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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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jubilirend und sich in froher Lust liebkosend,
durch den Wald! -- Ein Zug von Bauer¬
burschen und festlich geschmückter Dirnen
kam den Berg herauf. "Gelobt sey Jesus
Christus! riefen sie, bei mir vorüberwan¬
delnd." In Ewigkeit! antwortete ich, und
es war mir, als trete ein neues Leben, voll
Lust und Freiheit, mit tausend holdseeligen Er¬
scheinungen auf mich ein! -- Nie war mir
so zu Muthe gewesen, ich schien mir selbst
ein andrer, und, wie von neuerweckter Kraft
beseelt und begeistert, schritt ich rasch fort
durch den Wald, den Berg herab. Den
Bauer, der mir jetzt in den Weg kam, frug
ich nach dem Orte, den meine Reiseroute als
den ersten bezeichnete, wo ich übernachten
sollte; und er beschrieb mir genau einen nä¬
hern, von der Heerstraße abweichenden, Richt¬
steig mitten durch's Gebürge. Schon war
ich eine ziemliche Strecke einsam fortgewan¬
delt, als mir erst der Gedanke an die Unbe¬
kannte und an den phantastischen Plan sie

auf¬

jubilirend und ſich in froher Luſt liebkoſend,
durch den Wald! — Ein Zug von Bauer¬
burſchen und feſtlich geſchmuͤckter Dirnen
kam den Berg herauf. „Gelobt ſey Jeſus
Chriſtus! riefen ſie, bei mir voruͤberwan¬
delnd.“ In Ewigkeit! antwortete ich, und
es war mir, als trete ein neues Leben, voll
Luſt und Freiheit, mit tauſend holdſeeligen Er¬
ſcheinungen auf mich ein! — Nie war mir
ſo zu Muthe geweſen, ich ſchien mir ſelbſt
ein andrer, und, wie von neuerweckter Kraft
beſeelt und begeiſtert, ſchritt ich raſch fort
durch den Wald, den Berg herab. Den
Bauer, der mir jetzt in den Weg kam, frug
ich nach dem Orte, den meine Reiſeroute als
den erſten bezeichnete, wo ich uͤbernachten
ſollte; und er beſchrieb mir genau einen naͤ¬
hern, von der Heerſtraße abweichenden, Richt¬
ſteig mitten durch's Gebuͤrge. Schon war
ich eine ziemliche Strecke einſam fortgewan¬
delt, als mir erſt der Gedanke an die Unbe¬
kannte und an den phantaſtiſchen Plan ſie

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[96/0112] jubilirend und ſich in froher Luſt liebkoſend, durch den Wald! — Ein Zug von Bauer¬ burſchen und feſtlich geſchmuͤckter Dirnen kam den Berg herauf. „Gelobt ſey Jeſus Chriſtus! riefen ſie, bei mir voruͤberwan¬ delnd.“ In Ewigkeit! antwortete ich, und es war mir, als trete ein neues Leben, voll Luſt und Freiheit, mit tauſend holdſeeligen Er¬ ſcheinungen auf mich ein! — Nie war mir ſo zu Muthe geweſen, ich ſchien mir ſelbſt ein andrer, und, wie von neuerweckter Kraft beſeelt und begeiſtert, ſchritt ich raſch fort durch den Wald, den Berg herab. Den Bauer, der mir jetzt in den Weg kam, frug ich nach dem Orte, den meine Reiſeroute als den erſten bezeichnete, wo ich uͤbernachten ſollte; und er beſchrieb mir genau einen naͤ¬ hern, von der Heerſtraße abweichenden, Richt¬ ſteig mitten durch's Gebuͤrge. Schon war ich eine ziemliche Strecke einſam fortgewan¬ delt, als mir erſt der Gedanke an die Unbe¬ kannte und an den phantaſtiſchen Plan ſie auf¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/112>, abgerufen am 24.11.2024.