Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite
Blickt drauf den ehrvergessnen Mann,
Den Schauer überschleicht,
Dreimal mit hohlen Augen an,
Und wimmert und entweicht.
Sie zeigte, wann es zwölfe schlug,
Jezt alle Nächte sich,
Verhüllet in ein Todtentuch,
Und wimmert' und entwich.
Der Ritter fiel in kurzer Zeit
Drob in Melancholei,
Und ward, verzehrt von Traurigkeit,
Des Todes Konterfei.
Mit einem Dolch bewaffnet floh
Er aus der Stadt, und lief
Zum Gottesacker hin, alwo
Das arme Röschen schlief;
Wankt' an die frische Gruft, den Dolch
Dem Herzen zugekehrt,
Und sank. Folg! ruft ein Teufel, folg!
Und seine Seel' entfährt.
Der
Blickt drauf den ehrvergeſsnen Mann,
Den Schauer überſchleicht,
Dreimal mit hohlen Augen an,
Und wimmert und entweicht.
Sie zeigte, wann es zwölfe ſchlug,
Jezt alle Nächte ſich,
Verhüllet in ein Todtentuch,
Und wimmert' und entwich.
Der Ritter fiel in kurzer Zeit
Drob in Melancholei,
Und ward, verzehrt von Traurigkeit,
Des Todes Konterfei.
Mit einem Dolch bewaffnet floh
Er aus der Stadt, und lief
Zum Gottesacker hin, alwo
Das arme Röschen ſchlief;
Wankt' an die friſche Gruft, den Dolch
Dem Herzen zugekehrt,
Und ſank. Folg! ruft ein Teufel, folg!
Und ſeine Seel' entfährt.
Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0046" n="6"/>
            <lg n="14">
              <l>Blickt drauf den ehrverge&#x017F;snen Mann,</l><lb/>
              <l>Den Schauer über&#x017F;chleicht,</l><lb/>
              <l>Dreimal mit hohlen Augen an,</l><lb/>
              <l>Und wimmert und entweicht.</l><lb/>
              <l>Sie zeigte, wann es zwölfe &#x017F;chlug,</l><lb/>
              <l>Jezt alle Nächte &#x017F;ich,</l><lb/>
              <l>Verhüllet in ein Todtentuch,</l><lb/>
              <l>Und wimmert' und entwich.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="15">
              <l>Der Ritter fiel in kurzer Zeit</l><lb/>
              <l>Drob in Melancholei,</l><lb/>
              <l>Und ward, verzehrt von Traurigkeit,</l><lb/>
              <l>Des Todes Konterfei.</l><lb/>
              <l>Mit einem Dolch bewaffnet floh</l><lb/>
              <l>Er aus der Stadt, und lief</l><lb/>
              <l>Zum Gottesacker hin, alwo</l><lb/>
              <l>Das arme Röschen &#x017F;chlief;</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="16">
              <l>Wankt' an die fri&#x017F;che Gruft, den Dolch</l><lb/>
              <l>Dem Herzen zugekehrt,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;ank. Folg! ruft ein Teufel, folg!</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;eine Seel' entfährt.</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Der<lb/></fw>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0046] Blickt drauf den ehrvergeſsnen Mann, Den Schauer überſchleicht, Dreimal mit hohlen Augen an, Und wimmert und entweicht. Sie zeigte, wann es zwölfe ſchlug, Jezt alle Nächte ſich, Verhüllet in ein Todtentuch, Und wimmert' und entwich. Der Ritter fiel in kurzer Zeit Drob in Melancholei, Und ward, verzehrt von Traurigkeit, Des Todes Konterfei. Mit einem Dolch bewaffnet floh Er aus der Stadt, und lief Zum Gottesacker hin, alwo Das arme Röschen ſchlief; Wankt' an die friſche Gruft, den Dolch Dem Herzen zugekehrt, Und ſank. Folg! ruft ein Teufel, folg! Und ſeine Seel' entfährt. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoelty_gedichte_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoelty_gedichte_1783/46
Zitationshilfe: Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelty_gedichte_1783/46>, abgerufen am 24.11.2024.