Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Erster Band. Tübingen, 1797.Sie schienen mich ziemlich scharf in's Auge zu fassen. Das ist auch einer von denen, die es gerne besser haben möchten in der Welt, rief Alabanda nach einer Weile, und wies auf mich. Das ist Dein Ernst? fragt' einer mich von den Dreien. Es ist kein Scherz, die Welt zu bessern, sagt' ich. Du hast viel mit einem Worte gesagt! rief wieder einer von ihnen. Du bist unser Mann! ein andrer. Ihr denkt auch so? fragt' ich. Frage, was wir thun! war die Antwort. "Und wenn ich fragte?" So würden wir Dir sagen, dass wir da sind, aufzuräumen auf Erden, dass wir die Steine vom Akker lesen, und die harten Erdenklöse mit dem Karst zerschlagen, und Furchen graben mit dem Pflug, und das Unkraut an der Wurzel fassen, an der Wurzel es durchschneiden, samt der Wurzel es ausreissen, daß es verdorre im Sonnenbrande. Nicht, dass wir erndten möchten, fiel ein andrer ein; uns kömmt der Lohn zu spät; uns reift die Erndte nicht mehr. Sie schienen mich ziemlich scharf in’s Auge zu fassen. Das ist auch einer von denen, die es gerne besser haben möchten in der Welt, rief Alabanda nach einer Weile, und wies auf mich. Das ist Dein Ernst? fragt’ einer mich von den Dreien. Es ist kein Scherz, die Welt zu bessern, sagt’ ich. Du hast viel mit einem Worte gesagt! rief wieder einer von ihnen. Du bist unser Mann! ein andrer. Ihr denkt auch so? fragt’ ich. Frage, was wir thun! war die Antwort. „Und wenn ich fragte?“ So würden wir Dir sagen, dass wir da sind, aufzuräumen auf Erden, dass wir die Steine vom Akker lesen, und die harten Erdenklöse mit dem Karst zerschlagen, und Furchen graben mit dem Pflug, und das Unkraut an der Wurzel fassen, an der Wurzel es durchschneiden, samt der Wurzel es ausreissen, daß es verdorre im Sonnenbrande. Nicht, dass wir erndten möchten, fiel ein andrer ein; uns kömmt der Lohn zu spät; uns reift die Erndte nicht mehr. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="chapter" n="2"> <pb facs="#f0063"/> <p>Sie schienen mich ziemlich scharf in’s Auge zu fassen.</p><lb/> <p>Das ist auch einer von denen, die es gerne besser haben möchten in der Welt, rief Alabanda nach einer Weile, und wies auf mich.</p><lb/> <p>Das ist Dein Ernst? fragt’ einer mich von den Dreien.</p><lb/> <p>Es ist kein Scherz, die Welt zu bessern, sagt’ ich.</p><lb/> <p>Du hast viel mit einem Worte gesagt! rief wieder einer von ihnen. Du bist unser Mann! ein andrer.</p><lb/> <p>Ihr denkt auch so? fragt’ ich.</p><lb/> <p>Frage, was wir thun! war die Antwort.</p><lb/> <p>„Und wenn ich fragte?“</p><lb/> <p>So würden wir Dir sagen, dass wir da sind, aufzuräumen auf Erden, dass wir die Steine vom Akker lesen, und die harten Erdenklöse mit dem Karst zerschlagen, und Furchen graben mit dem Pflug, und das Unkraut an der Wurzel fassen, an der Wurzel es durchschneiden, samt der Wurzel es ausreissen, daß es verdorre im Sonnenbrande.</p><lb/> <p>Nicht, dass wir erndten möchten, fiel ein andrer ein; uns kömmt der Lohn zu spät; uns reift die Erndte nicht mehr.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0063]
Sie schienen mich ziemlich scharf in’s Auge zu fassen.
Das ist auch einer von denen, die es gerne besser haben möchten in der Welt, rief Alabanda nach einer Weile, und wies auf mich.
Das ist Dein Ernst? fragt’ einer mich von den Dreien.
Es ist kein Scherz, die Welt zu bessern, sagt’ ich.
Du hast viel mit einem Worte gesagt! rief wieder einer von ihnen. Du bist unser Mann! ein andrer.
Ihr denkt auch so? fragt’ ich.
Frage, was wir thun! war die Antwort.
„Und wenn ich fragte?“
So würden wir Dir sagen, dass wir da sind, aufzuräumen auf Erden, dass wir die Steine vom Akker lesen, und die harten Erdenklöse mit dem Karst zerschlagen, und Furchen graben mit dem Pflug, und das Unkraut an der Wurzel fassen, an der Wurzel es durchschneiden, samt der Wurzel es ausreissen, daß es verdorre im Sonnenbrande.
Nicht, dass wir erndten möchten, fiel ein andrer ein; uns kömmt der Lohn zu spät; uns reift die Erndte nicht mehr.
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Zitationshilfe: | Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Erster Band. Tübingen, 1797, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_hyperion01_1797/63>, abgerufen am 16.07.2024. |