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Hoff, Jacobus H. van 't: Die Lagerung der Atome im Raume. Übers. v. F. Herrmann. Braunschweig, 1877.

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Dritter Abschnitt.
die optisch inactive Traubensäure in ihre Componenten, die
beiden activen Weinsäuren, gespalten.

Eine solche Spaltung durch Krystallisation findet aber in
allen anderen Fällen nicht statt, im Gegentheil scheint die
Trennung der beiden entgegengesetzt activen Componenten
einer inactiven Mischung noch erschwert zu werden durch den
Umstand, dass die mit entgegengesetzter optischer Activität
begabten Molecüle eine gewisse gegenseitige Bindungsfähig-
keit zeigen 1).

Die chemische Identität der beiden activen Weinsäuren,
welche sich in allen ihren Verbindungen mit optisch inactiven
Substanzen darthut, hört auf, sobald optisch active Substan-
zen in Wirkung treten. So verbindet sich z. B. das saure Ammon-
salz der Rechtsweinsäure mit dem sauren Ammonsalz der Links-
äpfelsäure zu einem leicht krystallisirenden Doppelsalze. Das
saure Ammonsalz der Linksweinsäure ist dagegen nicht fähig
mit dem sauren Ammonsalz der Linksäpfelsäure eine Verbin-
dung einzugehen.

Die Rechtsweinsäure bildet mit Linksasparagin eine kry-
stallisirbare Verbindung, die Linksweinsäure lässt sich mit Aspa-
ragin nicht vereinigen und andere Beispiele mehr 2).

Diese offenbare gegenseitige Bindungsfähigkeit entgegen-
gesetzt activer Molecüle, welche deren directe Trennung er-
schwert, giebt vielleicht ein Mittel an die Hand, auf Umwegen
zu einer solchen Trennung zu gelangen. Bringt man z. B. in
eine active Mischung von n Molecülen einer rechtsdrehenden
Säure mit n Molecülen derselben linksdrehenden Säure n Mole-
cüle einer rechtsdrehenden Base, so wird diese sich mit der
linksdrehenden Säure vereinigen und das entstandene Salz
könnte durch Krystallisation von der nicht in Verbindung
gegangenen rechtsdrehenden Säure abgeschieden werden.

1) Bemerkenswerthe Analogie zu dieser Beobachtung zeigt der Um-
stand, dass circularpolarisirende Krystalle das Bestreben zeigen in sym-
metrischer Verwachsung aufzutreten; vergl. P. Groth "über symmetrische
Verwachsungen circularpolarisirender Krystalle": Pogg. Annal. 158
[1876], 214.
2) Kekule: Lehrb. d. org. Chemie II, 196.

Dritter Abschnitt.
die optisch inactive Traubensäure in ihre Componenten, die
beiden activen Weinsäuren, gespalten.

Eine solche Spaltung durch Krystallisation findet aber in
allen anderen Fällen nicht statt, im Gegentheil scheint die
Trennung der beiden entgegengesetzt activen Componenten
einer inactiven Mischung noch erschwert zu werden durch den
Umstand, dass die mit entgegengesetzter optischer Activität
begabten Molecüle eine gewisse gegenseitige Bindungsfähig-
keit zeigen 1).

Die chemische Identität der beiden activen Weinsäuren,
welche sich in allen ihren Verbindungen mit optisch inactiven
Substanzen darthut, hört auf, sobald optisch active Substan-
zen in Wirkung treten. So verbindet sich z. B. das saure Ammon-
salz der Rechtsweinsäure mit dem sauren Ammonsalz der Links-
äpfelsäure zu einem leicht krystallisirenden Doppelsalze. Das
saure Ammonsalz der Linksweinsäure ist dagegen nicht fähig
mit dem sauren Ammonsalz der Linksäpfelsäure eine Verbin-
dung einzugehen.

Die Rechtsweinsäure bildet mit Linksasparagin eine kry-
stallisirbare Verbindung, die Linksweinsäure lässt sich mit Aspa-
ragin nicht vereinigen und andere Beispiele mehr 2).

Diese offenbare gegenseitige Bindungsfähigkeit entgegen-
gesetzt activer Molecüle, welche deren directe Trennung er-
schwert, giebt vielleicht ein Mittel an die Hand, auf Umwegen
zu einer solchen Trennung zu gelangen. Bringt man z. B. in
eine active Mischung von n Molecülen einer rechtsdrehenden
Säure mit n Molecülen derselben linksdrehenden Säure n Mole-
cüle einer rechtsdrehenden Base, so wird diese sich mit der
linksdrehenden Säure vereinigen und das entstandene Salz
könnte durch Krystallisation von der nicht in Verbindung
gegangenen rechtsdrehenden Säure abgeschieden werden.

1) Bemerkenswerthe Analogie zu dieser Beobachtung zeigt der Um-
stand, dass circularpolarisirende Krystalle das Bestreben zeigen in sym-
metrischer Verwachsung aufzutreten; vergl. P. Groth „über symmetrische
Verwachsungen circularpolarisirender Krystalle“: Pogg. Annal. 158
[1876], 214.
2) Kekulé: Lehrb. d. org. Chemie II, 196.
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[42/0062] Dritter Abschnitt. die optisch inactive Traubensäure in ihre Componenten, die beiden activen Weinsäuren, gespalten. Eine solche Spaltung durch Krystallisation findet aber in allen anderen Fällen nicht statt, im Gegentheil scheint die Trennung der beiden entgegengesetzt activen Componenten einer inactiven Mischung noch erschwert zu werden durch den Umstand, dass die mit entgegengesetzter optischer Activität begabten Molecüle eine gewisse gegenseitige Bindungsfähig- keit zeigen 1). Die chemische Identität der beiden activen Weinsäuren, welche sich in allen ihren Verbindungen mit optisch inactiven Substanzen darthut, hört auf, sobald optisch active Substan- zen in Wirkung treten. So verbindet sich z. B. das saure Ammon- salz der Rechtsweinsäure mit dem sauren Ammonsalz der Links- äpfelsäure zu einem leicht krystallisirenden Doppelsalze. Das saure Ammonsalz der Linksweinsäure ist dagegen nicht fähig mit dem sauren Ammonsalz der Linksäpfelsäure eine Verbin- dung einzugehen. Die Rechtsweinsäure bildet mit Linksasparagin eine kry- stallisirbare Verbindung, die Linksweinsäure lässt sich mit Aspa- ragin nicht vereinigen und andere Beispiele mehr 2). Diese offenbare gegenseitige Bindungsfähigkeit entgegen- gesetzt activer Molecüle, welche deren directe Trennung er- schwert, giebt vielleicht ein Mittel an die Hand, auf Umwegen zu einer solchen Trennung zu gelangen. Bringt man z. B. in eine active Mischung von n Molecülen einer rechtsdrehenden Säure mit n Molecülen derselben linksdrehenden Säure n Mole- cüle einer rechtsdrehenden Base, so wird diese sich mit der linksdrehenden Säure vereinigen und das entstandene Salz könnte durch Krystallisation von der nicht in Verbindung gegangenen rechtsdrehenden Säure abgeschieden werden. 1) Bemerkenswerthe Analogie zu dieser Beobachtung zeigt der Um- stand, dass circularpolarisirende Krystalle das Bestreben zeigen in sym- metrischer Verwachsung aufzutreten; vergl. P. Groth „über symmetrische Verwachsungen circularpolarisirender Krystalle“: Pogg. Annal. 158 [1876], 214. 2) Kekulé: Lehrb. d. org. Chemie II, 196.

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Zitationshilfe: Hoff, Jacobus H. van 't: Die Lagerung der Atome im Raume. Übers. v. F. Herrmann. Braunschweig, 1877, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoff_atome_1877/62>, abgerufen am 24.11.2024.