und Schmerz! -- Ach, wie soll ich Ihnen, ehrwürdiger Herr! denn mein Gefühl be¬ schreiben! -- Denken Sie an meine Liebe, an meine treue Anhänglichkeit, mit der ich dem Baron ergeben war -- an meine böse Ahnungen, die nun erfüllt wurden; denn die wenigen Worte hatten es mir ja ganz er¬ schlossen, daß ein geheimes Verhältniß zwi¬ schen der Baronesse und dem Grafen statt fand. Ich mußte wohl vor der Hand schwei¬ gen, aber die Baronesse wollte ich bewachen mit Argusaugen, und dann, bei erlangter Ge¬ wißheit ihres Verbrechens, die schändlichen Bande lösen, mit denen sie meinen un¬ glücklichen Freund umstrickt hatte. Doch wer vermag teuflischer Arglist zu begegnen; um¬ sonst, ganz umsonst waren meine Bemühun¬ gen, und es wäre lächerlich gewesen, dem Baron das mitzutheilen, was ich gesehen und gehört, da die Schlaue Auswege genug gefun¬ den haben würde, mich als einen abgeschmack¬ ten, thörichten Geisterseher darzustellen." --
Der
und Schmerz! — Ach, wie ſoll ich Ihnen, ehrwuͤrdiger Herr! denn mein Gefuͤhl be¬ ſchreiben! — Denken Sie an meine Liebe, an meine treue Anhaͤnglichkeit, mit der ich dem Baron ergeben war — an meine boͤſe Ahnungen, die nun erfuͤllt wurden; denn die wenigen Worte hatten es mir ja ganz er¬ ſchloſſen, daß ein geheimes Verhaͤltniß zwi¬ ſchen der Baroneſſe und dem Grafen ſtatt fand. Ich mußte wohl vor der Hand ſchwei¬ gen, aber die Baroneſſe wollte ich bewachen mit Argusaugen, und dann, bei erlangter Ge¬ wißheit ihres Verbrechens, die ſchaͤndlichen Bande loͤſen, mit denen ſie meinen un¬ gluͤcklichen Freund umſtrickt hatte. Doch wer vermag teufliſcher Argliſt zu begegnen; um¬ ſonſt, ganz umſonſt waren meine Bemuͤhun¬ gen, und es waͤre laͤcherlich geweſen, dem Baron das mitzutheilen, was ich geſehen und gehoͤrt, da die Schlaue Auswege genug gefun¬ den haben wuͤrde, mich als einen abgeſchmack¬ ten, thoͤrichten Geiſterſeher darzuſtellen.“ —
Der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0144"n="128"/>
und Schmerz! — Ach, wie ſoll ich Ihnen,<lb/>
ehrwuͤrdiger Herr! denn mein Gefuͤhl be¬<lb/>ſchreiben! — Denken Sie an meine Liebe,<lb/>
an meine treue Anhaͤnglichkeit, mit der ich<lb/>
dem Baron ergeben war — an meine boͤſe<lb/>
Ahnungen, die nun erfuͤllt wurden; denn die<lb/>
wenigen Worte hatten es mir ja ganz er¬<lb/>ſchloſſen, daß ein geheimes Verhaͤltniß zwi¬<lb/>ſchen der Baroneſſe und dem Grafen ſtatt<lb/>
fand. Ich mußte wohl vor der Hand ſchwei¬<lb/>
gen, aber die Baroneſſe wollte ich bewachen<lb/>
mit Argusaugen, und dann, bei erlangter Ge¬<lb/>
wißheit ihres Verbrechens, die ſchaͤndlichen<lb/>
Bande loͤſen, mit denen ſie meinen un¬<lb/>
gluͤcklichen Freund umſtrickt hatte. Doch wer<lb/>
vermag teufliſcher Argliſt zu begegnen; um¬<lb/>ſonſt, ganz umſonſt waren meine Bemuͤhun¬<lb/>
gen, und es waͤre laͤcherlich geweſen, dem<lb/>
Baron das mitzutheilen, was ich geſehen und<lb/>
gehoͤrt, da die Schlaue Auswege genug gefun¬<lb/>
den haben wuͤrde, mich als einen abgeſchmack¬<lb/>
ten, thoͤrichten Geiſterſeher darzuſtellen.“—</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Der<lb/></fw></div></div></div></body></text></TEI>
[128/0144]
und Schmerz! — Ach, wie ſoll ich Ihnen,
ehrwuͤrdiger Herr! denn mein Gefuͤhl be¬
ſchreiben! — Denken Sie an meine Liebe,
an meine treue Anhaͤnglichkeit, mit der ich
dem Baron ergeben war — an meine boͤſe
Ahnungen, die nun erfuͤllt wurden; denn die
wenigen Worte hatten es mir ja ganz er¬
ſchloſſen, daß ein geheimes Verhaͤltniß zwi¬
ſchen der Baroneſſe und dem Grafen ſtatt
fand. Ich mußte wohl vor der Hand ſchwei¬
gen, aber die Baroneſſe wollte ich bewachen
mit Argusaugen, und dann, bei erlangter Ge¬
wißheit ihres Verbrechens, die ſchaͤndlichen
Bande loͤſen, mit denen ſie meinen un¬
gluͤcklichen Freund umſtrickt hatte. Doch wer
vermag teufliſcher Argliſt zu begegnen; um¬
ſonſt, ganz umſonſt waren meine Bemuͤhun¬
gen, und es waͤre laͤcherlich geweſen, dem
Baron das mitzutheilen, was ich geſehen und
gehoͤrt, da die Schlaue Auswege genug gefun¬
den haben wuͤrde, mich als einen abgeſchmack¬
ten, thoͤrichten Geiſterſeher darzuſtellen.“ —
Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/144>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.