Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Freundeswunsch. An Rosine St. Wenn vom Frühling rund umschlungen, Von des Morgens Hauch umweht, Trunken nach Erinnerungen Meine wache Seele späht; Wenn, wie einst am fernen Herde, Mir so süß die Sonne blinkt, Und ihr Stral in's Herz der Erde Und der Erdenkinder dringt; Wenn, umdämmert von der Weide, Wo der Bach vorüber rinnt, Tief bewegt von Leid und Freude, Meine Seele träumt und sinnt; Wenn im Haine Geister säuseln, Wenn im Mondenschimmer sich Kaum die stillen Teiche kräuseln: Schau ich oft und grüße dich. Hölderlin Gedichte. 2
Freundeswunſch. An Roſine St. Wenn vom Fruͤhling rund umſchlungen, Von des Morgens Hauch umweht, Trunken nach Erinnerungen Meine wache Seele ſpaͤht; Wenn, wie einſt am fernen Herde, Mir ſo ſuͤß die Sonne blinkt, Und ihr Stral in's Herz der Erde Und der Erdenkinder dringt; Wenn, umdaͤmmert von der Weide, Wo der Bach voruͤber rinnt, Tief bewegt von Leid und Freude, Meine Seele traͤumt und ſinnt; Wenn im Haine Geiſter ſaͤuſeln, Wenn im Mondenſchimmer ſich Kaum die ſtillen Teiche kraͤuſeln: Schau ich oft und gruͤße dich. Hoͤlderlin Gedichte. 2
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Freundeswunſch.
An Roſine St.
Wenn vom Fruͤhling rund umſchlungen,
Von des Morgens Hauch umweht,
Trunken nach Erinnerungen
Meine wache Seele ſpaͤht;
Wenn, wie einſt am fernen Herde,
Mir ſo ſuͤß die Sonne blinkt,
Und ihr Stral in's Herz der Erde
Und der Erdenkinder dringt;
Wenn, umdaͤmmert von der Weide,
Wo der Bach voruͤber rinnt,
Tief bewegt von Leid und Freude,
Meine Seele traͤumt und ſinnt;
Wenn im Haine Geiſter ſaͤuſeln,
Wenn im Mondenſchimmer ſich
Kaum die ſtillen Teiche kraͤuſeln:
Schau ich oft und gruͤße dich.
Hoͤlderlin Gedichte. 2
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Zitationshilfe: | Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/25>, abgerufen am 23.02.2025. |