Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

nen Idiosynkrasie, wieder arges Mißtrauen
zu hegen anfing."

"Vor der Verbindung mit dem Baron
war der Graf Viktorin, ein junger schöner
Mann, Major bei der Ehrengarde, und nur
abwechselnd in der Hauptstadt, einer der ei¬
frigsten Verehrer Euphemiens, und der Ein¬
zige, den sie oft wie unwillkührlich, hingeris¬
sen von dem Eindruck des Moments, vor den
Andern auszeichnete. Man sprach einmal so¬
gar davon, daß wohl ein näheres Verhält¬
niß zwischen ihm und Euphemien statt fin¬
den möge, als man es nach dem äußern An¬
schein vermuthen solle, aber das Gerücht ver¬
scholl eben so dumpf als es entstanden. Graf
Viktorin war eben den Winter wieder in
der Hauptstadt, und natürlicherweise in Eu¬
phemiens Zirkeln, er schien sich aber nicht
im mindesten um sie zu bemühen, sondern viel¬
mehr sie absichtlich zu vermeiden. Demun¬
erachtet war es mir oft, als begegneten sich,
wenn sie nicht bemerkt zu werden glaubten,

nen Idioſynkraſie, wieder arges Mißtrauen
zu hegen anfing.“

„Vor der Verbindung mit dem Baron
war der Graf Viktorin, ein junger ſchoͤner
Mann, Major bei der Ehrengarde, und nur
abwechſelnd in der Hauptſtadt, einer der ei¬
frigſten Verehrer Euphemiens, und der Ein¬
zige, den ſie oft wie unwillkuͤhrlich, hingeriſ¬
ſen von dem Eindruck des Moments, vor den
Andern auszeichnete. Man ſprach einmal ſo¬
gar davon, daß wohl ein naͤheres Verhaͤlt¬
niß zwiſchen ihm und Euphemien ſtatt fin¬
den moͤge, als man es nach dem aͤußern An¬
ſchein vermuthen ſolle, aber das Geruͤcht ver¬
ſcholl eben ſo dumpf als es entſtanden. Graf
Viktorin war eben den Winter wieder in
der Hauptſtadt, und natuͤrlicherweiſe in Eu¬
phemiens Zirkeln, er ſchien ſich aber nicht
im mindeſten um ſie zu bemuͤhen, ſondern viel¬
mehr ſie abſichtlich zu vermeiden. Demun¬
erachtet war es mir oft, als begegneten ſich,
wenn ſie nicht bemerkt zu werden glaubten,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0142" n="126"/>
nen Idio&#x017F;ynkra&#x017F;ie, wieder arges Mißtrauen<lb/>
zu hegen anfing.&#x201C;</p><lb/>
            <p>&#x201E;Vor der Verbindung mit dem Baron<lb/>
war der Graf Viktorin, ein junger &#x017F;cho&#x0364;ner<lb/>
Mann, Major bei der Ehrengarde, und nur<lb/>
abwech&#x017F;elnd in der Haupt&#x017F;tadt, einer der ei¬<lb/>
frig&#x017F;ten Verehrer Euphemiens, und der Ein¬<lb/>
zige, den &#x017F;ie oft wie unwillku&#x0364;hrlich, hingeri&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;en von dem Eindruck des Moments, vor den<lb/>
Andern auszeichnete. Man &#x017F;prach einmal &#x017F;<lb/>
gar davon, daß wohl ein na&#x0364;heres Verha&#x0364;lt¬<lb/>
niß zwi&#x017F;chen ihm und Euphemien &#x017F;tatt fin¬<lb/>
den mo&#x0364;ge, als man es nach dem a&#x0364;ußern An¬<lb/>
&#x017F;chein vermuthen &#x017F;olle, aber das Geru&#x0364;cht ver¬<lb/>
&#x017F;choll eben &#x017F;o dumpf als es ent&#x017F;tanden. Graf<lb/>
Viktorin war eben den Winter wieder in<lb/>
der Haupt&#x017F;tadt, und natu&#x0364;rlicherwei&#x017F;e in Eu¬<lb/>
phemiens Zirkeln, er &#x017F;chien &#x017F;ich aber nicht<lb/>
im minde&#x017F;ten um &#x017F;ie zu bemu&#x0364;hen, &#x017F;ondern viel¬<lb/>
mehr &#x017F;ie ab&#x017F;ichtlich zu vermeiden. Demun¬<lb/>
erachtet war es mir oft, als begegneten &#x017F;ich,<lb/>
wenn &#x017F;ie nicht bemerkt zu werden glaubten,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[126/0142] nen Idioſynkraſie, wieder arges Mißtrauen zu hegen anfing.“ „Vor der Verbindung mit dem Baron war der Graf Viktorin, ein junger ſchoͤner Mann, Major bei der Ehrengarde, und nur abwechſelnd in der Hauptſtadt, einer der ei¬ frigſten Verehrer Euphemiens, und der Ein¬ zige, den ſie oft wie unwillkuͤhrlich, hingeriſ¬ ſen von dem Eindruck des Moments, vor den Andern auszeichnete. Man ſprach einmal ſo¬ gar davon, daß wohl ein naͤheres Verhaͤlt¬ niß zwiſchen ihm und Euphemien ſtatt fin¬ den moͤge, als man es nach dem aͤußern An¬ ſchein vermuthen ſolle, aber das Geruͤcht ver¬ ſcholl eben ſo dumpf als es entſtanden. Graf Viktorin war eben den Winter wieder in der Hauptſtadt, und natuͤrlicherweiſe in Eu¬ phemiens Zirkeln, er ſchien ſich aber nicht im mindeſten um ſie zu bemuͤhen, ſondern viel¬ mehr ſie abſichtlich zu vermeiden. Demun¬ erachtet war es mir oft, als begegneten ſich, wenn ſie nicht bemerkt zu werden glaubten,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/142
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/142>, abgerufen am 27.11.2024.