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Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Zweiter Band. Tübingen, 1799.

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deine größern Wünsche verschmachten. Must du denn nicht die Speise verschmähn, wenn du daran bist, Durstes zu sterben?

Ich wußte es bald; ich konnte dir nicht Alles seyn. Konnt' ich die Bande der Sterblichkeit dir lösen? konnt' ich die Flamme der Brust dir stillen, für die kein Quell fleußt und kein Weinstok wächst? konnt' ich die Freuden einer Welt in einer Schaale dir reichen?

Das willst du. Das bedarfst du, und du kannst nicht anders. Die gränzenlose Unmacht deiner Zeitgenossen hat dich um dein Leben gebracht.

Wem einmal, so, wie dir, die ganze Seele belaidiget war, der ruht nicht mehr in einzelner Freude, wer so, wie du, das fade Nichts gefühlt, erheitert in höchstem Geiste sich nur, wer so den Tod erfuhr, wie du, erhohlt allein sich unter den Göttern.

Glüklich sind sie alle, die dich nicht verstehen! Wer dich versteht, muß deine Größe theilen und deine Verzweiflung.

Ich fand dich, wie du bist. Des Lebens erste Neugier trieb mich an das wunderbare

deine größern Wünsche verschmachten. Must du denn nicht die Speise verschmähn, wenn du daran bist, Durstes zu sterben?

Ich wußte es bald; ich konnte dir nicht Alles seyn. Konnt’ ich die Bande der Sterblichkeit dir lösen? konnt’ ich die Flamme der Brust dir stillen, für die kein Quell fleußt und kein Weinstok wächst? konnt’ ich die Freuden einer Welt in einer Schaale dir reichen?

Das willst du. Das bedarfst du, und du kannst nicht anders. Die gränzenlose Unmacht deiner Zeitgenossen hat dich um dein Leben gebracht.

Wem einmal, so, wie dir, die ganze Seele belaidiget war, der ruht nicht mehr in einzelner Freude, wer so, wie du, das fade Nichts gefühlt, erheitert in höchstem Geiste sich nur, wer so den Tod erfuhr, wie du, erhohlt allein sich unter den Göttern.

Glüklich sind sie alle, die dich nicht verstehen! Wer dich versteht, muß deine Größe theilen und deine Verzweiflung.

Ich fand dich, wie du bist. Des Lebens erste Neugier trieb mich an das wunderbare

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[0068] deine größern Wünsche verschmachten. Must du denn nicht die Speise verschmähn, wenn du daran bist, Durstes zu sterben? Ich wußte es bald; ich konnte dir nicht Alles seyn. Konnt’ ich die Bande der Sterblichkeit dir lösen? konnt’ ich die Flamme der Brust dir stillen, für die kein Quell fleußt und kein Weinstok wächst? konnt’ ich die Freuden einer Welt in einer Schaale dir reichen? Das willst du. Das bedarfst du, und du kannst nicht anders. Die gränzenlose Unmacht deiner Zeitgenossen hat dich um dein Leben gebracht. Wem einmal, so, wie dir, die ganze Seele belaidiget war, der ruht nicht mehr in einzelner Freude, wer so, wie du, das fade Nichts gefühlt, erheitert in höchstem Geiste sich nur, wer so den Tod erfuhr, wie du, erhohlt allein sich unter den Göttern. Glüklich sind sie alle, die dich nicht verstehen! Wer dich versteht, muß deine Größe theilen und deine Verzweiflung. Ich fand dich, wie du bist. Des Lebens erste Neugier trieb mich an das wunderbare

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Zitationshilfe: Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Zweiter Band. Tübingen, 1799, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_hyperion02_1799/68>, abgerufen am 27.11.2024.