Und gesetzlos sie, die Sprache der Reinesten giebt, Verständlich den Guten, aber mit Recht Die Achtungslosen mit Blindheit schlägt, Die entweichenden Knechte, wie nenn' ich den Fremden? Die Söhne der Erde sind, wie die Mutter, Allliebend, so empfangen sie auch Mühlos, die Glücklichen, Alles. Drum überraschet es auch, Und schreckt den sterblichen Mann, Wenn er den Himmel, den Er mit den liebenden Armen Sich auf die Schultern gehäuft, Und die Last der Freude bedenket. Dann scheint ihm oft das Beste, Fast ganz vergessen da, Wo der Stral nicht brennt, Im Schatten des Wald's, In frischer Grüne zu seyn, Und sorglosarm an Tönen Anfängern gleich, bei Nachtigallen zu lernen. Und herrlich ist's aus heiligem Schlafe dann Erstehen und aus Waldeskühle Erwachend, Abends nun Dem milderen Licht entgegenzugehen, Wenn, der die Berge gebaut Und den Pfad der Ströme gezeichnet,
Und geſetzlos ſie, die Sprache der Reineſten giebt, Verſtaͤndlich den Guten, aber mit Recht Die Achtungsloſen mit Blindheit ſchlaͤgt, Die entweichenden Knechte, wie nenn' ich den Fremden? Die Soͤhne der Erde ſind, wie die Mutter, Allliebend, ſo empfangen ſie auch Muͤhlos, die Gluͤcklichen, Alles. Drum uͤberraſchet es auch, Und ſchreckt den ſterblichen Mann, Wenn er den Himmel, den Er mit den liebenden Armen Sich auf die Schultern gehaͤuft, Und die Laſt der Freude bedenket. Dann ſcheint ihm oft das Beſte, Faſt ganz vergeſſen da, Wo der Stral nicht brennt, Im Schatten des Wald's, In friſcher Gruͤne zu ſeyn, Und ſorglosarm an Toͤnen Anfaͤngern gleich, bei Nachtigallen zu lernen. Und herrlich iſt's aus heiligem Schlafe dann Erſtehen und aus Waldeskuͤhle Erwachend, Abends nun Dem milderen Licht entgegenzugehen, Wenn, der die Berge gebaut Und den Pfad der Stroͤme gezeichnet,
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[194/0202]
Und geſetzlos ſie, die Sprache der Reineſten giebt,
Verſtaͤndlich den Guten, aber mit Recht
Die Achtungsloſen mit Blindheit ſchlaͤgt,
Die entweichenden Knechte, wie nenn' ich den
Fremden?
Die Soͤhne der Erde ſind, wie die Mutter,
Allliebend, ſo empfangen ſie auch
Muͤhlos, die Gluͤcklichen, Alles.
Drum uͤberraſchet es auch,
Und ſchreckt den ſterblichen Mann,
Wenn er den Himmel, den
Er mit den liebenden Armen
Sich auf die Schultern gehaͤuft,
Und die Laſt der Freude bedenket.
Dann ſcheint ihm oft das Beſte,
Faſt ganz vergeſſen da,
Wo der Stral nicht brennt,
Im Schatten des Wald's,
In friſcher Gruͤne zu ſeyn,
Und ſorglosarm an Toͤnen
Anfaͤngern gleich, bei Nachtigallen zu lernen.
Und herrlich iſt's aus heiligem Schlafe dann
Erſtehen und aus Waldeskuͤhle
Erwachend, Abends nun
Dem milderen Licht entgegenzugehen,
Wenn, der die Berge gebaut
Und den Pfad der Stroͤme gezeichnet,
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Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/202>, abgerufen am 24.07.2024.
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