Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite
Auf Moose horcht' ein Jüngling mit Entzücken
Dem holden Laut,
Und schmachtend hing an ihres Lieblings Blicken
Die junge Braut:
Sie drückten sich bei jeder deiner Fugen
Die Hand einmal,
Und hörten nicht, wenn deine Schwestern schlugen,
O Nachtigall.
Sie horchten dir, bis dumpf die Abendklocke
Des Dorfes klang,
Und Hesperus, gleich einer goldnen Flocke,
Aus Wolken drang;
Und gingen dann im Wehn der Maienkühle
Der Hütte zu,
Mit einer Brust voll zärtlicher Gefühle,
Voll süsser Ruh.

Mailied.
Auf Mooſe horcht' ein Jüngling mit Entzücken
Dem holden Laut,
Und ſchmachtend hing an ihres Lieblings Blicken
Die junge Braut:
Sie drückten ſich bei jeder deiner Fugen
Die Hand einmal,
Und hörten nicht, wenn deine Schweſtern ſchlugen,
O Nachtigall.
Sie horchten dir, bis dumpf die Abendklocke
Des Dorfes klang,
Und Heſperus, gleich einer goldnen Flocke,
Aus Wolken drang;
Und gingen dann im Wehn der Maienkühle
Der Hütte zu,
Mit einer Bruſt voll zärtlicher Gefühle,
Voll ſüſſer Ruh.

Mailied.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0052" n="12"/>
            <lg n="3">
              <l>Auf Moo&#x017F;e horcht' ein Jüngling mit Entzücken</l><lb/>
              <l>Dem holden Laut,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;chmachtend hing an ihres Lieblings Blicken</l><lb/>
              <l>Die junge Braut:</l><lb/>
              <l>Sie drückten &#x017F;ich bei jeder deiner Fugen</l><lb/>
              <l>Die Hand einmal,</l><lb/>
              <l>Und hörten nicht, wenn deine Schwe&#x017F;tern &#x017F;chlugen,</l><lb/>
              <l>O Nachtigall.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="4">
              <l>Sie horchten dir, bis dumpf die Abendklocke</l><lb/>
              <l>Des Dorfes klang,</l><lb/>
              <l>Und He&#x017F;perus, gleich einer goldnen Flocke,</l><lb/>
              <l>Aus Wolken drang;</l><lb/>
              <l>Und gingen dann im Wehn der Maienkühle</l><lb/>
              <l>Der Hütte zu,</l><lb/>
              <l>Mit einer Bru&#x017F;t voll zärtlicher Gefühle,</l><lb/>
              <l>Voll &#x017F;ü&#x017F;&#x017F;er Ruh.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <fw place="bottom" type="catch">Mailied.<lb/></fw>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0052] Auf Mooſe horcht' ein Jüngling mit Entzücken Dem holden Laut, Und ſchmachtend hing an ihres Lieblings Blicken Die junge Braut: Sie drückten ſich bei jeder deiner Fugen Die Hand einmal, Und hörten nicht, wenn deine Schweſtern ſchlugen, O Nachtigall. Sie horchten dir, bis dumpf die Abendklocke Des Dorfes klang, Und Heſperus, gleich einer goldnen Flocke, Aus Wolken drang; Und gingen dann im Wehn der Maienkühle Der Hütte zu, Mit einer Bruſt voll zärtlicher Gefühle, Voll ſüſſer Ruh. Mailied.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoelty_gedichte_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoelty_gedichte_1783/52
Zitationshilfe: Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelty_gedichte_1783/52>, abgerufen am 24.11.2024.