Dienstfertiger und gefälliger kann man nicht sein, als Hölty war. Er schlug keine Bitte ab, wenn man sie gleich unwissend auf Kosten seiner Ruhe that. Keine unserer Zusammenkünfte, keinen Spaziergang ins Feld, lehnte er auch nur durch eine bedenkliche Mine ab; und oft erfuhren wir nachher, dass er nothwendige Geschäfte zurückgesezt, und die Nacht durch gearbeitet hatte. Er hätte, wie Miller sagt, Folianten für seine Freunde excerpirt. Miller lernte von ihm Englisch, Hahn Griechisch, und ich Englisch und Italienisch.
Im Herbste 1773 fing er an, Fremde für Geld zu unterrichten, und im folgenden Sommer aus dem Eng¬ lischen zu übersezen, wobei ich anfangs sein Gehülfe war. "Um meinem Vater, schrieb er im April 1774, eine Erleichterung zu verschaffen, fiel ich darauf, mir durch Unterricht im Griechischen und Englischen etwas zu verdienen. Ich gab täglich fünf Stunden. Aber nicht einmal von der Hälfte bin ich bezahlt; die andern sind weggereist, oder machen keine Miene zu bezahlen. Ich bin in Schulden gerathen, und muss wieder zu meinem Vater meine Zuflucht nehmen." Sein Auszug aus dem Kenner verdiente mehr gelesen zu werden, als ers unter einem Volke kann, welches von jeder Messe einen so unseligen Ueberfluss geistloser Sudeleien verschlingt, und seine guten Schriften nicht kennt. Diesem folgten Hurds Dialogen, und der erste Theil von Shaftsbury.
Mil¬
Dienſtfertiger und gefälliger kann man nicht ſein, als Hölty war. Er ſchlug keine Bitte ab, wenn man ſie gleich unwiſſend auf Koſten ſeiner Ruhe that. Keine unſerer Zuſammenkünfte, keinen Spaziergang ins Feld, lehnte er auch nur durch eine bedenkliche Mine ab; und oft erfuhren wir nachher, daſs er nothwendige Geſchäfte zurückgeſezt, und die Nacht durch gearbeitet hatte. Er hätte, wie Miller ſagt, Folianten für ſeine Freunde excerpirt. Miller lernte von ihm Engliſch, Hahn Griechiſch, und ich Engliſch und Italieniſch.
Im Herbſte 1773 fing er an, Fremde für Geld zu unterrichten, und im folgenden Sommer aus dem Eng¬ liſchen zu überſezen, wobei ich anfangs ſein Gehülfe war. “Um meinem Vater, ſchrieb er im April 1774, eine Erleichterung zu verſchaffen, fiel ich darauf, mir durch Unterricht im Griechiſchen und Engliſchen etwas zu verdienen. Ich gab täglich fünf Stunden. Aber nicht einmal von der Hälfte bin ich bezahlt; die andern ſind weggereiſt, oder machen keine Miene zu bezahlen. Ich bin in Schulden gerathen, und muſs wieder zu meinem Vater meine Zuflucht nehmen.„ Sein Auszug aus dem Kenner verdiente mehr geleſen zu werden, als ers unter einem Volke kann, welches von jeder Meſſe einen ſo unſeligen Ueberfluſs geiſtloſer Sudeleien verſchlingt, und ſeine guten Schriften nicht kennt. Dieſem folgten Hurds Dialogen, und der erſte Theil von Shaftsbury.
Mil¬
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[XIV/0022]
Dienſtfertiger und gefälliger kann man nicht ſein,
als Hölty war. Er ſchlug keine Bitte ab, wenn man
ſie gleich unwiſſend auf Koſten ſeiner Ruhe that. Keine
unſerer Zuſammenkünfte, keinen Spaziergang ins Feld,
lehnte er auch nur durch eine bedenkliche Mine ab;
und oft erfuhren wir nachher, daſs er nothwendige
Geſchäfte zurückgeſezt, und die Nacht durch gearbeitet
hatte. Er hätte, wie Miller ſagt, Folianten für ſeine
Freunde excerpirt. Miller lernte von ihm Engliſch,
Hahn Griechiſch, und ich Engliſch und Italieniſch.
Im Herbſte 1773 fing er an, Fremde für Geld zu
unterrichten, und im folgenden Sommer aus dem Eng¬
liſchen zu überſezen, wobei ich anfangs ſein Gehülfe war.
“Um meinem Vater, ſchrieb er im April 1774, eine
Erleichterung zu verſchaffen, fiel ich darauf, mir durch
Unterricht im Griechiſchen und Engliſchen etwas zu
verdienen. Ich gab täglich fünf Stunden. Aber nicht
einmal von der Hälfte bin ich bezahlt; die andern ſind
weggereiſt, oder machen keine Miene zu bezahlen. Ich
bin in Schulden gerathen, und muſs wieder zu meinem
Vater meine Zuflucht nehmen.„ Sein Auszug aus dem
Kenner verdiente mehr geleſen zu werden, als ers unter
einem Volke kann, welches von jeder Meſſe einen ſo
unſeligen Ueberfluſs geiſtloſer Sudeleien verſchlingt, und
ſeine guten Schriften nicht kennt. Dieſem folgten
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Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783, S. XIV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelty_gedichte_1783/22>, abgerufen am 02.03.2025.
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