Bußübung mehr dämpfte. Denn diese unter¬ nahm ich, mich züchtigend bis aufs Blut mit dem Knotenstrick, um der ewigen Verdamm¬ niß zu entgehen, die mir drohte, da oft je¬ nes Feuer, das das fremde Weib in mich ge¬ worfen, die sündlichsten Begierden, welche sonst mir unbekannt geblieben, erregte, so daß ich mich nicht zu retten wußte, vor wol¬ lüstiger Qual.
Ein Altar in unserer Kirche war der heiligen Rosalia geweiht, und ihr herrliches Bild in dem Moment gemalt, als sie den Märtyrer Tod erleidet. -- Es war meine Geliebte, ich erkannte sie, ja sogar ihre Klei¬ dung war dem seltsamen Anzug der Unbe¬ kannten völlig gleich. Da lag ich stunden¬ lang, wie von verderblichem Wahnsinn be¬ fangen, niedergeworfen auf den Stufen des Altars und stieß heulende entsetzliche Töne der Verzweiflung aus, daß die Mönche sich entsetzten und scheu von mir wichen. -- In ruhigeren Augenblicken lief ich im Kloster¬
Bußuͤbung mehr daͤmpfte. Denn dieſe unter¬ nahm ich, mich zuͤchtigend bis aufs Blut mit dem Knotenſtrick, um der ewigen Verdamm¬ niß zu entgehen, die mir drohte, da oft je¬ nes Feuer, das das fremde Weib in mich ge¬ worfen, die ſuͤndlichſten Begierden, welche ſonſt mir unbekannt geblieben, erregte, ſo daß ich mich nicht zu retten wußte, vor wol¬ luͤſtiger Qual.
Ein Altar in unſerer Kirche war der heiligen Roſalia geweiht, und ihr herrliches Bild in dem Moment gemalt, als ſie den Maͤrtyrer Tod erleidet. — Es war meine Geliebte, ich erkannte ſie, ja ſogar ihre Klei¬ dung war dem ſeltſamen Anzug der Unbe¬ kannten voͤllig gleich. Da lag ich ſtunden¬ lang, wie von verderblichem Wahnſinn be¬ fangen, niedergeworfen auf den Stufen des Altars und ſtieß heulende entſetzliche Toͤne der Verzweiflung aus, daß die Moͤnche ſich entſetzten und ſcheu von mir wichen. — In ruhigeren Augenblicken lief ich im Kloſter¬
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Bußuͤbung mehr daͤmpfte. Denn dieſe unter¬
nahm ich, mich zuͤchtigend bis aufs Blut mit
dem Knotenſtrick, um der ewigen Verdamm¬
niß zu entgehen, die mir drohte, da oft je¬
nes Feuer, das das fremde Weib in mich ge¬
worfen, die ſuͤndlichſten Begierden, welche
ſonſt mir unbekannt geblieben, erregte, ſo
daß ich mich nicht zu retten wußte, vor wol¬
luͤſtiger Qual.
Ein Altar in unſerer Kirche war der
heiligen Roſalia geweiht, und ihr herrliches
Bild in dem Moment gemalt, als ſie den
Maͤrtyrer Tod erleidet. — Es war meine
Geliebte, ich erkannte ſie, ja ſogar ihre Klei¬
dung war dem ſeltſamen Anzug der Unbe¬
kannten voͤllig gleich. Da lag ich ſtunden¬
lang, wie von verderblichem Wahnſinn be¬
fangen, niedergeworfen auf den Stufen des
Altars und ſtieß heulende entſetzliche Toͤne
der Verzweiflung aus, daß die Moͤnche ſich
entſetzten und ſcheu von mir wichen. — In
ruhigeren Augenblicken lief ich im Kloſter¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/103>, abgerufen am 22.11.2024.
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