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Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Zweiter Band. Tübingen, 1799.

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alles im Hauße verschönert und es durft' ihr niemand dabei helfen. Alle Blumen, die noch übrig waren im Garten, hatte sie eingesammelt, Rosen und frische Trauben hatte sie in der späten Jahrszeit noch zusammengebracht.

Sie kannte meinen Fußtritt, da ich heraufkam, trat mir leis' entgegen; die blaichen Wangen glühten von der Flamme des Heerds und die ernsten großgewordnen Augen glänzten von Thränen. Sie sahe, wie michs überfiel. Gehe hinein, mein lieber, sagte sie; die Mutter ist drinnen und ich folge gleich.

Ich gieng hinein. Da saß die edle Frau und strekte mir die schöne Hand entgegen - kommst du, rief sie, kommst du, mein Sohn! Ich sollte dir zürnen, du hast mein Kind mir genommen, hast alle Vernunft mir ausgeredet, und thust, was dich gelüstet, und gehest davon; aber vergebt es ihm, ihr himmlischen Mächte! wenn er Unrecht vorhat, und hat er Recht, o so zögert nicht mit eurer Hülfe dem Lieben! Ich wollte reden, aber eben kam Notara mit den übrigen Freunden herein und hinter ihnen Diotima.

Wir schwiegen eine Weile. Wir ehrten die traurende Liebe, die in uns allen war, wir fürchteten uns, sich ihrer zu überheben in

alles im Hauße verschönert und es durft’ ihr niemand dabei helfen. Alle Blumen, die noch übrig waren im Garten, hatte sie eingesammelt, Rosen und frische Trauben hatte sie in der späten Jahrszeit noch zusammengebracht.

Sie kannte meinen Fußtritt, da ich heraufkam, trat mir leis’ entgegen; die blaichen Wangen glühten von der Flamme des Heerds und die ernsten großgewordnen Augen glänzten von Thränen. Sie sahe, wie michs überfiel. Gehe hinein, mein lieber, sagte sie; die Mutter ist drinnen und ich folge gleich.

Ich gieng hinein. Da saß die edle Frau und strekte mir die schöne Hand entgegen – kommst du, rief sie, kommst du, mein Sohn! Ich sollte dir zürnen, du hast mein Kind mir genommen, hast alle Vernunft mir ausgeredet, und thust, was dich gelüstet, und gehest davon; aber vergebt es ihm, ihr himmlischen Mächte! wenn er Unrecht vorhat, und hat er Recht, o so zögert nicht mit eurer Hülfe dem Lieben! Ich wollte reden, aber eben kam Notara mit den übrigen Freunden herein und hinter ihnen Diotima.

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[0014] alles im Hauße verschönert und es durft’ ihr niemand dabei helfen. Alle Blumen, die noch übrig waren im Garten, hatte sie eingesammelt, Rosen und frische Trauben hatte sie in der späten Jahrszeit noch zusammengebracht. Sie kannte meinen Fußtritt, da ich heraufkam, trat mir leis’ entgegen; die blaichen Wangen glühten von der Flamme des Heerds und die ernsten großgewordnen Augen glänzten von Thränen. Sie sahe, wie michs überfiel. Gehe hinein, mein lieber, sagte sie; die Mutter ist drinnen und ich folge gleich. Ich gieng hinein. Da saß die edle Frau und strekte mir die schöne Hand entgegen – kommst du, rief sie, kommst du, mein Sohn! Ich sollte dir zürnen, du hast mein Kind mir genommen, hast alle Vernunft mir ausgeredet, und thust, was dich gelüstet, und gehest davon; aber vergebt es ihm, ihr himmlischen Mächte! wenn er Unrecht vorhat, und hat er Recht, o so zögert nicht mit eurer Hülfe dem Lieben! Ich wollte reden, aber eben kam Notara mit den übrigen Freunden herein und hinter ihnen Diotima. Wir schwiegen eine Weile. Wir ehrten die traurende Liebe, die in uns allen war, wir fürchteten uns, sich ihrer zu überheben in

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Zitationshilfe: Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Zweiter Band. Tübingen, 1799, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_hyperion02_1799/14>, abgerufen am 24.11.2024.