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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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liche Worte mit mir gewechselt, als eine
höchst interessante Erscheinung recht genau
beobachtet. Ich mußte eingestehen, daß sie
das schönste, herrlichste Weib von allen war,
daß aus Allem was sie sprach, Verstand und
Gefühl hervorleuchtete; und doch wurde ich
auf ganz unerklärliche Weise von ihr zu¬
rückgestoßen, ja ich konnte ein gewisses un¬
heimliches Gefühl nicht unterdrücken, das sich
augenblicklich meiner bemächtigte, sobald ihr
Blick mich traf, oder sie mit mir zu spre¬
chen anfing. In ihren Augen brannte oft
eine ganz eigne Gluth, aus der, wenn sie
sich unbemerkt glaubte, funkelnde Blitze schos¬
sen, und es schien ein inneres verderbliches
Feuer, das nur mühsam überbaut, gewalt¬
sam hervorzustrahlen. Nächst dem schwebte
oft um ihren sonst weich geformten Mund
eine gehässige Ironie, die mich, da es oft
der grellste Ausdruck des hämischen Hohns
war, im Innersten erbeben machte. Daß sie
oft den Hermogen, der sich wenig oder gar

liche Worte mit mir gewechſelt, als eine
hoͤchſt intereſſante Erſcheinung recht genau
beobachtet. Ich mußte eingeſtehen, daß ſie
das ſchoͤnſte, herrlichſte Weib von allen war,
daß aus Allem was ſie ſprach, Verſtand und
Gefuͤhl hervorleuchtete; und doch wurde ich
auf ganz unerklaͤrliche Weiſe von ihr zu¬
ruͤckgeſtoßen, ja ich konnte ein gewiſſes un¬
heimliches Gefuͤhl nicht unterdruͤcken, das ſich
augenblicklich meiner bemaͤchtigte, ſobald ihr
Blick mich traf, oder ſie mit mir zu ſpre¬
chen anfing. In ihren Augen brannte oft
eine ganz eigne Gluth, aus der, wenn ſie
ſich unbemerkt glaubte, funkelnde Blitze ſchoſ¬
ſen, und es ſchien ein inneres verderbliches
Feuer, das nur muͤhſam uͤberbaut, gewalt¬
ſam hervorzuſtrahlen. Naͤchſt dem ſchwebte
oft um ihren ſonſt weich geformten Mund
eine gehaͤſſige Ironie, die mich, da es oft
der grellſte Ausdruck des haͤmiſchen Hohns
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oft den Hermogen, der ſich wenig oder gar

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[120/0136] liche Worte mit mir gewechſelt, als eine hoͤchſt intereſſante Erſcheinung recht genau beobachtet. Ich mußte eingeſtehen, daß ſie das ſchoͤnſte, herrlichſte Weib von allen war, daß aus Allem was ſie ſprach, Verſtand und Gefuͤhl hervorleuchtete; und doch wurde ich auf ganz unerklaͤrliche Weiſe von ihr zu¬ ruͤckgeſtoßen, ja ich konnte ein gewiſſes un¬ heimliches Gefuͤhl nicht unterdruͤcken, das ſich augenblicklich meiner bemaͤchtigte, ſobald ihr Blick mich traf, oder ſie mit mir zu ſpre¬ chen anfing. In ihren Augen brannte oft eine ganz eigne Gluth, aus der, wenn ſie ſich unbemerkt glaubte, funkelnde Blitze ſchoſ¬ ſen, und es ſchien ein inneres verderbliches Feuer, das nur muͤhſam uͤberbaut, gewalt¬ ſam hervorzuſtrahlen. Naͤchſt dem ſchwebte oft um ihren ſonſt weich geformten Mund eine gehaͤſſige Ironie, die mich, da es oft der grellſte Ausdruck des haͤmiſchen Hohns war, im Innerſten erbeben machte. Daß ſie oft den Hermogen, der ſich wenig oder gar

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/136>, abgerufen am 23.11.2024.