Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783.Röschen gab ihm Bänder mancher Farbe, Band den Weizen, welchen Wilhelm mähte, Band und äugelt ihrem Liebling nach, Bis die Kühlung kam, und Abendröthe Durch die falben Westgewölke brach. Ueber alles war ihm Röschen theuer, War sein Taggedanke, war sein Traum; Wie sich Röschen liebten und ihr Treuer, Lieben sich die Engel kaum. Wilhelm! Wilhelm! Sterbeklocken hallen,
Und die Grabgesänge heben an, Schwarzbeflorte Trauerleute wallen, Und die Todtenkrone weht voran. Wilhelm wankt mit seinem Liederbuche, Nasses Auges, an das offne Grab, Trocknet mit dem weissen Leichentuche Sich die hellen Thränen ab. B Schlummre Röschen gab ihm Bänder mancher Farbe, Band den Weizen, welchen Wilhelm mähte, Band und äugelt ihrem Liebling nach, Bis die Kühlung kam, und Abendröthe Durch die falben Weſtgewölke brach. Ueber alles war ihm Röschen theuer, War ſein Taggedanke, war ſein Traum; Wie ſich Röschen liebten und ihr Treuer, Lieben ſich die Engel kaum. Wilhelm! Wilhelm! Sterbeklocken hallen,
Und die Grabgeſänge heben an, Schwarzbeflorte Trauerleute wallen, Und die Todtenkrone weht voran. Wilhelm wankt mit ſeinem Liederbuche, Naſſes Auges, an das offne Grab, Trocknet mit dem weiſſen Leichentuche Sich die hellen Thränen ab. B Schlummre <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="5"> <pb facs="#f0057" n="17"/> <l>Röschen gab ihm Bänder mancher Farbe,</l><lb/> <l>Kam die Ernt', an ſeinen Schnitterhut,</l><lb/> <l>Saſs mit ihm auf einer Weizengarbe,</l><lb/> <l>Lächelt' ihm zur Arbeit Mut;</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Band den Weizen, welchen Wilhelm mähte,</l><lb/> <l>Band und äugelt ihrem Liebling nach,</l><lb/> <l>Bis die Kühlung kam, und Abendröthe</l><lb/> <l>Durch die falben Weſtgewölke brach.</l><lb/> <l>Ueber alles war ihm Röschen theuer,</l><lb/> <l>War ſein Taggedanke, war ſein Traum;</l><lb/> <l>Wie ſich Röschen liebten und ihr Treuer,</l><lb/> <l>Lieben ſich die Engel kaum.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Wilhelm! Wilhelm! Sterbeklocken hallen,</l><lb/> <l>Und die Grabgeſänge heben an,</l><lb/> <l>Schwarzbeflorte Trauerleute wallen,</l><lb/> <l>Und die Todtenkrone weht voran.</l><lb/> <l>Wilhelm wankt mit ſeinem Liederbuche,</l><lb/> <l>Naſſes Auges, an das offne Grab,</l><lb/> <l>Trocknet mit dem weiſſen Leichentuche</l><lb/> <l>Sich die hellen Thränen ab.</l><lb/> </lg> <fw place="bottom" type="catch">B Schlummre<lb/></fw> <fw place="bottom" type="sig"><lb/> </fw> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [17/0057]
Röschen gab ihm Bänder mancher Farbe,
Kam die Ernt', an ſeinen Schnitterhut,
Saſs mit ihm auf einer Weizengarbe,
Lächelt' ihm zur Arbeit Mut;
Band den Weizen, welchen Wilhelm mähte,
Band und äugelt ihrem Liebling nach,
Bis die Kühlung kam, und Abendröthe
Durch die falben Weſtgewölke brach.
Ueber alles war ihm Röschen theuer,
War ſein Taggedanke, war ſein Traum;
Wie ſich Röschen liebten und ihr Treuer,
Lieben ſich die Engel kaum.
Wilhelm! Wilhelm! Sterbeklocken hallen,
Und die Grabgeſänge heben an,
Schwarzbeflorte Trauerleute wallen,
Und die Todtenkrone weht voran.
Wilhelm wankt mit ſeinem Liederbuche,
Naſſes Auges, an das offne Grab,
Trocknet mit dem weiſſen Leichentuche
Sich die hellen Thränen ab.
B Schlummre
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/hoelty_gedichte_1783 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/hoelty_gedichte_1783/57 |
Zitationshilfe: | Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelty_gedichte_1783/57>, abgerufen am 16.02.2025. |