Adjunkt in Upsala), Frapolli (später in Mailand), Pavesi (später in Pavia), Goupillat (später in Sevres) und auch der hiesige Adolf Wagner. Im kleinen Gaszimmer mit zwei Arbeitsplätzen im neuen Institut arbeiteten damals Landolt und Quincke zusammen. Nach vorübergehender Beschäftigung mit der elektrolytischen Dar- stellung von Kalzium und Lithium untersuchte dann Landolt die Gase der Lampe, welche im Winter 1854/1855 von Bunsen konstruiert worden war. Das gemeinsame Arbeiten mit Quincke, wozu sich Sonnabends und Sonntags Ausflüge in die Umgebung gesellten, verband alsbald beide durch eine Freundschaft, die nur der Tod löste. 1856 erfolgte dann die Rückreise nach Breslau, wo auch Lothar Meyer und Beilstein alsbald eintrafen, und in demselben Jahre erwarb Landolt die Venia legendi in Chemie durch seine Habilitationsschrift über "Chemische Vorgänge in der Flamme der Leuchtgase".
Bonn (1857--1869).
Schon im Jahre 1857 wurde der erst 26jährige Forscher von Breslau weg, als jüngster Extraordinarius Preußens, an die Universität Bonn be- rufen. Die Chemie war damals dort durch Bischof, ordentlichen Pro- fessor der Chemie und Technologie, und durch Baumert, die pharma- zeutische Chemie durch Bergemann vertreten, zu denen Landolt bald in freundschaftliche Beziehungen trat. Dem Bonner Freundeskreis gehörten weiter an: Usener, Schönfeld, Pflüger und dann Landolts zeitweiliger Assistent Bettendorf sowie der bis zuletzt mit Landolt befreundete Schüler und Mitarbeiter Horstmann und viele andere. In der neuen Stellung begann Landolt seine großen grundlegend gewordenen Unter- suchungen über den "Einfluß der atomistischen Zusammensetzung kohlen- stoff-, wasserstoff- und sauerstoffhaltiger flüssiger Verbindungen auf die Fortpflanzung des Lichtes"; dieselben wurden 1862--1864 in Poggen- dorfs Annalen der Physik und Chemie veröffentlicht und waren wohl mit angeregt von einem der vielen Bonner Freunde Landolts, Pflüger, und dem trefflichen Mathematiker und theoretischen Physiker Beer, dem Ver- fasser eines originellen Buches über höhere Optik. Diese Untersuchungen schlossen sich an ältere (1858) der Engländer Dale und Gladstone an, verfochten aber besonders die neuen Gesichtspunkte, welche die eben in Entwicklung gekommene Konstitutionslehre eröffnete; sie erlaubten dann
Gedächtnisrede auf Hans Heinrich Landolt. 5
Adjunkt in Upsala), Frapolli (später in Mailand), Pavesi (später in Pavia), Goupillat (später in Sèvres) und auch der hiesige Adolf Wagner. Im kleinen Gaszimmer mit zwei Arbeitsplätzen im neuen Institut arbeiteten damals Landolt und Quincke zusammen. Nach vorübergehender Beschäftigung mit der elektrolytischen Dar- stellung von Kalzium und Lithium untersuchte dann Landolt die Gase der Lampe, welche im Winter 1854/1855 von Bunsen konstruiert worden war. Das gemeinsame Arbeiten mit Quincke, wozu sich Sonnabends und Sonntags Ausflüge in die Umgebung gesellten, verband alsbald beide durch eine Freundschaft, die nur der Tod löste. 1856 erfolgte dann die Rückreise nach Breslau, wo auch Lothar Meyer und Beilstein alsbald eintrafen, und in demselben Jahre erwarb Landolt die Venia legendi in Chemie durch seine Habilitationsschrift über »Chemische Vorgänge in der Flamme der Leuchtgase«.
Bonn (1857—1869).
Schon im Jahre 1857 wurde der erst 26jährige Forscher von Breslau weg, als jüngster Extraordinarius Preußens, an die Universität Bonn be- rufen. Die Chemie war damals dort durch Bischof, ordentlichen Pro- fessor der Chemie und Technologie, und durch Baumert, die pharma- zeutische Chemie durch Bergemann vertreten, zu denen Landolt bald in freundschaftliche Beziehungen trat. Dem Bonner Freundeskreis gehörten weiter an: Usener, Schönfeld, Pflüger und dann Landolts zeitweiliger Assistent Bettendorf sowie der bis zuletzt mit Landolt befreundete Schüler und Mitarbeiter Horstmann und viele andere. In der neuen Stellung begann Landolt seine großen grundlegend gewordenen Unter- suchungen über den »Einfluß der atomistischen Zusammensetzung kohlen- stoff-, wasserstoff- und sauerstoffhaltiger flüssiger Verbindungen auf die Fortpflanzung des Lichtes«; dieselben wurden 1862—1864 in Poggen- dorfs Annalen der Physik und Chemie veröffentlicht und waren wohl mit angeregt von einem der vielen Bonner Freunde Landolts, Pflüger, und dem trefflichen Mathematiker und theoretischen Physiker Beer, dem Ver- fasser eines originellen Buches über höhere Optik. Diese Untersuchungen schlossen sich an ältere (1858) der Engländer Dale und Gladstone an, verfochten aber besonders die neuen Gesichtspunkte, welche die eben in Entwicklung gekommene Konstitutionslehre eröffnete; sie erlaubten dann
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Gedächtnisrede auf Hans Heinrich Landolt. 5
Adjunkt in Upsala), Frapolli (später in Mailand), Pavesi (später in
Pavia), Goupillat (später in Sèvres) und auch der hiesige Adolf Wagner.
Im kleinen Gaszimmer mit zwei Arbeitsplätzen im neuen Institut arbeiteten
damals Landolt und Quincke zusammen.
Nach vorübergehender Beschäftigung mit der elektrolytischen Dar-
stellung von Kalzium und Lithium untersuchte dann Landolt die Gase
der Lampe, welche im Winter 1854/1855 von Bunsen konstruiert worden
war. Das gemeinsame Arbeiten mit Quincke, wozu sich Sonnabends und
Sonntags Ausflüge in die Umgebung gesellten, verband alsbald beide durch
eine Freundschaft, die nur der Tod löste.
1856 erfolgte dann die Rückreise nach Breslau, wo auch Lothar
Meyer und Beilstein alsbald eintrafen, und in demselben Jahre erwarb
Landolt die Venia legendi in Chemie durch seine Habilitationsschrift über
»Chemische Vorgänge in der Flamme der Leuchtgase«.
Bonn (1857—1869).
Schon im Jahre 1857 wurde der erst 26jährige Forscher von Breslau
weg, als jüngster Extraordinarius Preußens, an die Universität Bonn be-
rufen. Die Chemie war damals dort durch Bischof, ordentlichen Pro-
fessor der Chemie und Technologie, und durch Baumert, die pharma-
zeutische Chemie durch Bergemann vertreten, zu denen Landolt bald
in freundschaftliche Beziehungen trat. Dem Bonner Freundeskreis gehörten
weiter an: Usener, Schönfeld, Pflüger und dann Landolts zeitweiliger
Assistent Bettendorf sowie der bis zuletzt mit Landolt befreundete
Schüler und Mitarbeiter Horstmann und viele andere. In der neuen
Stellung begann Landolt seine großen grundlegend gewordenen Unter-
suchungen über den »Einfluß der atomistischen Zusammensetzung kohlen-
stoff-, wasserstoff- und sauerstoffhaltiger flüssiger Verbindungen auf die
Fortpflanzung des Lichtes«; dieselben wurden 1862—1864 in Poggen-
dorfs Annalen der Physik und Chemie veröffentlicht und waren wohl mit
angeregt von einem der vielen Bonner Freunde Landolts, Pflüger, und
dem trefflichen Mathematiker und theoretischen Physiker Beer, dem Ver-
fasser eines originellen Buches über höhere Optik. Diese Untersuchungen
schlossen sich an ältere (1858) der Engländer Dale und Gladstone an,
verfochten aber besonders die neuen Gesichtspunkte, welche die eben in
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Van't Hoff, Jakobus Heinrich: Gedächtnisrede auf Hans Heinrich Landolt. Berlin, 1911, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoff_landolt_1911/7>, abgerufen am 17.02.2025.
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