Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Erster Band. Tübingen, 1797.sen, gegen dich! Was wollt er auch von dir? Was konnt' er suchen bei dir, dem Schwärmer? O wär' er seiner Wege gegangen! Aber sie haben ihren eigenen Gelust, sich an ihr Gegentheil zu machen! so ein fremdes Thier im Stalle zu haben, lässt ihnen gar gut! - Und doch war ich unaussprechlich glüklich gewesen mit ihm, war so oft untergegangen in seinen Umarmungen, um aus ihnen zu erwachen mit Unüberwindlichkeit in der Brust, wurde so oft gehärtet und geläutert in seinem Feuer, wie Stahl! Da ich einst in heitrer Mitternacht die Dioskuren ihm wies, und Alabanda die Hand auf's Herz mir legt' und sagte: Das sind nur Sterne, Hyperion, nur Buchstaben, womit der Name der Heldenbrüder am Himmel geschrieben ist; in uns sind sie! lebendig und wahr, mit ihrem Muth und ihrer göttlichen Liebe, und Du, Du bist der Göttersohn, und theilst mit deinem sterblichen Kastor deine Unsterblichkeit! - Da ich die Wälder des Ida mit ihm durchstreifte, und wir herunterkamen in's Thal, um da die schweigenden Grabhügel nach ihren Todten zu fragen, und ich zu Alabanda sagte, dass unter den Grabhügeln einer vielleicht dem sen, gegen dich! Was wollt er auch von dir? Was konnt’ er suchen bei dir, dem Schwärmer? O wär’ er seiner Wege gegangen! Aber sie haben ihren eigenen Gelust, sich an ihr Gegentheil zu machen! so ein fremdes Thier im Stalle zu haben, lässt ihnen gar gut! – Und doch war ich unaussprechlich glüklich gewesen mit ihm, war so oft untergegangen in seinen Umarmungen, um aus ihnen zu erwachen mit Unüberwindlichkeit in der Brust, wurde so oft gehärtet und geläutert in seinem Feuer, wie Stahl! Da ich einst in heitrer Mitternacht die Dioskuren ihm wies, und Alabanda die Hand auf’s Herz mir legt’ und sagte: Das sind nur Sterne, Hyperion, nur Buchstaben, womit der Name der Heldenbrüder am Himmel geschrieben ist; in uns sind sie! lebendig und wahr, mit ihrem Muth und ihrer göttlichen Liebe, und Du, Du bist der Göttersohn, und theilst mit deinem sterblichen Kastor deine Unsterblichkeit! – Da ich die Wälder des Ida mit ihm durchstreifte, und wir herunterkamen in’s Thal, um da die schweigenden Grabhügel nach ihren Todten zu fragen, und ich zu Alabanda sagte, dass unter den Grabhügeln einer vielleicht dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="chapter" n="2"> <p><pb facs="#f0067"/> sen, gegen dich! Was wollt er auch von dir? Was konnt’ er suchen bei dir, dem Schwärmer? O wär’ er seiner Wege gegangen! Aber sie haben ihren eigenen Gelust, sich an ihr Gegentheil zu machen! so ein fremdes Thier im Stalle zu haben, lässt ihnen gar gut! –</p><lb/> <p>Und doch war ich unaussprechlich glüklich gewesen mit ihm, war so oft untergegangen in seinen Umarmungen, um aus ihnen zu erwachen mit Unüberwindlichkeit in der Brust, wurde so oft gehärtet und geläutert in seinem Feuer, wie Stahl!</p><lb/> <p>Da ich einst in heitrer Mitternacht die Dioskuren ihm wies, und Alabanda die Hand auf’s Herz mir legt’ und sagte: Das sind nur Sterne, Hyperion, nur Buchstaben, womit der Name der Heldenbrüder am Himmel geschrieben ist; in uns sind sie! lebendig und wahr, mit ihrem Muth und ihrer göttlichen Liebe, und Du, Du bist der Göttersohn, und theilst mit deinem sterblichen Kastor deine Unsterblichkeit! –</p><lb/> <p>Da ich die Wälder des Ida mit ihm durchstreifte, und wir herunterkamen in’s Thal, um da die schweigenden Grabhügel nach ihren Todten zu fragen, und ich zu Alabanda sagte, dass unter den Grabhügeln einer vielleicht dem </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0067]
sen, gegen dich! Was wollt er auch von dir? Was konnt’ er suchen bei dir, dem Schwärmer? O wär’ er seiner Wege gegangen! Aber sie haben ihren eigenen Gelust, sich an ihr Gegentheil zu machen! so ein fremdes Thier im Stalle zu haben, lässt ihnen gar gut! –
Und doch war ich unaussprechlich glüklich gewesen mit ihm, war so oft untergegangen in seinen Umarmungen, um aus ihnen zu erwachen mit Unüberwindlichkeit in der Brust, wurde so oft gehärtet und geläutert in seinem Feuer, wie Stahl!
Da ich einst in heitrer Mitternacht die Dioskuren ihm wies, und Alabanda die Hand auf’s Herz mir legt’ und sagte: Das sind nur Sterne, Hyperion, nur Buchstaben, womit der Name der Heldenbrüder am Himmel geschrieben ist; in uns sind sie! lebendig und wahr, mit ihrem Muth und ihrer göttlichen Liebe, und Du, Du bist der Göttersohn, und theilst mit deinem sterblichen Kastor deine Unsterblichkeit! –
Da ich die Wälder des Ida mit ihm durchstreifte, und wir herunterkamen in’s Thal, um da die schweigenden Grabhügel nach ihren Todten zu fragen, und ich zu Alabanda sagte, dass unter den Grabhügeln einer vielleicht dem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_hyperion01_1797 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_hyperion01_1797/67 |
Zitationshilfe: | Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Erster Band. Tübingen, 1797, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_hyperion01_1797/67>, abgerufen am 16.07.2024. |