Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783.ung und Empfindung zu erläutern schienen: wohlwis¬ Von Höltys Frömmigkeit zu reden, schien mir un¬ sich
ung und Empfindung zu erläutern ſchienen: wohlwiſ¬ Von Höltys Frömmigkeit zu reden, ſchien mir un¬ ſich
<TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0032" n="XXIV"/> ung und Empfindung zu erläutern ſchienen: wohlwiſ¬<lb/> ſend, daſs manche davon den ehrbaren und weltklugen<lb/> Leſer nicht ganz befriedigen werden. Vielleicht hat<lb/> mich die ſüſſe Erinnerung jener Zeit, da uns die Freund¬<lb/> ſchaft, unter harmloſen Freuden der Jugend, zu ſeelen¬<lb/> erhebenden Zwecken verband, etwas ſchwazhafter ge¬<lb/> macht, als eben nöthig war. Aber wem Hölty ſo,<lb/> wie wir ihn kannten, nicht gefällt, der genieſſe ſeiner<lb/> Erhabenheit, und überſehe es groſsmüthig, daſs er mir<lb/> und meinen Freunden gefallen hat.</p><lb/> <p>Von Höltys Frömmigkeit zu reden, ſchien mir un¬<lb/> nöthig. Seine Gedichte beweiſen es, daſs er, wie jeder<lb/> gute Menſch, die Religion ehrte. Was unſer Freund<lb/> Miller, gewiſs mit feſter Ueberzeugung und redlicher<lb/> Abſicht, von Höltys Widerwillen gegen Neuerungen,<lb/> die doch nicht alle übel gemeint ſein können, erzählt,<lb/> habe ich wenigſtens in dem lezten Jahre zu Göttingen,<lb/> da ich ſein ganzes Zutrauen beſaſs, nicht wahrgenommen.<lb/> Theils falſch, theils Misdeutungen ausgeſezt, iſt Millers<lb/> Vorſtellung von Höltys Glücksumſtänden. Aus Edelmut,<lb/> und weil er ſich leicht behelfen konnte, entſagte er<lb/> zulezt der Unterſtüzung ſeiner Familie; aber eigentlichen<lb/> Mangel hat er nie gelitten. Er genoſs Wohlthaten des<lb/> Staats, die Würdigen beſtimmt ſind; niemals Wohltha¬<lb/> ten eines Mannes, der ihm aufs höchſte nur Gerechtig¬<lb/> keit erwies. Ich hatte es einigen geklagt, daſs Hölty<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſich<lb/></fw> </p> </div> </front> </text> </TEI> [XXIV/0032]
ung und Empfindung zu erläutern ſchienen: wohlwiſ¬
ſend, daſs manche davon den ehrbaren und weltklugen
Leſer nicht ganz befriedigen werden. Vielleicht hat
mich die ſüſſe Erinnerung jener Zeit, da uns die Freund¬
ſchaft, unter harmloſen Freuden der Jugend, zu ſeelen¬
erhebenden Zwecken verband, etwas ſchwazhafter ge¬
macht, als eben nöthig war. Aber wem Hölty ſo,
wie wir ihn kannten, nicht gefällt, der genieſſe ſeiner
Erhabenheit, und überſehe es groſsmüthig, daſs er mir
und meinen Freunden gefallen hat.
Von Höltys Frömmigkeit zu reden, ſchien mir un¬
nöthig. Seine Gedichte beweiſen es, daſs er, wie jeder
gute Menſch, die Religion ehrte. Was unſer Freund
Miller, gewiſs mit feſter Ueberzeugung und redlicher
Abſicht, von Höltys Widerwillen gegen Neuerungen,
die doch nicht alle übel gemeint ſein können, erzählt,
habe ich wenigſtens in dem lezten Jahre zu Göttingen,
da ich ſein ganzes Zutrauen beſaſs, nicht wahrgenommen.
Theils falſch, theils Misdeutungen ausgeſezt, iſt Millers
Vorſtellung von Höltys Glücksumſtänden. Aus Edelmut,
und weil er ſich leicht behelfen konnte, entſagte er
zulezt der Unterſtüzung ſeiner Familie; aber eigentlichen
Mangel hat er nie gelitten. Er genoſs Wohlthaten des
Staats, die Würdigen beſtimmt ſind; niemals Wohltha¬
ten eines Mannes, der ihm aufs höchſte nur Gerechtig¬
keit erwies. Ich hatte es einigen geklagt, daſs Hölty
ſich
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