Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Ein Solcher dürfte den Ursprung Es haben aber an eigner Unsterblichkeit die Götter genug, und bedürfen Die Himmlischen eines Dings, So sind's Heroen und Menschen, Und Sterbliche sonst. Denn weil Die Seligsten nichts fühlen von selbst, Muß wohl, wenn Solches zu sagen Erlaubt ist, in der Götter Namen Theilnehmend fühlen ein Andrer -- Den brauchen sie; jedoch ihr Gericht Ist, daß sein eigenes Haus Zerbreche der, und das Liebste Wie den Feind schelt' und sich Vater und Kind Begrabe unter den Trümmern, Wenn Einer, wie sie, seyn will, und nicht Ein Solcher duͤrfte den Urſprung Es haben aber an eigner Unſterblichkeit die Goͤtter genug, und beduͤrfen Die Himmliſchen eines Dings, So ſind's Heroen und Menſchen, Und Sterbliche ſonſt. Denn weil Die Seligſten nichts fuͤhlen von ſelbſt, Muß wohl, wenn Solches zu ſagen Erlaubt iſt, in der Goͤtter Namen Theilnehmend fuͤhlen ein Andrer — Den brauchen ſie; jedoch ihr Gericht Iſt, daß ſein eigenes Haus Zerbreche der, und das Liebſte Wie den Feind ſchelt' und ſich Vater und Kind Begrabe unter den Truͤmmern, Wenn Einer, wie ſie, ſeyn will, und nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="6"> <pb facs="#f0200" n="192"/> <l>Ein Solcher duͤrfte den Urſprung</l><lb/> <l>Und die reine Stimme der Jugend.</l><lb/> <l>Wer war es, der zuerſt</l><lb/> <l>Die Liebesbande verderbt</l><lb/> <l>Und Stricke von ihnen gemacht hat?</l><lb/> <l>Dann haben des eigenen Rechts</l><lb/> <l>Und gewiß des himmliſchen Feuers</l><lb/> <l>Geſpottet die Trotzigen, dann erſt,</l><lb/> <l>Die ſterblichen Pfade verachtend,</l><lb/> <l>Verweg'nes erwaͤhlt,</l><lb/> <l>Und den Goͤttern gleich zu werden getrachtet.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Es haben aber an eigner</l><lb/> <l>Unſterblichkeit die Goͤtter genug, und beduͤrfen</l><lb/> <l>Die Himmliſchen eines Dings,</l><lb/> <l>So ſind's Heroen und Menſchen,</l><lb/> <l>Und Sterbliche ſonſt. Denn weil</l><lb/> <l>Die Seligſten nichts fuͤhlen von ſelbſt,</l><lb/> <l>Muß wohl, wenn Solches zu ſagen</l><lb/> <l>Erlaubt iſt, in der Goͤtter Namen</l><lb/> <l>Theilnehmend fuͤhlen ein Andrer —</l><lb/> <l>Den brauchen ſie; jedoch ihr Gericht</l><lb/> <l>Iſt, daß ſein eigenes Haus</l><lb/> <l>Zerbreche der, und das Liebſte</l><lb/> <l>Wie den Feind ſchelt' und ſich Vater und Kind</l><lb/> <l>Begrabe unter den Truͤmmern,</l><lb/> <l>Wenn Einer, wie ſie, ſeyn will, und nicht</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [192/0200]
Ein Solcher duͤrfte den Urſprung
Und die reine Stimme der Jugend.
Wer war es, der zuerſt
Die Liebesbande verderbt
Und Stricke von ihnen gemacht hat?
Dann haben des eigenen Rechts
Und gewiß des himmliſchen Feuers
Geſpottet die Trotzigen, dann erſt,
Die ſterblichen Pfade verachtend,
Verweg'nes erwaͤhlt,
Und den Goͤttern gleich zu werden getrachtet.
Es haben aber an eigner
Unſterblichkeit die Goͤtter genug, und beduͤrfen
Die Himmliſchen eines Dings,
So ſind's Heroen und Menſchen,
Und Sterbliche ſonſt. Denn weil
Die Seligſten nichts fuͤhlen von ſelbſt,
Muß wohl, wenn Solches zu ſagen
Erlaubt iſt, in der Goͤtter Namen
Theilnehmend fuͤhlen ein Andrer —
Den brauchen ſie; jedoch ihr Gericht
Iſt, daß ſein eigenes Haus
Zerbreche der, und das Liebſte
Wie den Feind ſchelt' und ſich Vater und Kind
Begrabe unter den Truͤmmern,
Wenn Einer, wie ſie, ſeyn will, und nicht
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Zitationshilfe: | Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/200>, abgerufen am 24.07.2024. |