bedurfte. Sie starb, als eben im heranna¬ henden Frühling ihre scheinbare Besserung den Baron mit den frohsten Hoffnungen er¬ füllte. Wir flohen auf das Land, und nur die Zeit vermochte den tiefen zerstörenden Gram zu mildern, der den Baron ergriffen hatte. Hermogen wuchs zum herrlichen Jüng¬ ling heran, Aurelie wurde immer mehr das Ebenbild ihrer Mutter, die sorgfältige Erzie¬ hung der Kinder war unser Tagewerk und unsere Freude. Hermogen zeigte entschiede¬ nen Hang zum Militair, und dies zwang den Baron, ihn nach der Hauptstadt zu schi¬ cken, um dort unter den Augen seines alten Freundes, des Gouverneurs, die Laufbahn zu beginnen. -- Erst vor drei Jahren brachte der Baron mit Aurelien und mit mir wie¬ der, wie vor alter Zeit, zum erstenmal den ganzen Winter in der Residenz zu, theils, sei¬ nen Sohn wenigstens einige Zeit hindurch in der Nähe zu haben, theils seine Freunde, die ihn unaufhörlich dazu aufgefordert, wieder
bedurfte. Sie ſtarb, als eben im heranna¬ henden Fruͤhling ihre ſcheinbare Beſſerung den Baron mit den frohſten Hoffnungen er¬ fuͤllte. Wir flohen auf das Land, und nur die Zeit vermochte den tiefen zerſtoͤrenden Gram zu mildern, der den Baron ergriffen hatte. Hermogen wuchs zum herrlichen Juͤng¬ ling heran, Aurelie wurde immer mehr das Ebenbild ihrer Mutter, die ſorgfaͤltige Erzie¬ hung der Kinder war unſer Tagewerk und unſere Freude. Hermogen zeigte entſchiede¬ nen Hang zum Militair, und dies zwang den Baron, ihn nach der Hauptſtadt zu ſchi¬ cken, um dort unter den Augen ſeines alten Freundes, des Gouverneurs, die Laufbahn zu beginnen. — Erſt vor drei Jahren brachte der Baron mit Aurelien und mit mir wie¬ der, wie vor alter Zeit, zum erſtenmal den ganzen Winter in der Reſidenz zu, theils, ſei¬ nen Sohn wenigſtens einige Zeit hindurch in der Naͤhe zu haben, theils ſeine Freunde, die ihn unaufhoͤrlich dazu aufgefordert, wieder
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bedurfte. Sie ſtarb, als eben im heranna¬
henden Fruͤhling ihre ſcheinbare Beſſerung
den Baron mit den frohſten Hoffnungen er¬
fuͤllte. Wir flohen auf das Land, und nur
die Zeit vermochte den tiefen zerſtoͤrenden
Gram zu mildern, der den Baron ergriffen
hatte. Hermogen wuchs zum herrlichen Juͤng¬
ling heran, Aurelie wurde immer mehr das
Ebenbild ihrer Mutter, die ſorgfaͤltige Erzie¬
hung der Kinder war unſer Tagewerk und
unſere Freude. Hermogen zeigte entſchiede¬
nen Hang zum Militair, und dies zwang
den Baron, ihn nach der Hauptſtadt zu ſchi¬
cken, um dort unter den Augen ſeines alten
Freundes, des Gouverneurs, die Laufbahn zu
beginnen. — Erſt vor drei Jahren brachte
der Baron mit Aurelien und mit mir wie¬
der, wie vor alter Zeit, zum erſtenmal den
ganzen Winter in der Reſidenz zu, theils, ſei¬
nen Sohn wenigſtens einige Zeit hindurch in
der Naͤhe zu haben, theils ſeine Freunde, die
ihn unaufhoͤrlich dazu aufgefordert, wieder
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/132>, abgerufen am 23.11.2024.
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