Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

und Schmerz! -- Ach, wie soll ich Ihnen,
ehrwürdiger Herr! denn mein Gefühl be¬
schreiben! -- Denken Sie an meine Liebe,
an meine treue Anhänglichkeit, mit der ich
dem Baron ergeben war -- an meine böse
Ahnungen, die nun erfüllt wurden; denn die
wenigen Worte hatten es mir ja ganz er¬
schlossen, daß ein geheimes Verhältniß zwi¬
schen der Baronesse und dem Grafen statt
fand. Ich mußte wohl vor der Hand schwei¬
gen, aber die Baronesse wollte ich bewachen
mit Argusaugen, und dann, bei erlangter Ge¬
wißheit ihres Verbrechens, die schändlichen
Bande lösen, mit denen sie meinen un¬
glücklichen Freund umstrickt hatte. Doch wer
vermag teuflischer Arglist zu begegnen; um¬
sonst, ganz umsonst waren meine Bemühun¬
gen, und es wäre lächerlich gewesen, dem
Baron das mitzutheilen, was ich gesehen und
gehört, da die Schlaue Auswege genug gefun¬
den haben würde, mich als einen abgeschmack¬
ten, thörichten Geisterseher darzustellen." --

Der

und Schmerz! — Ach, wie ſoll ich Ihnen,
ehrwuͤrdiger Herr! denn mein Gefuͤhl be¬
ſchreiben! — Denken Sie an meine Liebe,
an meine treue Anhaͤnglichkeit, mit der ich
dem Baron ergeben war — an meine boͤſe
Ahnungen, die nun erfuͤllt wurden; denn die
wenigen Worte hatten es mir ja ganz er¬
ſchloſſen, daß ein geheimes Verhaͤltniß zwi¬
ſchen der Baroneſſe und dem Grafen ſtatt
fand. Ich mußte wohl vor der Hand ſchwei¬
gen, aber die Baroneſſe wollte ich bewachen
mit Argusaugen, und dann, bei erlangter Ge¬
wißheit ihres Verbrechens, die ſchaͤndlichen
Bande loͤſen, mit denen ſie meinen un¬
gluͤcklichen Freund umſtrickt hatte. Doch wer
vermag teufliſcher Argliſt zu begegnen; um¬
ſonſt, ganz umſonſt waren meine Bemuͤhun¬
gen, und es waͤre laͤcherlich geweſen, dem
Baron das mitzutheilen, was ich geſehen und
gehoͤrt, da die Schlaue Auswege genug gefun¬
den haben wuͤrde, mich als einen abgeſchmack¬
ten, thoͤrichten Geiſterſeher darzuſtellen.“ —

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0144" n="128"/>
und Schmerz! &#x2014; Ach, wie &#x017F;oll ich Ihnen,<lb/>
ehrwu&#x0364;rdiger Herr! denn mein Gefu&#x0364;hl be¬<lb/>
&#x017F;chreiben! &#x2014; Denken Sie an meine Liebe,<lb/>
an meine treue Anha&#x0364;nglichkeit, mit der ich<lb/>
dem Baron ergeben war &#x2014; an meine bo&#x0364;&#x017F;e<lb/>
Ahnungen, die nun erfu&#x0364;llt wurden; denn die<lb/>
wenigen Worte hatten es mir ja ganz er¬<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, daß ein geheimes Verha&#x0364;ltniß zwi¬<lb/>
&#x017F;chen der Barone&#x017F;&#x017F;e und dem Grafen &#x017F;tatt<lb/>
fand. Ich mußte wohl vor der Hand &#x017F;chwei¬<lb/>
gen, aber die Barone&#x017F;&#x017F;e wollte ich bewachen<lb/>
mit Argusaugen, und dann, bei erlangter Ge¬<lb/>
wißheit ihres Verbrechens, die &#x017F;cha&#x0364;ndlichen<lb/>
Bande lo&#x0364;&#x017F;en, mit denen &#x017F;ie meinen un¬<lb/>
glu&#x0364;cklichen Freund um&#x017F;trickt hatte. Doch wer<lb/>
vermag teufli&#x017F;cher Argli&#x017F;t zu begegnen; um¬<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t, ganz um&#x017F;on&#x017F;t waren meine Bemu&#x0364;hun¬<lb/>
gen, und es wa&#x0364;re la&#x0364;cherlich gewe&#x017F;en, dem<lb/>
Baron das mitzutheilen, was ich ge&#x017F;ehen und<lb/>
geho&#x0364;rt, da die Schlaue Auswege genug gefun¬<lb/>
den haben wu&#x0364;rde, mich als einen abge&#x017F;chmack¬<lb/>
ten, tho&#x0364;richten Gei&#x017F;ter&#x017F;eher darzu&#x017F;tellen.&#x201C; &#x2014;</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Der<lb/></fw>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0144] und Schmerz! — Ach, wie ſoll ich Ihnen, ehrwuͤrdiger Herr! denn mein Gefuͤhl be¬ ſchreiben! — Denken Sie an meine Liebe, an meine treue Anhaͤnglichkeit, mit der ich dem Baron ergeben war — an meine boͤſe Ahnungen, die nun erfuͤllt wurden; denn die wenigen Worte hatten es mir ja ganz er¬ ſchloſſen, daß ein geheimes Verhaͤltniß zwi¬ ſchen der Baroneſſe und dem Grafen ſtatt fand. Ich mußte wohl vor der Hand ſchwei¬ gen, aber die Baroneſſe wollte ich bewachen mit Argusaugen, und dann, bei erlangter Ge¬ wißheit ihres Verbrechens, die ſchaͤndlichen Bande loͤſen, mit denen ſie meinen un¬ gluͤcklichen Freund umſtrickt hatte. Doch wer vermag teufliſcher Argliſt zu begegnen; um¬ ſonſt, ganz umſonſt waren meine Bemuͤhun¬ gen, und es waͤre laͤcherlich geweſen, dem Baron das mitzutheilen, was ich geſehen und gehoͤrt, da die Schlaue Auswege genug gefun¬ den haben wuͤrde, mich als einen abgeſchmack¬ ten, thoͤrichten Geiſterſeher darzuſtellen.“ — Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/144
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/144>, abgerufen am 23.11.2024.