich ſagen, ehrwuͤrdiger Herr! daß es mir
in manchen Augenblicken ſcheint, als trage der
Baron einen Gram in der Seele, deſſen
Urſache er mir verſchweigt, denn außer der
Bekuͤmmerniß um Hermogen kaͤmpft er ſicht¬
lich mit einem Gedanken, der ihn beſtaͤndig
verfolgt. Es iſt mir in den Sinn gekom¬
men, daß vielleicht ein boͤſer Zufall noch deutli¬
cher ihm die Spur von dem verbrecheriſchen
Umgange der Baroneſſe mit dem fluchwuͤr¬
digen Grafen zeigte, als mir. — Auch meinen
Herzensfreund, den Baron, empfehle ich, ehr¬
wuͤrdiger Herr! Ihrer geiſtlichen Sorge.“ —
Mit dieſen Worten ſchloß Reinhold ſei¬
ne Erzaͤhlung, die mich auf mannigfache
Weiſe gefoltert hatte, indem die ſeltſamſten
Widerſpruͤche in meinem Innern ſich durch¬
kreuzten. Mein eignes Ich zum grauſamen
Spiel eines launenhaften Zufalls geworden,
und in fremdartige Geſtalten zerfließend,
ſchwamm ohne Halt wie in einem Meer all'
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/149>, abgerufen am 23.11.2024.
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