Mißtöne in mir wohnen!" -- So scheint es Ihnen, lieber Baron, fiel der Alte ein: Sie sprechen von einem ungeheuern Schicksal, das Sie ergriffen, worinn das bestanden, verschwei¬ gen Sie, dem sey aber, wie ihm wolle, ein Jüngling, so wie Sie, mit innerer Kraft, mit jugendlichem Feuermuthe ausgerüstet, muß vermögen sich gegen des Schicksals eherne Faust zu wappnen, ja er muß, wie durch¬ strahlt von einer göttlichen Natur, sich über sein Geschick erheben, und so dies höhere Seyn in sich selbst erweckend und entzün¬ dend sich emporschwingen, über die Qual die¬ ses armseeligen Lebens! Ich wußte nicht Ba¬ ron, welch ein Geschick denn im Stande seyn sollte, dies kräftige innere Wollen zu zerstö¬ ren. -- Hermogen trat einen Schritt zurück, und den Alten mit einem düsteren, wie im verhaltenen Zorn glühenden Blicke, der et¬ was Entsetzliches hatte, anstarrend, rief er mit dumpfer, hohler Stimme: so wisse denn, daß ich selbst das Schicksal bin, das mich ver¬
Mißtoͤne in mir wohnen!“ — So ſcheint es Ihnen, lieber Baron, fiel der Alte ein: Sie ſprechen von einem ungeheuern Schickſal, das Sie ergriffen, worinn das beſtanden, verſchwei¬ gen Sie, dem ſey aber, wie ihm wolle, ein Juͤngling, ſo wie Sie, mit innerer Kraft, mit jugendlichem Feuermuthe ausgeruͤſtet, muß vermoͤgen ſich gegen des Schickſals eherne Fauſt zu wappnen, ja er muß, wie durch¬ ſtrahlt von einer goͤttlichen Natur, ſich uͤber ſein Geſchick erheben, und ſo dies hoͤhere Seyn in ſich ſelbſt erweckend und entzuͤn¬ dend ſich emporſchwingen, uͤber die Qual die¬ ſes armſeeligen Lebens! Ich wußte nicht Ba¬ ron, welch ein Geſchick denn im Stande ſeyn ſollte, dies kraͤftige innere Wollen zu zerſtoͤ¬ ren. — Hermogen trat einen Schritt zuruͤck, und den Alten mit einem duͤſteren, wie im verhaltenen Zorn gluͤhenden Blicke, der et¬ was Entſetzliches hatte, anſtarrend, rief er mit dumpfer, hohler Stimme: ſo wiſſe denn, daß ich ſelbſt das Schickſal bin, das mich ver¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0125"n="109"/>
Mißtoͤne in mir wohnen!“— So ſcheint es<lb/>
Ihnen, lieber Baron, fiel der Alte ein: Sie<lb/>ſprechen von einem ungeheuern Schickſal, das<lb/>
Sie ergriffen, worinn das beſtanden, verſchwei¬<lb/>
gen Sie, dem ſey aber, wie ihm wolle, ein<lb/>
Juͤngling, ſo wie Sie, mit innerer Kraft,<lb/>
mit jugendlichem Feuermuthe ausgeruͤſtet, muß<lb/>
vermoͤgen ſich gegen des Schickſals eherne<lb/>
Fauſt zu wappnen, ja er muß, wie durch¬<lb/>ſtrahlt von einer goͤttlichen Natur, ſich uͤber<lb/>ſein Geſchick erheben, und ſo dies hoͤhere<lb/>
Seyn in ſich ſelbſt erweckend und entzuͤn¬<lb/>
dend ſich emporſchwingen, uͤber die Qual die¬<lb/>ſes armſeeligen Lebens! Ich wußte nicht Ba¬<lb/>
ron, welch ein Geſchick denn im Stande ſeyn<lb/>ſollte, dies kraͤftige innere Wollen zu zerſtoͤ¬<lb/>
ren. — Hermogen trat einen Schritt zuruͤck,<lb/>
und den Alten mit einem duͤſteren, wie im<lb/>
verhaltenen Zorn gluͤhenden Blicke, der et¬<lb/>
was Entſetzliches hatte, anſtarrend, rief er mit<lb/>
dumpfer, hohler Stimme: ſo wiſſe denn, daß<lb/>
ich ſelbſt das Schickſal bin, das mich ver¬<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[109/0125]
Mißtoͤne in mir wohnen!“ — So ſcheint es
Ihnen, lieber Baron, fiel der Alte ein: Sie
ſprechen von einem ungeheuern Schickſal, das
Sie ergriffen, worinn das beſtanden, verſchwei¬
gen Sie, dem ſey aber, wie ihm wolle, ein
Juͤngling, ſo wie Sie, mit innerer Kraft,
mit jugendlichem Feuermuthe ausgeruͤſtet, muß
vermoͤgen ſich gegen des Schickſals eherne
Fauſt zu wappnen, ja er muß, wie durch¬
ſtrahlt von einer goͤttlichen Natur, ſich uͤber
ſein Geſchick erheben, und ſo dies hoͤhere
Seyn in ſich ſelbſt erweckend und entzuͤn¬
dend ſich emporſchwingen, uͤber die Qual die¬
ſes armſeeligen Lebens! Ich wußte nicht Ba¬
ron, welch ein Geſchick denn im Stande ſeyn
ſollte, dies kraͤftige innere Wollen zu zerſtoͤ¬
ren. — Hermogen trat einen Schritt zuruͤck,
und den Alten mit einem duͤſteren, wie im
verhaltenen Zorn gluͤhenden Blicke, der et¬
was Entſetzliches hatte, anſtarrend, rief er mit
dumpfer, hohler Stimme: ſo wiſſe denn, daß
ich ſelbſt das Schickſal bin, das mich ver¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/125>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.