Freundschaft, und nahm sich ihrer mit so vieler Wärme an, daß sie sogar es nicht verschmähte für die kleinsten Bedürfnisse ih¬ res Anzuges und sonst wie eine Mutter zu sorgen. Sie wußte dem blöden unerfahrnen Mädchen in glänzender Gesellschaft auf eine so feine Art beizustehen, daß dieser Beistand, statt bemerkt zu werden, nur dazu diente, Au¬ reliens natürlichen Verstand und tiefes rich¬ tiges Gefühl so herauszuheben, daß man sie bald mit der höchsten Achtung auszeichnete. Der Baron ergoß sich bei jeder Gelegenheit in Euphemiens Lob, und hier traf es sich vielleicht zum erstenmal in unserm Leben, daß wir so ganz verschiedener Meinung wa¬ ren. Gewöhnlich machte ich in jeder Gesell¬ schaft mehr den stillen aufmerksamen Beo¬ bachter, als daß ich hätte unmittelbar einge¬ hen sollen in lebendige Mittheilung und Un¬ terhaltung. So hatte ich auch Euphemien, die nur dann und wann, nach ihrer Gewohn¬ heit Niemanden zu übersehen, ein paar freund¬
Freundſchaft, und nahm ſich ihrer mit ſo vieler Waͤrme an, daß ſie ſogar es nicht verſchmaͤhte fuͤr die kleinſten Beduͤrfniſſe ih¬ res Anzuges und ſonſt wie eine Mutter zu ſorgen. Sie wußte dem bloͤden unerfahrnen Maͤdchen in glaͤnzender Geſellſchaft auf eine ſo feine Art beizuſtehen, daß dieſer Beiſtand, ſtatt bemerkt zu werden, nur dazu diente, Au¬ reliens natuͤrlichen Verſtand und tiefes rich¬ tiges Gefuͤhl ſo herauszuheben, daß man ſie bald mit der hoͤchſten Achtung auszeichnete. Der Baron ergoß ſich bei jeder Gelegenheit in Euphemiens Lob, und hier traf es ſich vielleicht zum erſtenmal in unſerm Leben, daß wir ſo ganz verſchiedener Meinung wa¬ ren. Gewoͤhnlich machte ich in jeder Geſell¬ ſchaft mehr den ſtillen aufmerkſamen Beo¬ bachter, als daß ich haͤtte unmittelbar einge¬ hen ſollen in lebendige Mittheilung und Un¬ terhaltung. So hatte ich auch Euphemien, die nur dann und wann, nach ihrer Gewohn¬ heit Niemanden zu uͤberſehen, ein paar freund¬
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Freundſchaft, und nahm ſich ihrer mit ſo
vieler Waͤrme an, daß ſie ſogar es nicht
verſchmaͤhte fuͤr die kleinſten Beduͤrfniſſe ih¬
res Anzuges und ſonſt wie eine Mutter zu
ſorgen. Sie wußte dem bloͤden unerfahrnen
Maͤdchen in glaͤnzender Geſellſchaft auf eine
ſo feine Art beizuſtehen, daß dieſer Beiſtand,
ſtatt bemerkt zu werden, nur dazu diente, Au¬
reliens natuͤrlichen Verſtand und tiefes rich¬
tiges Gefuͤhl ſo herauszuheben, daß man ſie
bald mit der hoͤchſten Achtung auszeichnete.
Der Baron ergoß ſich bei jeder Gelegenheit
in Euphemiens Lob, und hier traf es ſich
vielleicht zum erſtenmal in unſerm Leben,
daß wir ſo ganz verſchiedener Meinung wa¬
ren. Gewoͤhnlich machte ich in jeder Geſell¬
ſchaft mehr den ſtillen aufmerkſamen Beo¬
bachter, als daß ich haͤtte unmittelbar einge¬
hen ſollen in lebendige Mittheilung und Un¬
terhaltung. So hatte ich auch Euphemien,
die nur dann und wann, nach ihrer Gewohn¬
heit Niemanden zu uͤberſehen, ein paar freund¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/135>, abgerufen am 27.11.2024.
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