Endlich stand es fest in meiner Seele, meiner Quaal durch die Flucht aus dem Klo¬ ster ein Ende zu machen. Denn nur die Be¬ freiung von den Klostergelübden schien mir nöthig zu seyn, um das Weib in meinen Armen zu sehen und die Begierde zu stillen, die in mir brannte. Ich beschloß, unkenntlich geworden durch das Abscheeren meines Barts und weltliche Kleidung, so lange in der Stadt umherzuschweifen, bis ich sie gefun¬ den, und dachte nicht daran, wie schwer, ja wie unmöglich dies vielleicht seyn werde, ja, wie ich vielleicht, von allem Gelde entblößt, nicht einen einzigen Tag außerhalb den Mau¬ ern würde leben können.
Der letzte Tag, den ich noch im Kloster zubringen wollte, war endlich herangekom¬ men, durch einen günstigen Zufall hatte ich anständige bürgerliche Kleider erhalten; in der nächsten Nacht, wollte ich das Kloster verlassen, um nie wieder zurückzukehren. Schon war es Abend geworden, als der Prior
Endlich ſtand es feſt in meiner Seele, meiner Quaal durch die Flucht aus dem Klo¬ ſter ein Ende zu machen. Denn nur die Be¬ freiung von den Kloſtergeluͤbden ſchien mir noͤthig zu ſeyn, um das Weib in meinen Armen zu ſehen und die Begierde zu ſtillen, die in mir brannte. Ich beſchloß, unkenntlich geworden durch das Abſcheeren meines Barts und weltliche Kleidung, ſo lange in der Stadt umherzuſchweifen, bis ich ſie gefun¬ den, und dachte nicht daran, wie ſchwer, ja wie unmoͤglich dies vielleicht ſeyn werde, ja, wie ich vielleicht, von allem Gelde entbloͤßt, nicht einen einzigen Tag außerhalb den Mau¬ ern wuͤrde leben koͤnnen.
Der letzte Tag, den ich noch im Kloſter zubringen wollte, war endlich herangekom¬ men, durch einen guͤnſtigen Zufall hatte ich anſtaͤndige buͤrgerliche Kleider erhalten; in der naͤchſten Nacht, wollte ich das Kloſter verlaſſen, um nie wieder zuruͤckzukehren. Schon war es Abend geworden, als der Prior
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Endlich ſtand es feſt in meiner Seele,
meiner Quaal durch die Flucht aus dem Klo¬
ſter ein Ende zu machen. Denn nur die Be¬
freiung von den Kloſtergeluͤbden ſchien mir
noͤthig zu ſeyn, um das Weib in meinen
Armen zu ſehen und die Begierde zu ſtillen,
die in mir brannte. Ich beſchloß, unkenntlich
geworden durch das Abſcheeren meines Barts
und weltliche Kleidung, ſo lange in der
Stadt umherzuſchweifen, bis ich ſie gefun¬
den, und dachte nicht daran, wie ſchwer, ja
wie unmoͤglich dies vielleicht ſeyn werde, ja,
wie ich vielleicht, von allem Gelde entbloͤßt,
nicht einen einzigen Tag außerhalb den Mau¬
ern wuͤrde leben koͤnnen.
Der letzte Tag, den ich noch im Kloſter
zubringen wollte, war endlich herangekom¬
men, durch einen guͤnſtigen Zufall hatte ich
anſtaͤndige buͤrgerliche Kleider erhalten; in
der naͤchſten Nacht, wollte ich das Kloſter
verlaſſen, um nie wieder zuruͤckzukehren.
Schon war es Abend geworden, als der Prior
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/105>, abgerufen am 23.11.2024.
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