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Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

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Und ihr eigen freundliches Licht ist selber so schön
nicht,
Denn das Liebeszeichen, der Kranz, den immer,
wie vormals,
Deiner gedenk, doch sie um die graue Locke dir
windet.
Und umfängt der Aether dich nicht, und kehren
die Wolken,
Deine Boten, von ihm mit dem Göttergeschenke,
dem Strale
Aus der Höhe dir nicht? Dann sendest du über
das Land sie,
Daß am heißen Gestad die gewittertrunkenen Wälder
Rauschen und wogen mit dir, daß bald, dem wan-
dernden Sohn gleich,
Wenn der Vater ihn ruft, mit den tausend Bä-
chen Mäander
Seinen Irren enteilt, und aus der Ebne Kayster
Dir entgegen frohlockt, und der Erstgeborne, der Alte,
Der zu lange sich barg, dein majestätischer Nil itzt
Hochherschreitend aus fernem Gebirg, wie im
Klange der Waffen,
Siegreich kömmt und die offenen Arme der seh-
nende reichet.

Dennoch einsam dünkest du dir, in schweigender
Nacht hört

Und ihr eigen freundliches Licht iſt ſelber ſo ſchoͤn
nicht,
Denn das Liebeszeichen, der Kranz, den immer,
wie vormals,
Deiner gedenk, doch ſie um die graue Locke dir
windet.
Und umfaͤngt der Aether dich nicht, und kehren
die Wolken,
Deine Boten, von ihm mit dem Goͤttergeſchenke,
dem Strale
Aus der Hoͤhe dir nicht? Dann ſendeſt du uͤber
das Land ſie,
Daß am heißen Geſtad die gewittertrunkenen Waͤlder
Rauſchen und wogen mit dir, daß bald, dem wan-
dernden Sohn gleich,
Wenn der Vater ihn ruft, mit den tauſend Baͤ-
chen Maͤander
Seinen Irren enteilt, und aus der Ebne Kayſter
Dir entgegen frohlockt, und der Erſtgeborne, der Alte,
Der zu lange ſich barg, dein majeſtaͤtiſcher Nil itzt
Hochherſchreitend aus fernem Gebirg, wie im
Klange der Waffen,
Siegreich koͤmmt und die offenen Arme der ſeh-
nende reichet.

Dennoch einſam duͤnkeſt du dir, in ſchweigender
Nacht hoͤrt
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[162/0170] Und ihr eigen freundliches Licht iſt ſelber ſo ſchoͤn nicht, Denn das Liebeszeichen, der Kranz, den immer, wie vormals, Deiner gedenk, doch ſie um die graue Locke dir windet. Und umfaͤngt der Aether dich nicht, und kehren die Wolken, Deine Boten, von ihm mit dem Goͤttergeſchenke, dem Strale Aus der Hoͤhe dir nicht? Dann ſendeſt du uͤber das Land ſie, Daß am heißen Geſtad die gewittertrunkenen Waͤlder Rauſchen und wogen mit dir, daß bald, dem wan- dernden Sohn gleich, Wenn der Vater ihn ruft, mit den tauſend Baͤ- chen Maͤander Seinen Irren enteilt, und aus der Ebne Kayſter Dir entgegen frohlockt, und der Erſtgeborne, der Alte, Der zu lange ſich barg, dein majeſtaͤtiſcher Nil itzt Hochherſchreitend aus fernem Gebirg, wie im Klange der Waffen, Siegreich koͤmmt und die offenen Arme der ſeh- nende reichet. Dennoch einſam duͤnkeſt du dir, in ſchweigender Nacht hoͤrt

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Zitationshilfe: Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/170>, abgerufen am 25.11.2024.