Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783.sein Buch zu, und war mit ganzer Seele Freund. Eine Dienst¬
ſein Buch zu, und war mit ganzer Seele Freund. Eine Dienſt¬
<TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0021" n="XIII"/> ſein Buch zu, und war mit ganzer Seele Freund. Eine<lb/> ſeiner liebſten Unterhaltungen war, <hi rendition="#i">bouts rimés</hi>, oder<lb/> gemeinſchaftliche Parodien, Nachahmungen des damals<lb/> herſchenden Bardengebrülls, und andre dergleichen<lb/> Schnurren zu machen, wie die petrarkiſche Bettlerode<lb/> im Wandsbecker Boten von 1774, und der Geſang des<lb/> Barden Hölegaſt im 76ger Muſenalmanach. Wenn nun<lb/> ein ſolches Ding unter vielem Lachen zuſammengeflickt<lb/> war, ſo mochte es regnen oder ſchneien, Hölty muſste<lb/> noch denſelbigen Abend zu den übrigen, und ihnen die<lb/> Freude mittheilen. Manchmal übernahm er auch wohl<lb/> ein Gelegenheitsgedicht, und ich half ihm dabei. Wir<lb/> lieſſen Rheinwein holen, verabredeten Plan, Ton,<lb/> Versart, Reime und Gleichniſſe; und dann ging es<lb/> Schlag auf Schlag auf das Wohlſein des künftigen Ehe¬<lb/> paars. Einmal waren die vorgeſchriebenen Reime:<lb/> Abend, labend, Herbſt, verfärbſt; natürlich ward in<lb/> der Ausarbeitung die Braut mit einem labenden Früh¬<lb/> lingsabend, und mit dem fruchtreichen Herbſte ver¬<lb/> glichen, und verfärbte ſich darüber. Das Stück ward<lb/> abgeſchickt und vergeſſen. Nach einigen Tagen kam<lb/> Hölty zu mir, und konnte vor Lachen kaum heraus¬<lb/> bringen, welch ein Unſtern über unſere Arbeit gewaltet<lb/> hätte. Der ungenannte Verehrer des jungen Brautpaars<lb/> hieſs Herbſt, und verlangte das Gleichniſs weg, oder<lb/> ein anderes Karmen.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Dienſt¬<lb/></fw> </div> </front> </text> </TEI> [XIII/0021]
ſein Buch zu, und war mit ganzer Seele Freund. Eine
ſeiner liebſten Unterhaltungen war, bouts rimés, oder
gemeinſchaftliche Parodien, Nachahmungen des damals
herſchenden Bardengebrülls, und andre dergleichen
Schnurren zu machen, wie die petrarkiſche Bettlerode
im Wandsbecker Boten von 1774, und der Geſang des
Barden Hölegaſt im 76ger Muſenalmanach. Wenn nun
ein ſolches Ding unter vielem Lachen zuſammengeflickt
war, ſo mochte es regnen oder ſchneien, Hölty muſste
noch denſelbigen Abend zu den übrigen, und ihnen die
Freude mittheilen. Manchmal übernahm er auch wohl
ein Gelegenheitsgedicht, und ich half ihm dabei. Wir
lieſſen Rheinwein holen, verabredeten Plan, Ton,
Versart, Reime und Gleichniſſe; und dann ging es
Schlag auf Schlag auf das Wohlſein des künftigen Ehe¬
paars. Einmal waren die vorgeſchriebenen Reime:
Abend, labend, Herbſt, verfärbſt; natürlich ward in
der Ausarbeitung die Braut mit einem labenden Früh¬
lingsabend, und mit dem fruchtreichen Herbſte ver¬
glichen, und verfärbte ſich darüber. Das Stück ward
abgeſchickt und vergeſſen. Nach einigen Tagen kam
Hölty zu mir, und konnte vor Lachen kaum heraus¬
bringen, welch ein Unſtern über unſere Arbeit gewaltet
hätte. Der ungenannte Verehrer des jungen Brautpaars
hieſs Herbſt, und verlangte das Gleichniſs weg, oder
ein anderes Karmen.
Dienſt¬
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